Essen. Der aus „Bratwurst & Baklava“ bekannte Komiker tourt mit dem neuen Solo „Jackpot“. Zwischendurch traf er auch noch Mike Tyson. Ein Interview.
Özcan Coşars Berufsleben gleicht einer Achterbahn. Der Stuttgarter war Breakdancer, Moderator, Laserdruck-Operator, absolvierte Ausbildungen zum Zahnarzthelfer und Sportlehrer. Am besten war der 42-Jährige nach eigenen Angaben aber immer darin, andere Menschen zum Lachen zu bringen. Mit „Jackpot“ präsentiert Coşar nun sein fünftes Comedy-Solo. Über das Programm, ein Treffen mit einer wahren Sportler-Legende und seine enge Freundschaft zu Kollege Bastian Bielendorfer sprach der „Bratwurst & Baklava“-Podcaster mit Patrick Friedland.
Das neue Programm heißt „Jackpot“ – geht es darin viel um Glücksspiel?
Özcan Coşar: Ich spreche das Thema Glücksspiel an, aber es ist nur eines von vielen Themen. Oft sucht man das Glück ja im Geld, merkt aber am Ende, dass das Glück ganz woanders liegen kann. In der Zufriedenheit, in der Liebe, in der Familie vor allem. Der Großteil des Programms ist aber auch einfach wieder mein Leben. Echte, verrückte Storys, die ich durchlebt habe.
Was bedeutet Ihnen persönlich Glück?
Gesundheit ist das größte Glück. Ich verlor vor anderthalb Jahren meinen Vater, daher weiß ich, das alles andere nach der Gesundheit und der damit einhergehenden Zufriedenheit kommt.
Woher kamen die Inspirationen für „Jackpot“?
Ich bin ganz ehrlich: Ich habe in drei Tagen die komplette Show für die erste Preview-Vorstellung geschrieben. 24 Stunden täglich. Habe meine Cousins zusammengetrommelt, mit ihnen Pizza bestellt, Chips gegessen, Cola getrunken und dann gefragt „Jungs, was ist mir in den letzten zwei Jahren Lustiges passiert?“ So kamen die Anekdoten zusammen. Ich bin das beste Beispiel für einen Prokrastinierer, schieße auf den letzten Drücker alles auf einmal raus. Genau wie ich früher für die Schule oder für mein Sportstudium alles auf den letzten Drücker gelernt habe. Das Studium habe ich übrigens mit 1,3 fertiggemacht.
Wie lief es bei den ersten Tour-Shows in Erfurt, Magdeburg und Berlin?
Sehr gut, ein supertolles und dankbares Publikum. Der Osten ist eh immer was Besonderes, da habe ich wirklich die Ochsentour gemacht mit den kleinsten Locations und mir die Leute nach und nach erarbeitet.
Bochum: Vier Comedy-Abende im November im RuhrCongress
Wie kamen Sie kürzlich dazu, in Offenbach ein Fan-Meet&Greet mit Mike Tyson moderieren zu können?
Zufall. Jemand, der jemanden kennt, hat jemanden gekannt. Und auf einmal bekam ich einen Anruf. „Ja, hey, ich bräuchte einen Moderator für eine Veranstaltung auf Englisch.“ Das war erstmal kein Problem für mich, früher habe ich oft Breakdance-Wettbewerbe auf Englisch moderiert. Dann fragte ich, um wen es geht. Auf die Antwort „Mike Tyson“ dachte ich erst: „Willst du mich verarschen?“ Aber ich habe natürlich zugesagt. Auch wenn ich mir vorher in die Hose machte, wusste, dass ich mir sofort einen linken Haken einfange, wenn ich da Scheiße labere (lacht) …
„Zumindest hat mich Mike Tyson nicht geschlagen“
Wie lief es tatsächlich?
Es war auf jeden Fall ein Erlebnis. Solche Abende hat man nicht so oft im Leben, da werde ich mit Sicherheit auch noch meinen Enkelkindern von erzählen. Ich scheine meinen Job auch ganz gut gemacht zu haben, zumindest wurde ich hinterher nicht geschlagen. (lacht) Genau solche Sachen sind dann aber auch wieder Jackpot. Da hat mich das Leben geküsst. Ich denke, das passiert sowieso oft. Nur viele Menschen merken das gar nicht, weil sie immer nach Sachen greifen, die sie nicht kriegen können.
Ein immer wiederkehrendes Thema in Ihren Shows ist die Familie und die Erwartungen, die zum Beispiel Ihre Eltern an Sie hatten. Wie stellt sich das heute in Ihrem Umfeld dar?
Die sagen dann „Nimm mich mit zu Mike Tyson!“ (lacht) Mal im Ernst: Die sind superstolz und immer unterstützend.
In Hemer: Özcan Coşar über deutsch-türkische Eigenheiten
Erfolgreich ist auch Ihr Podcast „Bratwurst & Baklava“ mit Bastian Bielendorfer. Da gab es etwas Verwirrung, weil dieser vom WDR zu RTL wechselte und zwischenzeitlich pausiert wurde …
Eigentlich wurde der nie pausiert. Wir haben nur in der Übergangsphase keine Werbung gemacht. Daher wirkte es für einige anscheinend so, als hätten wir eine Pause eingelegt.
Es war also nie ein Thema, aufzuhören?
Nein. Wir sind echt gute Freunde, wie so ein altes Ehepaar. Wir können nicht ohne den anderen, es ist mit Basti einfach immer sehr lustig und cool.
Unserer Zeitung sagte er erst kürzlich, dass er gerne eine Samstagabendshow mit Ihnen moderieren wollen würde. Wie sieht’s aus?
Klar. Die müsste aber so aussehen, dass wir so bleiben dürfen wie wir sind. Wir haben schon über 220 Folgen aufgenommen ohne Konzept oder Vorbereitung. Das hat immer funktioniert, war unterhaltsam, lustig, aber auch tiefgründig. Das wäre der Wunsch. Ein Abendprogramm, das mit Charme, Witz, Gästen, Musik funktioniert. Und mit Bratwurst und Baklava. Und mit einem Logopäden für Bastis Sprachfehler, weil er lispelt.
„Bastian Bielendorfer hat ein Glow-up durchgemacht“
Also keine starren Regeln?
Auf gar keinen Fall. Als Komiker ist es im Fernsehen oft irritierend. Du bekommst da Fragen gestellt und du sollst mit Auszügen aus deinem Stand-up-Programm antworten, weil die Angst haben, dass du nicht normal, nicht lustig antworten kannst. Diese Podcastbewegung hat das Gegenteil bewiesen. Wir können auch spontan lustig sein.
Vor zwei Jahren hofften Sie bei uns im Interview, dass „Basti jetzt endlich mal coole Klamotten kauft, anstatt wie ein Bauer rumzulaufen“. Hat sich diesbezüglich etwas getan?
Absolut. Er hat ein „Glow-up“ durchgemacht. Wirklich um 180 Grad gedreht, ich bin sehr stolz auf ihn. Er fühlt sich auch absolut wohl damit, er war ja vorher schon ein toller Mensch und hat ein hübsches Gesicht, aber jetzt hat er sich ganz toll entwickelt. Angefangen, Sport zu treiben, Bart und Frisur etwas anders ...und jetzt wird er mit „Sexy Basti“ auf der Straße angesprochen. Ich freue mich für ihn.
>>> „Jackpot“ live, für diese Termine gibt’s noch Karten: 29.11. Hemer (20 Uhr, Grohe Forum), 1.2. Soest (Stadthalle), 3.2. Schwerte (Rohrmeisterei), 14.4. Münster (Halle Münsterland), 17.4. Köln (Lanxess Arena), 18.4. Oberhausen (Luise-Albertz-Halle), 19.4. Düsseldorf (MEH), 20.4. Dortmund (Westfalenhalle 2). Karten ab ca. 45 €.