Voerde. Zwölf Jahre ist der Beschluss alt, den Standort der Otto-Willmann-Schule zu verlagern. Passiert ist nichts - und die Zweifel werden immer größer.

Der Grundsatzbeschluss des Stadtrates, dass die Otto-Willmann-Schule vom jetzigen Standort am Sternbuschweg zum Schulzentrum Süd an der Allee ziehen soll, ist mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt alt. Konkrete Schritte in Richtung einer Umsetzung sind bis heute nicht gemacht. Zuletzt, 2021, stand im Raum, am neuen Standort, auf dem sich die Comenius-Gesamtschule mit ihrem kernsanierten Hauptgebäude und einem weiteren Komplex befindet, einen Neubau für die Grundschule zu planen. Davor hatte in Rede gestanden, den Altbau der vor einigen Jahren geschlossenen Realschule zu sanieren. Anfang Juli dieses Jahres ließ die Aussage aus dem Rathaus, dass hinsichtlich der OWS „noch kein finaler Standort“ festgelegt worden sei, aufhorchen und die Frage aufkommen, ob sich das Umzugsvorhaben nach zwölf Jahren inzwischen überholt hat und auf dem Prüfstand steht.

Voerder CDU-Fraktion hegt erhebliche Zweifel an Umsetzung noch bis Ende dieses Jahrzehnts

Aus Sicht der CDU-Fraktion stellt sich just diese Frage nun. Die Christdemokraten fordern eine „kritische Prüfung“ des 2012 getroffenen Grundsatzbeschlusses zur Standortverlagerung der Otto-Willmann-Schule. In einem entsprechenden Antrag argumentieren sie mit den „inzwischen erheblich“ veränderten Rahmenbedingungen: „Aus unserer Sicht bestehen bezüglich der weiterhin sehr angespannten Personalsituation in der Hochbauverwaltung und mittelfristig nicht deutlich aufstockbarer Kapazitäten sowie der herausfordernden Prioritätenliste sowohl bezüglich notwendiger Investitionen als auch der umfangreichen Bauunterhaltungsmaßnahmen erhebliche Zweifel, ob ein Umzug mit den notwendigen Baumaßnahmen am Standort Schulzentrum Süd eine Inbetriebnahme der neuen Otto-Willmann-Schule bis Ende dieses Jahrzehnts ermöglichen würde.“ Die CDU-Fraktion sieht dies als eine „für alle Beteiligten nicht mehr akzeptable Situation“.

Die „inzwischen über ein Jahrzehnt andauernde Hängepartie“ sei weder den Schülerinnen und Schülern noch den Eltern noch den Lehrerinnen und Lehrern an der Otto-Willmann-Schule weiterhin zuzumuten ist. „Die Schule braucht endlich eine klare Planungsperspektive!“, fordert die CDU-Fraktion und erinnert an „mehrfache Verschiebungen des angedachten Umzugs“. Diese seien unter anderem in diversen Verzögerungen bei der umfangreichen Sanierung der Comenius-Gesamtschule begründet gewesen.

Der Verlagerung gegenüber stünden Investitionen, die angesichts der steigenden Schülerzahlen und veränderter rechtlicher und struktureller Rahmenbedingungen inzwischen am bestehenden Schulstandort getätigt wurden bzw. werden mussten, argumentieren die Christdemokraten: Klassencontainer, Mensa, der Schulhof, Ertüchtigungen von Turnhalle und Dach, Sanierung der Toiletten, Umbauten im Inneren, ein insgesamt schöneres Schulgelände und anderes mehr. Dahinter stehe eine erhebliche Euro-Summe, die den Schulstandort insgesamt bereits verbessert habe. „Sollte das alles durch einen Umzug und Abriss am alten Standort – jedenfalls weitgehend – ,in den Sand‘ gesetzt worden sein, statt es weiterhin zu nutzen?“, fragt die CDU-Fraktion.

Auch zieht aus ihrer Sicht ein Argument nicht mehr, das vor zwölf Jahren pro Umzug angeführt worden war. Die „damaligen Unsicherheiten hinsichtlich der Lärmentwicklung“ durch den Ausbau und späteren Betrieb der Betuwe-Strecke sind für die Christdemokraten mittlerweile ausgeräumt: „Schließlich kennen wir heute die Lärmschutzmaßnahmen entlang der Bahnlinie, die denen der benachbarten Anwohner entsprechen und keinen absolut notwendigen Umzugsgrund mehr darstellen.“

„Wir sind der Auffassung, dass diese inzwischen über ein Jahrzehnt andauernde Hängepartie weder den Schülerinnen und Schülern noch den Eltern noch den Lehrerinnen und Lehrern an der Otto-Willmann-Schule weiterhin zuzumuten ist. “

Die CDU-Fraktion fordert in einem Antrag, den 2012 gefassten Grundsatzbeschluss zum Umzug der Grundschule kritisch zu prüfen.

Darüber hinaus begründet die CDU-Fraktion die von ihr geforderte kritische Prüfung des Grundsatzbeschlusses mit der weiteren Entwicklung der Schülerzahlen. Diese sprächen derzeit dafür, dass unter anderem auf dem Gelände des Schulzentrums Süd weitere Räumlichkeiten geschaffen werden müssten. Dafür müssten aber auch die Flächen zur Verfügung stehen. Auch führt die CDU-Fraktion die Ankündigung der Nachbarstadt Dinslaken ins Feld, für die anstehenden Anmeldungen die Plätze an den weiterführenden Schulen zunächst ausschließlich für Dinslakener Schülerinnen und Schüler zur Verfügung zu stellen. Die Voerder Verwaltung möge ob der Gesamtlage die Schulentwicklungsplanung vorzeitig aktualisieren und prüfen, ob eine Weiterentwicklung des Grundschulstandortes am Sternbuschweg möglicherweise sinnvoller erscheint als ein Umzug. Erste Erkenntnisse und Wertungen dazu soll sie der Politik noch in diesem Jahr, also im nächsten Sitzungslauf im November, vorstellen und dazu im Frühjahr 2025 eine beschlussreife Drucksache vorlegen.