Voerde. Der erste Platz des von der Stadt verliehenen Heimat-Preises ging an den Heimatverein – Rang zwei an den VKV, Rang drei an drei Büchereivereine.
An einem besonderen Ort hat die Stadt in diesem Jahr den inzwischen dritten Heimat-Preis verliehen: Statt wie die beiden Male zuvor im großen Sitzungssaal des Rathauses war am Samstag die Bühne des Weihnachtsmarktes am Wasserschloss Haus Voerde der Ort des Geschehens. Die Idee hatte die Jury. Der Ort verbinde einen notwendigen mit einem nützlichen Zweck, erklärte Bürgermeister Dirk Haarmann: Ein Zusammentreffen mehrerer Menschen könne pandemiebedingt besser im Freien als im geschlossenen Raum stattfinden. Zudem sei es möglich, eine breitere Öffentlichkeit die Preisverleihung live miterleben zu lassen. Für die Stadt bietet der Budenzauber „eine gute Bühne, um noch stärker für das Ehrenamt zu werben“, sagt Stadtsprecherin Miriam Gruschka auf Anfrage der NRZ.
Auch 2021 hatte sich die Stadt an dem Förderprogramm „Heimat.Zukunft.Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ beteiligt. Ein Element ist der Heimat-Preis, den Voerde seit der ersten Auslobung 2019 für besonderen Einsatz in den Bereichen „Verdienste um die Heimat“, „Erhaltung, Pflege und Förderung von Bräuchen“ sowie „Engagement für Kultur und Tradition“ verleiht. Die Fördersumme liegt bei insgesamt 5000 Euro.
Sechs Bewerbungen waren dieses Mal eingegangen. Auch wenn das Ergebnis der Jury-Beratung einheitlich ausgefallen sei: Alle Bewerber hätten gezeigt, wie vielfältig ihr Engagement in Voerde sei – nicht nur im allgemeinen ehrenamtlichen Bereich, sondern auch und speziell bei dem der Heimatpflege und -förderung, betonte Haarmann.
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Der erste Platz und damit 2.100 Euro ging an den Verein für Heimatpflege und Verkehr Voerde (Niederrhein). Die Auszeichnung überreichte der Bürgermeister dem ersten Vorsitzenden Heinz Boß. Das Wirken des Vereins sei „in der ganzen Stadt sichtbar“. Der Verein sei Herausgeber vieler interessanter und wichtiger Publikationen und Schriften zur Geschichte Voerdes, die auch für das Stadtarchiv einen großen Wert hätten. Er hält heimat- und stadthistorische Vorträge oder organisiert Erlebnisradtouren. Zum „herausragenden Engagement“ der jüngeren Vereinsgeschichte zählten die Errichtung eines Geschichtslehrpfades und die wieder eingeführte Verleihung des „Voerder Vogels“ im Miniaturformat, erinnerte Haarmann unter anderem. Der 1950 gegründete Heimatverein habe sich „unzweifelhaft ,Verdiente um die Heimat’ und den ,Erhalt von Kultur und Tradition’ erarbeitet“.
Den zweiten Platz belegte der 1. Voerder Karnevalsverein (VKV) 1972. Dieser ist mit einem Preisgeld von 1900 Euro dotiert. Nach der Vereinsgründung vor fast 50 Jahren habe sich eine Karnevalstradition entwickelt, deren Höhepunkt der Tulpensonntagszug einschließlich Straßenkarneval sei. In normalen Zeiten würden bis zu 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer diesen Zug besuchen. In der Session 2020/21 sei die närrische Tradition weltweit der Pandemie zum Opfer gefallen – „bis auf eine Ausnahme!“: Nur im „karnevalsverrückten Voerde“ hätten sich die Jecken im VKV ihrem Schicksal nicht ergeben wollen und nach einer Alternative gesucht. Ergebnis war ein virtueller Zug, den die Närrinnen und Narren zu Hause am Bildschirm mitverfolgen konnten. Der VKV sei ein ideales Beispiel dafür, dass die Pflege des Brauchtums „den Menschen in schwierigen Zeiten wichtigen Halt geben und zudem den Aktiven auch einen großen Spaß bereiten kann“, sagte Haarmann.
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Über den dritten, mit 1000 Euro dotierten Preis können sich die Fördervereine der Büchereien in Fried-richsfeld, Spellen und Möllen freuen. Allen drei Einrichtungen sei gemein, dass sie wegen der prekären Haushaltssituation der Stadt nicht mehr in deren Regie hätten betrieben werden können, sagte Haarmann. Bereits 1996 sei die Trägerschaft an die Fördervereine Möllen und Spellen übertragen worden – erst sehr viel später, im Jahr 2012, folgte Friedrichsfeld. Seither hätten sie „mit viel Engagement, persönlicher Nähe zu den Menschen des jeweiligen Stadtteils und ihrer Liebe zum Lesen ,ihre Bücherei’ am Leben gehalten“. Zudem leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur frühkindlichen Bildung und zum Wecken der Leselust bereits im Kindergartenalter. „Sie bilden einen an kulturellen und sozial-integrativen Gedanken orientierten Mittelpunkt der Stadtteilgemeinschaften“, würdigte Haarmann dem Einsatz. (P.K.)
>>Info: Jury wählte die drei Preisträger aus
Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Dirk Haarmann wählte die Jury, der der städtische Beigeordnete Jörg Rütten, die Altbürgermeister Dr. Hans-Ulrich Krüger und Leonhard Spitzer, der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur- und Sport, Stefan Schmitz, und Heinz Boß, erster Vorsitzender des Heimatvereins, angehören, die drei Preisträger aus. Heinz Boß, Vertreter des erstplatzierten Vereins, sei nicht an der Juryentscheidung beteiligt gewesen. Die Auswahl wurde dem Stadtrat als Empfehlung ausgesprochen.