Voerde. Nach dem Fund einer 250-Kilo-Bombe mussten 220 Menschen ihre Häuser verlassen. Warum die Entschärfung nicht bis zum nächsten Tag warten konnte.

Schrecken am Donnerstagabend in Voerde: Bei Bauarbeiten ist auf einem Grundstück an der Frankfurter Straße eine Bombe gefunden worden. Nach Angaben der Feuerwehr war dies in der Zeit gegen 19.30 Uhr. Der Kampfmittelräumdienst entschied, dass das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg noch an dem Abend entschärft werden muss, erklärt Michael Bruckhausen, der den Einsatz aufseiten der Feuerwehr leitete, im Gespräch mit der NRZ. Der 250-Kilo-Sprengsatz lag im Bereich der Frankfurter Straße zwischen Breiter Deich und Steinstraße – dort gibt es Wohnbebauung und ein Restaurant. Gegen 22 Uhr sei entschieden worden, die Bombe in den nächsten Stunden zu entschärfen und die Anwohner in einem Radius von 300 Metern vom Fundort zu evakuieren.

Nachdem der Kampfmittelräumdienst den Typus der Bombe identifiziert hatte, sei klar gewesen, dass man sie nicht länger liegen lassen kann, schildert Bürgermeister Dirk Haarmann den Grund dafür, dass sofort gehandelt werden musste. In dem festgelegten Evakuierungsradius verläuft eine Erdgas-Transportleitung – ergo verständigte die Stadt den Versorger Thyssengas. Der 250-Kilo-Sprengsatz lag nach Schilderung von Feuerwehr-Einsatzleiter Michael Bruckhausen nur wenige Meter von der Pipeline entfernt. Bevor damit begonnen wurde, die Erdgas-Transportleitung auf einer Länge abzuschiebern und zu entleeren, wurden die Anwohner von Polizei und Feuerwehr aus ihren Wohnungen geholt.

Im Bereich der Frankfurter Straße zwischen Breiter Deich und Steinstraße in Voerde wurde am Donnerstagabend eine Bombe gefunden.
Im Bereich der Frankfurter Straße zwischen Breiter Deich und Steinstraße in Voerde wurde am Donnerstagabend eine Bombe gefunden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Wir sind von Tür zu Tür gegangen“, erklärt Michael Bruckhausen. Schließlich musste, wie Bürgermeister Haarmann betont, sichergestellt sein, „dass keiner mehr drin ist“. 220 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, 120 von ihnen fanden Zuflucht in der Mehrzweckhalle an der Steinstraße, wo sie versorgt wurden. Dort war das DRK im Einsatz. Neben Getränken wurde auch Essen organisiert: Würstchen wurden warmgemacht. „Um die Uhrzeit bekommt man schlecht belegte Brötchen“, sagt Haarmann. Auch Feldbetten wurden organisiert, schließlich mussten die Anwohner etliche Stunden in der Mehrzweckhalle ausharren. Einige legten sich schlafen.

Die Leitstelle des Kreises Wesel alarmierte über mehrere Warn-Apps. Etwa drei Stunden dauerte es, bis nach der Evakuierung der Anwohner die Erdgas-Transportleitung auf einer Länge von zirka drei Kilometern entleert gewesen sei, erklärt Michael Bruckhausen. Kurz nach 3 Uhr am Morgen begann der Kampfmittelräumdienst damit, die Bombe zu entschärfen. Nach etwa einer halben Stunde, um 3.29 Uhr, dann gab es die Entwarnung. Per Warn-App kam sie um 3.47 Uhr.

Dieser Bereich wurde evakuiert.
Dieser Bereich wurde evakuiert.

Bürgermeister Dirk Haarmann informierte die Bevölkerung über den Bombenfund und die schließlich erfolgte Entschärfung via Facebook, er war selbst vor Ort, schaute auch in der Mehrzweckhalle vorbei. Wie Feuerwehr-Mann Michael Bruckhausen lobt auch er das Verhalten der Anwohner: „Mein Eindruck war, dass alle sehr verständnisvoll und sehr diszipliniert reagiert haben.“ Haarmann ist froh, dass der Bombenfund nicht am heutigen Freitagabend passiert ist. Da läuft bekanntlich das Auftaktspiel der Fußball-EM Deutschland gegen Schottland. Man stelle sich vor, dann hätten mit der deutschen Elf mitfiebernde Anwohner vom Fernseher weggeholt werden müssen... (P.K./aha/tch)