Dinslaken. Die Stadt Dinslaken will einen Wettbewerb für ein Kunstwerk am Bahnhof ausschreiben. Dort sollte aber die Bergmann-Skulptur Danke-Kumpel stehen.
Ist der Bergbau in Dinslaken in Vergessenheit geraten? Zumindest beim Danke-Kumpel, der großen Bergmann-Skulptur, die die RAG der Stadt im Rahmen des offiziellen Abschieds vom Steinkohlebergbau auf dem Zechengelände in Lohberg geschenkt hat, scheint das der Fall zu sein. Die Skulptur sollte die Reisenden auf dem Bahnhofsvorplatz empfangen und an die Bergbaugeschichte der Stadt Dinslaken erinnern. Weil die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes aber seit Jahren auf sich warten lässt, fristet der Danke-Kumpel seit 2019 ein trauriges Dasein im Lager des Din-Services. Nun schlägt die Stadtverwaltung vor, auf dem Bahnhofsplatz ein Kunstwerk zu errichten und dafür einen Wettbewerb auszuschreiben. Vom Danke-Kumpel ist dabei aber keine Rede mehr.
Der Danke-Kumpel ist mehr als „nur“ eine Stahlskulptur. Ihre feierliche Enthüllung stellte den emotionalen Höhepunkt der Abschiedsveranstaltung von der Zeche Ende 2018 dar. Eingraviert sind persönliche Grußbotschaften der Bürger an die früheren Kumpel.
Bergbau „für die gesamte Stadt von großer Bedeutung“
2018, nach der Abschiedsfeier, stand die Skulptur auf dem Zechengelände. Die Stadt hat sie aber dort abgebaut und beim Din-Service zwischengelagert. Weil das Fundament fehlte. Und weil die Skulptur am Bahnhof aufgestellt werden sollte. So wollte es 2019 die Stadtverwaltung, und das Netzwerk Bergbau schloss sich schweren Herzens an. „Wir als Verwaltung sind der Ansicht, dass der Bergbau ein Thema ist, was für die gesamte Stadt von großer Bedeutung ist“, erklärte damals die Stadt. Dinslakens Bergbau-Vergangenheit sollte nicht nur in Lohberg sondern auch in der Innenstadt präsent sein – dieses Argument überzeugte die Bergleute. Die Abstimmung war knapp und vielleicht, meint Silvo Magerl vom Netzwerk Bergbau heute, war die Entscheidung doch nicht so gut.
Skulptur am Bahnhof soll Städtepartnerschaft thematisieren
Denn nun schlägt die Stadtverwaltung der Politik im Kulturausschuss vor, einen Wettbewerb für ein Kunstwerk auf dem Bahnhofsplatz auszuschreiben. Dabei sollen die Ideen, die „hinter einer Städtepartnerschaft stehen“ aufgegriffen werden: „Völkerverständigung, friedliches Zusammenleben, Aussöhnung, wirtschaftlicher und kultureller Austausch“, so die Stadt. Denn es gibt auch einen Ratsbeschluss aus dem Jahr 2018, der an dieser Stelle ein Kunstwerk zum Thema Städtepartnerschaften vorsieht. Doch auch die Umsetzung dieses Beschlusses scheiterte am Stillstand bei der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes.
Anlass der aktuellen Diskussion war der Vorschlag, den Künstler Alfred Grimm eine Skulptur anlässlich des Stadtjubiläums erstellen zu lassen. Davon war die Politik abgerückt und wollte lieber einen Wettbewerb ausschreiben lassen. Und dann wurde auch „in Frage gestellt, ob es aus Anlass des Stadtjubiläums überhaupt ein Kunstwerk geben müsse“, so die Stadt. Zumal dieses auf gar keinen Fall im Jubiläumsjahr aufgestellt werden könnte. 2023 wäre allenfalls der Abschluss des Wettbewerbs möglich, eine Aufstellung frühestens 2024. „Soweit allerdings der Standort am Bahnhofsvorplatz weiterhin favorisiert wird, ist auch in 2024 eine Aufstellung dort mehr als unwahrscheinlich“, so die Stadt. Also lieber Kunst ohne Jubiläumsbezug. Für die Errichtung des Kunstwerks, dessen fachgerechte Aufstellung. Künstlerhonorar und Wettbewerb plant die Stadt Kosten in Höhe von 50.000 Euro ein.
Auch der zweite Kumpel soll nicht auf den Platz der Vielfalt
Warum der zeitlose Danke-Kumpel nicht mehr in Frage kommt? Das hat die Stadt auf NRZ-Anfrage bislang nicht beantwortet. Silvo Magerl ist ratlos. Weil der erste Danke-Kumpel seit Jahren beim Din-Service liegt, hat er dank guter Verbindungen zur RAG anlässlich des Knappentages am 21. Mai in Lohberg eine weitere Bergmannskulptur organisiert. Diese sollte, so Magerl, nun in Lohberg, auf dem Platz der Vielfalt auf dem ehemaligen Zechengelände aufgestellt werden. Allerdings gebe es erneut Vorbehalte der Stadt. In dem Bereich stünden schließlich schon zwei Kunstwerke – das Mauerstück und die Lore – habe es geheißen. Vorgeschlagen wurde ein Standort am Ende des Lohberg-Corso. Aus den Augen, aus dem Sinn? Der Vorschlag gefiel den Bergleuten nicht. Nun gibt es also zwei Bergmann-Skulpturen – und keinen Platz dafür in der Nein-Danke-Kumpel-Stadt?