Essen. Der Heiratsantrag ist für viele Paare ein ganz besonderer Moment. Hier erzählen zehn Menschen aus NRW von ihrer Verlobung.
Zum Sonnenuntergang am Strand, beim romantischen Dinner im Restaurant oder einfach zuhause auf der Couch: Jeder Heiratsantrag ist einzigartig und erzählt eine ganz besondere Geschichte. Hier erinnern sich Menschen aus dem Ruhrgebiet und der Region an ihre Verlobung:
„Ich wollte als emanzipierte Frau selbst auf die Knie gehen“
Hillary Pang (30) aus Essen: „Jonas und ich hatten schon oft über das Thema Verlobung gesprochen. Immer, wenn eine Hochzeitseinladung im Briefkasten war, habe ich mich gefragt: Wann ist es bei mir so weit? Weil ich bei den letzten Urlauben ,ringlos‘ ausgegangen bin, habe ich eigene Pläne geschmiedet: Ich wollte die Initiative auf der nächsten Fernreise ergreifen und als emanzipierte Frau selbst auf die Knie gehen. Meine Freunde waren begeistert von der Idee.
Aber dann kam mein 30. Geburtstag. Jonas holte mich von der Arbeit ab, wir wollten eine Runde geocachen gehen. Das ist eine Art digitale Schnitzeljagd, bei der man durch das Lösen von Rätseln und Aufgaben GPS-Koordinaten erhält, die einen zum nächsten Rätsel führen. Jonas hatte eine tolle Tour am Schloss Berge in Gelsenkirchen ausgesucht.
Nach zehn Stationen hatten wir alle Rätsel gelöst. Aber dann schlug Jonas vor, noch einen Zusatzcache zu machen, der sich angeblich total lohnen würde. Ich willigte natürlich ein. Die App führte uns zu einer Parkbank am Berger See, an der wir damals unser erstes Date hatten. Da ich eine schlechte Finderin bin, las Jonas mir einen weiteren Hinweis vor: ,Vorsicht, Schleimspur!‘
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Ich guckte nochmal unter die Bank und voilà, dort sah ich ein Schneckengehäuse. Darin war eine winzige Dose versteckt, in der sich ein Zettel befand. ,Willst du mich heiraten?‘, stand darauf geschrieben. Ich war total überrascht und drehte mich zu Jonas um, der plötzlich mit einer geöffneten Ringschatulle vor mir kniete.“
Ein Ring, versteckt im McDonald‘s Burger
Anonym: „Ich habe meinen Antrag an unserem Jahrestag, den 11. Juni 2023 bekommen. Wir waren mit meinen beiden Jungs beim Schwimmen und danach bei McDonalds. Mein Freund sagte zu mir, dass ich die Kinder zum Essen aus der Spielecke holen sollte. Als wir zurück am Tisch waren, machte ich meinen Burger auf – und sah den Ring auf dem Brötchen liegen. Natürlich habe ich sofort ,Ja‘ gesagt.“
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Hochzeitsantrag auf der Bühne – vor 400 Menschen
Oliver (44) aus Essen: „Anna und ich, wir sind gemacht dafür, im Rampenlicht zu stehen. Deshalb war für mich klar, dass mein Antrag spektakulär werden muss. Letztes Jahr im Türkei-Urlaub hat sich endlich die perfekte Gelegenheit ergeben. Jeden Abend gab es in unserem Hotel eine Animationsshow. Die Bühne war der ideale Ort für unsere Verlobung, fand ich. Auf einem Markt habe ich einen Ring gekauft und dann den Chef der Animationsshow in meine Pläne eingeweiht.
Am Tag der Verlobung habe ich dann auch Annas beiden Töchter von meinem Vorhaben erzählt – und mir ihren Segen geholt. ,Echt, das traust du dich vor allen Leuten?‘, haben sie gefragt. Und natürlich war ich krass aufgeregt, als ich auf die Bühne gerufen wurde. Ich habe kurz mit dem Moderator gequatscht und dann Anna zu mir gebeten. Schon da haben alle im Publikum, das waren an die 400 Menschen, geklatscht und gepfiffen.
,Schatz, du bist meine Traumfrau. Und deswegen wollte ich dich fragen, ob du mich heiraten willst?‘, habe ich gesagt und bin vor ihr auf die Knie gegangen. Sie hat sofort ,Ja‘ gesagt, bei uns beiden sind die Tränen geflossen. Danach haben wir noch zu unserem Lied, ,Perfect‘ von Ed Sheeran, getanzt. Geheiratet haben wir noch nicht, so eine große Feier, wie wir sie uns vorstellen, will schließlich erstmal geplant werden. Aber verlobt zu sein, ist ein sehr schönes Gefühl.“
„Einen Heiratsantrag? Wozu?“
Hannelore Mai (78) aus Duisburg: „Einen Heiratsantrag? Wozu? Wir haben einfach davon gesprochen, wann der beste Termin dafür sei. Wir verfolgen immer wieder diese Heiratsanträge, die höher, schneller, teurer sein müssen als die anderen. Und ganz schnell wird sich dann wieder geschieden. Nicht einen Tag lang hatten wir das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Mein Dieter musste vor mir nicht auf die Knie gehen, das Gefühl, dass wir zusammen gehören, war einfach da – und ist bis heute geblieben.“
„Willst du mir nicht eine Frage stellen?“
Jessica (32) aus Kleve: „Ich war schon dabei, den Antrag zu planen. Allerdings sollte das Ganze in einem halben Jahr stattfinden, frühestens. Dann kam alles anders. Mit meiner Freundin, die lustigerweise auch Jessica heißt, bin ich an einem sonnigen Oktobertag in die Niederlande gefahren. Wir alberten am Strand herum und landeten schließlich filmreif übereinander und schauten uns lange in die Augen.
Sie fragte mich plötzlich, ob ich ihr etwas sagen wolle. Ich verneinte. Sie bohrte immer weiter nach und sagte irgendwann: ,Möchtest du mich vielleicht fragen, ob ich dich heiraten will?‘ Ich war total schockiert, dass sie mir angesehen hatte, dass mich das Thema so beschäftigt und ich auch in dem Moment darüber nachgedacht habe. Also fragte ich sie: ,Möchtest du mich denn heiraten?‘ Erst Wochen später haben wir anderen von der Verlobung erzählt. Der Antrag hat einfach perfekt zu uns gepasst: Wir sind beide chaotisch und lieben genau das aneinander.“
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„Mein verunglückter Heiratsantrag: Meine Mutter hat gesagt...“
Anonym: „Mein verunglückter Heiratsantrag ist nun 60 Jahre her. Ich war mit meiner Freundin schon über ein Jahr zusammen. Da sagte meine Mutter zu mir: ,Willst du Christa nicht irgendwann einmal heiraten?‘ Sie hatte recht, es gab keinen Grund, noch zu warten, entschloss ich. Als ich Christa eines Tages im Zug gegenüber saß, dachte ich, das wäre eine gute Gelegenheit, darüber zu reden. ,Meine Mutter hat gesagt: Willst du Christa nicht irgendwann einmal heiraten?, sagte ich. ,Ja, ich will dich heiraten‘, antwortete Christa und lachte. ,Aber ich hatte mir den Heiratsantrag eigentlich etwas romantischer vorgestellt.‘“
Verlobung im VW-Käfer zum Beatles-Liebeslied
Lothar Gohl (80) aus Velbert: „Zu ihrem 20. Geburtstag habe ich meiner Freundin Hildegard am 8. November 1964 in einem VW-Käfer einen Heiratsantrag gemacht. Während der Beatles-Song ,And I Love Her‘ lief, habe ich ihr den Verlobungsring angesteckt.“
„Verlobungen sind wieder im Trend.“
Heiratsanträge sind immer noch Männersache
„Verlobungen sind wieder im Trend“, sagt Melinda Traub. Als Hochzeitsplanerin beginnt für die Düsseldorferin die Arbeit eigentlich erst nach dem Antrag. Doch der spiele für viele Paare mittlerweile fast eine genauso große Rolle wie die Trauung selbst.
„Die Elterngeneration der Paare hat in der Regel einfach gemeinsam beschlossen, zu heiraten. Das ist heute anders“, so die 23-Jährige. Was sich allerdings nicht verändert habe: In 90 Prozent der Fälle mache immer noch der Mann den Antrag.
Die meisten Paare würden sich im Urlaub verloben, erzählt Traub: „Der Antrag soll etwas Besonderes sein, weit weg vom Alltag.“ Das setzt viele Paare allerdings auch unter Druck. In den sozialen Medien werden zuhauf Fotos von perfekt inszenierten, spektakulären Verlobungen geteilt.
Dabei komme es darauf gar nicht an, sagt Traub: „Es reichen schon kleine Details, die dem anderen zeigen, dass man sich Gedanken gemacht hat.“ Sie rät daher: „Man sollte auf die Beziehung zurückzublicken und sich überlegen, welcher Antrag am besten zur Partnerin passt. Das kann zum Beispiel ein Ort mit besonderer Bedeutung sein oder eine Reise, auf die sich beide schon lange freuen.“
Willst Du mich heiraten? Ja, Nein, Vielleicht...
Rainer Weyland (60) aus Gelsenkirchen: „,Wann wollt ihr denn endlich heiraten?‘ Diese Frage haben meine Freunde mich so oft gefragt, dass ich irgendwann schon richtig genervt war. Ich wollte mich nicht drängen lassen und den für uns richtigen Zeitpunkt abwarten. Meine Frau Gabriele und ich haben uns 2006 im Internet kennengelernt und lange eine Wochenendbeziehung geführt. Sie lebte in Gelsenkirchen, ich in der Pfalz. Nach sechs Jahren Beziehung bin ich zu ihr und ihren Kindern gezogen.
Und 2017 war dann schließlich der richtige Zeitpunkt für den Antrag: In dem Jahr hatte sich die Band „Fury and the Slaughterhouse“, von der meiner Frau großer Fan ist, wiedervereint – und ein Konzert in Hannover gespielt. Ich habe uns ein Hotelzimmer gebucht und dabei gebeten, dass sie das Zimmer für den Antrag vorbereiten.
Ein Rosenstrauß, eine Flasche Prosecco und kleine Herzen: Als meine Frau das Zimmer betrat, sagte sie zu mir: ,Rainer, das kann nicht unser Zimmer sein.‘ Da habe ich schnell mein T-Shirt angezogen. Darauf stand: Willst du mich heiraten? Ja, Nein, Vielleicht. Ich habe meiner Frau einen Edding angedrückt und sie gebeten, das Richtige anzukreuzen.“
Hochzeitsantrag wie im Hollywood-Film
Sara (30) aus Essen: „Ich habe im vergangenen Sommer einen wirklich hollywoodreifen Antrag bekommen. Geplant war eigentlich nur ein gemütlicher Kinoabend in unserem Garten, wir wollten Avatar gucken. Als dann eigentlich das Intro des Films starten sollte, wurde die Musik auf einmal lauter – und auf der Leinwand stand erst mein Name und dann die Frage: ,Möchtest du meine Frau werden?‘
Ich konnte gar nicht realisieren, was da gerade passierte. Und dann kniete mein Mann auch schon vor mir. Ich habe sofort ,Ja‘ gesagt. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein. Mein Mann führte mich an eine andere Stelle des Gartens, wo ein fünf Minuten langes Feuerwerk, das er extra auf den Song „Wonder“ von Dayne S. abgestimmt hatte, auf mich wartete. Das war atemberaubend schön!
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Und während ich das Feuerwerk bestaunte, schlichen sich unsere Familien und engsten Freunde in den Garten, um mit uns zu feiern. Mittlerweile sind wir seit dem 04.04.2024 verheiratet und könnten, zusammen mit unserem kleinen Sohn, nicht glücklicher sein.
Verlobung im Neuseeland-Urlaub: „Ich habe mich richtig erschrocken“
Julia (34) kommt aus dem Ruhrgebiet und lebt heute in Zürich: „Als Johan und ich gerade mal drei Monate zusammen waren, hatte er eine längere Reise nach Neuseeland geplant und mich gefragt, ob ich nicht einfach mitkommen wolle. Ich habe erst gezögert, aber bin dann doch über meinen Schatten gesprungen. Das war genau die richtige Entscheidung! Nicht nur, weil Johan und ich uns in dieser Zeit so gut kennengelernt haben, sondern weil ich mich auch in das Land verliebt habe. Das ist jetzt fünf Jahre her.
Dieses Jahr sind wir endlich wieder nach Neuseeland gereist, auch zu meinem Lieblingsort Kaikoura. Dort wollten wir eigentlich eine Delfintour machen, aber die wurde wegen schlechten Wetters abgesagt. Mich hat das gar nicht so gestört, aber Johan war total schlecht gelaunt.
Und dann schlug ausgerechnet er, der es eigentlich hasst, als Alternativprogramm einen Spaziergang vor. Also sind wir zu den Felsen am Meer gegangen. Dort wollte Johan dann ein Foto nachstellen, das wir schon bei unserer ersten Reise geschossen hatten. Nach gefühlt 100 Bildern hatte ich keine Lust mehr und wollte nach Hause. Aber Johan ist einfach immer weiter raus gehüpft über die Felsen. Ich bin zu ihm geklettert, wollte dann aber wirklich gehen. Da rief er mir zu: ,Dreh dich doch noch einmal um!‘“ Also drehte ich mich um, aber sah Johan nicht mehr. Bis ich nach unten guckt und realisiert habe, dass er vor mir kniete.
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Ich habe mich so erschrocken. Nicht, wie man das aus einem Film von Adam Sandler kennt à la „Oh mein Gott, Schatz!“ Nein, ich bin wirklich zusammengezuckt und konnte erstmal nichts sagen. Dabei bin ich eigentlich um kein Wort verlegen. Ich konnte nur noch weinen und habe erst später realisiert, dass wir jetzt wirklich verlobt sind.“
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