Voerde. Laut Verwaltung spricht viel gegen eine Sanierung des schadhaften Gebäudes auf dem Waldfriedhof an der B8. Fachausschuss folgt der Einschätzung.
Die Bilder, die Nicole Johann dem Bau- und Betriebsausschuss vom Inneren der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof an der B8 präsentierte, sprechen eine deutliche Sprache: Feuchtigkeit – auch von unten aufsteigend – hat dem Gebäude an einigen Stellen stark zugesetzt. Schäden am Dach und an der Decke waren bei Bestandsuntersuchungen ausgemacht worden, die im Zusammenhang mit Überlegungen zu einer Sanierung oder zu einem möglichen Neubau des Gebäudes erfolgt sind. Den Anstoß zu der Fragestellung hatte die CDU-Fraktion mit einem Prüfantrag an die Stadtverwaltung und dem Hinweis auf unzumutbare Mängel in der Aussegnungshalle gegeben. Die Erste Beigeordnete der Stadt sprach von „ernüchternden Erkenntnissen“ und einem „erheblichen Sanierungsrückstau“.
So wurde etwa beim Öffnen der verkleideten Deckenbinder festgestellt, dass der hintere obere „verrottet“ ist. Die Statik des Gebäudes sei stark beeinträchtigt. „Deshalb mussten wir den Schritt gehen, die Aussegnungshalle zu schließen“, sagte Johann. Dies war vor knapp sechs Wochen. Durch das Gewicht des Deckenaufbaus und der dort vorliegenden Feuchtigkeit sind die Binder „stark durchgebogen“. Ein weiteres Foto dokumentiert den Aufbau der Unterdecke, die aus drei Lagen (Stroh und Putz, einer Holzfaserplatte und einem Holzpaneel) besteht. Auch dort zeigt sich ein Schadensbild.
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Die klare Botschaft der Beigeordneten: „Eine Sanierung der Aussegnungshalle macht keinen Sinn. Wir sollten uns auf den Weg eines kompletten Neubaus machen.“ Energetisch entspreche das Gebäude dem Stand der 50er-Jahre. Weitere Argumente, die aus Sicht der Verwaltung gegen eine Sanierung sprechen: Das System der verbauten Binder sei aus den 60er/70er-Jahren, so dass eine Instandsetzung fraglich sei. Auch lägen keine Dokumente zur statischen Berechnung vor – gegebenenfalls sei der Bau „nach Handwerkerregeln“ erfolgt.
Für die Sanierung sei ein statischer Nachweis zwingend; eine Ertüchtigung werde demnach kostenintensiv. In welchem Rahmen sie sich bewegt, sei vorab nicht abschätzbar. Zudem verweist die Verwaltung auf die Problematik bestehender Wärmebrücken und aufsteigender Feuchtigkeit. Ein weiteres Manko ist die aktuelle Beheizung über Heizstrahler – der aktuelle Stand der Technik sei nicht gegeben. Und: Die Sanierung der Leitungen sei auch unterhalb des Sozialtraktes erforderlich. Die Gebäudestruktur wird ebenfalls als Argument gegen eine Sanierung angeführt: Es gebe „keine zeitgemäße Trennung“ zwischen den Abschieds- und Trauerräumen und den Betriebsräumen. Auch sollte die rechnerische Lebensdauer eines Gebäudes und der technischen Anlagen berücksichtigt werden.
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Der Neubau werde nicht nur Geld, sondern auch Zeit fordern, sagte die Beigeordnete. Die CDU-Fraktion hatte als Übergangslösung eine Konstruktion in Leichtbauweise vorgeschlagen. Johann stellte eine andere Idee vor: Statt einer Konstruktion, die nach Fertigstellung der Aussegnungshalle wieder abgebaut wird, ließe sich ein fester offener Unterstand errichten, der danach stehen bleibt. Dieser würde während des Neubaus der Aussegnungshalle als Interimslösung dienen und könnte zudem beim Gang über das weitläufige Gelände Schutz vor Regen bieten. „Das wäre ein Mehrwert für alle“, sagte Johann.
Im Bau- und Betriebsausschuss traf die Empfehlung der Verwaltung, neu zu bauen, statt zu sanieren, und für die Übergangszeit eine „geeignete Unterstellmöglichkeit“ bereitzustellen, auf ein positives Echo. Das Gremium votierte einstimmig dafür. Das letzte Wort hat der Stadtrat, der am 5. April tagt. Er trifft auch die Entscheidung darüber, zusätzliche investive Mittel in Höhe von 200.000 Euro in 2022 für die Planung und zwei Millionen Euro für Planung und Bau in 2023 im Finanzplan des städtischen Doppelhaushalts anzumelden. Die Maßnahme ist dort bereits mit 600.000 Euro veranschlagt. Die Investitionssumme liegt demnach bei 2,8 Millionen Euro. Sämtliche Ausgaben würden über den Gebührenhaushalt im Friedhofsbereich gedeckt.
Der Stadtrat tagt am Dienstag, 5. April, ab 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums.