Dinslaken. Die Dinslakener Politik diskutierte über den Kulturentwicklungsplan. Neben einer neuen Vollzeitstelle sollen diese konkreten Maßnahmen erfolgen.
Es sei genug von der Agentur Richter gemacht worden, genug von den Kulturschaffenden beigetragen und auch genug von der Bürgermeisterin verzögert worden. In der Dinslakener Sitzung des Kultur-Partnerschafts- und Europa-Ausschusses (KPE-Ausschuss) – der ersten nach Pandemiebeginn wieder im Ratsaal – forderte der Ausschussvorsitzende Ronny Schneider „Butter bei die Fische“ ein.
Eigentlich sollte der Ausschuss den gegenüber dem ersten Entwurf leicht erweiterten Kulturentwicklungsplan der Agentur Richter nur zur Kenntnis nehmen. Stattdessen sprachen sich die Vertreter der Parteien für einen ganz konkreten Maßnahmenkatalog zur schrittweisen Umsetzung des Konzepts aus. Diese Schritte sollen nun von der Verwaltung in einer Ergänzungsvorlage für die kommende Ratssitzung beschlussfähig zusammengefasst werden.
Stadt soll Stelle für einen Kulturnetzwerker in Dinslaken schaffen
Und so könnte die Umsetzung des Kulturentwicklungsplans nun aussehen. Im Vorstandsbereich II von Dr. Tagrid Yousef soll eine Stabsstelle in Vollzeit eingerichtet werden, die sowohl die Aufgaben der im Kulturkonzept eingeforderten halben Stelle eines oder einer Kulturnetzwerkerin als auch eine halbe Stelle für Europaangelegenheiten abdeckt. Diese Stelle soll nach dem Willen des Gremiums mit einem Budget von 30.000 Euro für kulturelle Projektarbeit ausgestattet werden.
Die neue Stabsstelle soll auch eine neu zu schaffende Kulturwebsite betreuen. Eine Planungsgruppe soll analysieren, was an bestehenden Seiteninhalten dafür genutzt werden kann und was die neue Website leisten soll. Die Kosten dafür sollen in den Haushalt 2024 eingestellt werden.
Verein oder lockeres Konstrukt
Ein Punkt des Richter-Konzepts sah die Einrichtung eines Kulturbeirats als eingetragenen Verein vor – ein formales Konstrukt, dass sowohl unter den Kulturschaffenden als auch in der Politik wegen des zusätzlichen Aufwands für die potenziellen Mitglieder umstritten ist. Das Thema wurde auch am Dienstag heiß diskutiert: Es gilt ein Konstrukt zu schaffen, in dem der Balanceakt zwischen wenig bürokratischen Verpflichtungen und Wahrung der Verbindlichkeit gerade hinsichtlich der finanziellen Ausstattung dieses Organs der bürgerschaftlichen Teilhabe gelingt.
Möglich sei, bereits Bestehendes weiterzuentwickeln: Ben Perdighes Stammtisch. Erst wenn diese Konzeptideen, Netzwerkstelle, Website und ein wie immer gearteter Beirat ständen, sollen die Kulturintendanzen und mögliche Influencer-Aufträge weiterentwickelt werden, so die Empfehlung.
„Danke-Kumpel“ war Thema
Eine Weichenstellung ist auch das Votum (bei einer Enthaltung durch Jutta Frenk, UBV) für die Ausschreibung und Umsetzung eines Kunstwerks auf dem Bahnhofsvorplatz. Ronny Schneider stellte noch einmal klar, dass dieses Kunstwerk keineswegs in Konkurrenz zu „Danke, Kumpel“ stände, die derzeit noch eingelagerte Plastik werde auf jeden Fall aufgestellt. Die Ausschreibung für das zusätzliche Werk soll auch erst erfolgen, wenn die Pläne für die Bahnhofsplatzneugestaltung so weit fortgeschritten sind, dass man weiß, welche Kunst an welcher Stelle zur Geltung kommen kann.
Der Beschluss zur Bereitstellung der Mittel (mit Ausschreibung und Umsetzung 63.000 Euro) erweist sich damit vielmehr als ein Bekenntnis des KPE-Ausschusses zur Stärkung von Kunst und Kultur in Dinslaken - in diesem Fall der in anderen Kommunen heutzutage gerne vernachlässigten Kunst im öffentlichen Raum. Auch ein Thema der Sitzung: Niklas Graf (Bündnis 90/Die Grünen) hakte beim neuen Museumsleiter ein, wie es um die digitalen Erläuterungen zu den Skulpturen in der Innenstadt aussehe.
Von draußen nach drinnen, in die Stadtbibliothek: Bibliotheksleiterin Constanze Palotz berichtete, dass die seit dem Winter wieder geltenden, servicefreien Öffnungszeiten samstags und sonntags nachmittags vor allen von lernenden Abiturienten und spielenden Familien gut angenommen würden. Denkbar knapp mit einer Stimme Mehrheit wurde der Antrag von Grünen und CDU angenommen, die Ausweitung des Bibliotheksangebots, insbesondere einer Saatgutbibliothek, durch Freiwillige sowie die Einrichtung eines weiteren Ausbildungsplatzes zu prüfen.
Einstimmig beschlossen wurde eine Änderung der Voraussetzungen für den Ehrenamtspreis. Seine Vergabe ist künftig nicht mehr an einem Wohnsitz in Dinslaken gebunden. Was zählt, ist „die gute Tat in Dinslaken“.
>>>Was die Kulturschaffenden zu leisten bereit sind
Vor der Sitzung am Dienstag waren die Kulturschaffenden erneut eingeladen worden, sich mit dem Kulturentwicklungsplan auseinanderzusetzen. Doch anstatt Ergebnisse präsentiert zu bekommen, wurden sie aufgefordert, erneut in Arbeitsgruppen an Umsetzungsstrategien zu arbeiten - zu viel nach einem Jahr Arbeit, dies räumte Ronny Schneider am Dienstag in der Sitzung ein.
Dabei sind die Kulturschaffenden nach wie vor interessiert und bereit, sich zu engagieren. Aus den Teilnehmenden eines früheren Workshops hat sich der von Ben Perdighe initiierte und organisierte Kulturstammtisch formiert. Dieser offene, lockere Kreis könnte nun die Keimzelle des wie auch immer strukturierten Kulturbeirats sein, der im Richterschen Kulturentwicklungsplan vorgesehen ist.