In der Region. Panagiota Petridou ist mit ihrem Programm „Wer bremst, verliert“ auf Tour. Warum sie das selbst nicht wörtlich nimmt, erzählt sie im Interview.

Es ist eine Karriere, die man nicht alle Tage liest: von der erfolgreichsten Mini-Neuwagen-Verkäuferin zur beliebten Fernsehmoderatorin. Panagiota Petridou hat sich mit der TV-Doku-Sendung „Biete Rostlaube, suche Traumauto“ und ihrer extrovertierten Art eine beachtliche Fanschar erhandelt. Seitdem ist die gebürtige Solingerin gerngesehener Gast im Fernsehen und tummelt sich mittlerweile mit ihrem Programm „Wer bremst, verliert“ auf den Live-Bühnen des Landes. Am wohlsten fühlt sich die 44-Jährige allerdings in ihrer neuesten Rolle: dem Muttersein. Welchen Einfluss das auf ihre knallharte Verhandlungstaktik hat und warum sie sich manchmal mit schrägen Blicken anderer Autofahrer konfrontiert sieht, erklärte Petridou im Interview mit Maxi Strauch.

Panagiota Petridou: Als wir Sie das letzte Mal zum Gespräch getroffen haben, fuhren Sie einen Mini Cooper. Sie sind im vergangenen Jahr Mutter geworden. Fahren Sie jetzt Kombi?

Nein, aber es gibt ihn ja auch größer. Da passt der Kindersitz rein, der Kinderwagen, alle Einkäufe, der Hund und auch mein Mann. Ein sehr funktionelles Fahrzeug.

Was hat sich denn am Autofahren geändert, seitdem ein Kind mitfährt?

Oh, eine Menge. Man ist noch achtsamer im Straßenverkehr. Weil jetzt wertvolle Ware mitfährt. Ich merke schon, dass ich defensiver fahre als früher. Ich bin aber auch nicht mehr so gehetzt. Ich war sonst beruflich sehr viel im Auto unterwegs. Jetzt bin ich entspannter. Man fährt zum Spielplatz oder zum Einkaufen oder zu Mutti. Das sind nicht mehr die Strecken, die ich vorher gefahren bin, ohne Kind.

Dann passt „Wer bremst, verliert!“ nicht mehr so richtig, oder?

Der Tour-Titel bedeutet nicht, dass man schnell fahren muss. Sondern es geht darum, dass man sich nicht ausbremsen lässt im Leben. Dass man, wenn es Schwierigkeiten gibt oder Herausforderungen oder man Fehler macht, daraus sehr gut lernen kann und dass man sich davon nicht aufhalten lassen sollte, dass man schön weiter auf seiner Spur bleibt.

Herausforderungen gab’s bei Ihnen in den vergangenen eineinhalb Jahren sicher auch. Wie hat sich Ihr Leben verändert, seitdem Sie Mutter geworden sind?

Die Welt ist auf den Kopf gestellt mit Kind, man ist viel emotionaler, man macht sich mehr Sorgen und mehr Gedanken über die Zukunft. Das hatte ich früher nicht. Und jetzt hat das Kind mal einen Schnupfen und du denkst sofort darüber nach, was du für Fehler gemacht haben könntest. Wie konnte das Kind krank werden? Was habe ich denn falsch gemacht? War das Fenster zu lange auf?

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Sie sind also „weicher“ geworden?

Absolut, und vor allem ist eine Liebe in mir entfacht, die ich mir nie hätte vorstellen können, für jemand anderen zu empfinden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemanden noch mehr lieben könnte als mich selbst. (lacht) Es ist der Wahnsinn, wie oft ich am Tag sage: „Wie ich dieses Kind liebe!“ Ich stille das Baby noch, und das ist so eine schöne Zeit. Ich bin jetzt 44 und ich weiß nicht, wann mir schon mal so ein großes Glück widerfahren ist.

Jetzt sind Sie eigentlich als knallharte Autoverkäuferin bekannt. Hat ihre neuentdeckte weiche Seite nun Einfluss auf ihr Verhandlungstalent?

Nein, nein, im Gegenteil. Ich kann jetzt Eltern besser verstehen und auch beraten. Vorher hatte ich nie diesen Vergleich. Wenn man mir gesagt hat, man kauft das Auto nicht, weil es zu wenig Platz hat, hatte ich Argumente dagegen. Ich bin heute rücksichtsvoller, weil ich weiß, was man mit Kind im Auto benötigt.

Wird Ihre neue Rolle auch Einfluss auf Ihr Live-Programm haben?

Dieses Jahr noch nicht, vielleicht bei der nächsten Tour. Ein paar Geschichten, die mir widerfahren sind, habe ich mir schon aufgeschrieben. Auf meiner Tour, auf der Bühne passieren auch manchmal einfach spontane Sachen, indem Sinne, dass ich einfach was Tagesaktuelles von zu Hause erzähle.

Und wer Kinder hat, weiß, Autofahren mit Kind würde wohl ein ganzes Programm füllen können …

Oh ja, zum Beispiel, wenn man noch nach Hause fahren muss und das Kind nicht einschlafen soll, dann fängt man schon mal an, wild drauflos zu singen. Oder man klatscht plötzlich und dreht die Boxen auf. Allerdings mit Kinderliedern und nicht mehr mit irgendwelchen coolen Chartsongs. Andere Autofahrer denken dann auch: Jetzt ist die Mutti komplett durchgedreht. Aber nein, sie versucht einfach nur, das Kind die letzten zwei Kilometer bis nach Hause wach zu halten.

Das können wohl viele Eltern nachvollziehen. Warum sollte man sich ansonsten Ihr Programm anschauen, wenn man mit Autos und Co. gar nichts am Hut hat?

Es geht in meiner Show nicht primär ums Autoverkaufen. Ich erzähle von mir, von meiner Kindheit, wie ich Autoverkäuferin geworden bin, wie ich dadurch zur erfolgreichsten Mini-Verkäuferin Deutschlands geworden bin und dann ins TV gekommen bin. Ich erzähle Geschichten vom Fernsehen, vom ersten Mal roter Teppich, wie meine erste Talkshow gelaufen ist. Ich plaudere aus dem Nähkästchen. Es geht also ehrlich gesagt sehr wenig um irgendwelche technischen Sachen.

Stimmt es, dass Sie ursprünglich Theater und Schauspiel studieren wollten?

Ich wollte Schauspielerin werden, genau. Aber es hat nicht geklappt. Ich habe dann Abi gemacht und bin Groß- und Außenhandelskauffrau geworden. Mein Vater ist zu der Zeit verstorben und dann war es erst mal wichtig, eine Ausbildung zu machen. Aber ich habe immer rüber geschielt ins TV-Business. Ein großer Teil von mir wollte schon immer auf die Bühne.

Warum?

Als Kind habe ich immer den Kindern draußen gesagt: „Setzt euch mal auf den Boden und dann erzähle ich euch mal ein paar Witze.“ Ich wollte immer ein Clown werden und in den Zirkus gehen. Später war mir klar: Ich muss unbedingt auf die Bühne, durch die Theater-AG wusste ich, es ist so schön, wenn Menschen über dich lachen können.

Also leben Sie doch noch Ihren Traum, auch ohne Schauspielstudium?

Ich mache genau das, was ich machen wollte: Ich bin auf der Bühne. Ich unterhalte Menschen durch meine Sendungen. Ich bin auch schon in den Genuss des Schauspielens gekommen, ich habe mal bei Notruf Hafenkante mitgespielt. Und jetzt auf der Bühne mache ich genau das, was ich schon als Kind wollte. Müsste ich mich entscheiden, ich würde immer wieder die Bühne wählen.

Jetzt wird das Autofahren im Zusammenhang mit dem Klimaschutz immer kritischer beäugt. Tangiert Sie das?

Mich kümmert’s wenig. Ich bin seit 19 Jahren Autoverkäuferin, ich habe schon so viele verschiedene Zeiten des Autoverkaufens mitgemacht, ob es jetzt die Dieselgeschichte war, die ganze E-Mobilität, die dazu gekommen ist. Dann die Abgas-Skandale, die es gab, der Börsencrash, Abwrackprämie ... Wir hatten so viele Hochs und Tiefs in der Automobilbranche. Das sind für uns normale Herausforderungen, die wir jedes Jahr meistern müssen. Es hat mich nicht dazu gebracht, mir über meinen Beruf Gedanken zu machen. Und wir haben ja auch schon gute Alternativen gefunden. Ob es jetzt die Elektromobilität ist oder der Hybrid …

Und Sie persönlich? E-Auto oder Benziner?

Wir haben ein Elektro-Auto, einen Hybrid und auch einen Benziner, wir haben ein paar Autos zu Hause und wir fahren sie alle. Ansonsten kann man das nicht pauschal beantworten. Für den einen ist das E-Auto richtig, für den anderen der Benziner. So ein Außendienstler kann mit einem E-Auto sicherlich nicht viel anfangen, wenn er am Tag 300 Kilometer fährt.

Sie haben schon einige TV-Produktionen durchlaufen. Gibt es noch Wunschprojekte?

Ne, das, was ich gerade mache, ist das, was ich schon immer machen wollte, und deswegen bin ich gerade mitten in meinem Wunschprojekt, und dann bin ich auch noch Mama geworden. Ich habe mir alles erfüllt, was ich mir jemals gewünscht habe.

>>> Info: Panagiota Petridou: Wer bremst, verliert, u.a. 18.10. Krefeld (20 Uhr, Kulturfabrik), 19.10. Köln (19.30 Uhr, Volksbühne am Rudolfplatz), 20.10. Oberhausen (20 Uhr, Ebertbad), 16.11. Essen (20 Uhr, Zeche Carl), 17.11. Wuppertal (20 Uhr, die börse), 3.12. Solingen (19 Uhr, Cobra), 1.6.24 Münster (20 Uhr, Bürgerhaus Kinderhaus). Tickets gibt’s für ca. 31 €.