Essen. Fall 18 für das ungewöhnliche Ermittler-Trio aus München. Warum „A saisonale G‘schicht“ zu den stärksten Folgen der Reihe zählt.
Sie sollen ja nicht ermitteln, die Kommissare Schaller (Alexander Held) Neuhauser (Marcus Mittermaier) und Flierl (Bernadette Heerwagen). Bloß nicht ermitteln. „Schließt ein paar Akten, das macht locker und befreit die schwere Seele“, rät Kriminalrat Zangel (Christoph Süß) – wohl wissend, dass seine Untergebenen aus dem tristen Kellerbüro einmal mehr nicht auf ihn hören werden. Obwohl in der 18. München Mord-Folge „A saisonale G‘schicht“ zwei der drei Kommissare selbst nicht sicher sind, ob es sich überhaupt um ein Verbrechen handelt.
Gerade saß er noch mitten in der Nacht stark angetrunken hoch oben auf dem Geländer, Sekunden später liegt Klaus Niehoff (Florian Jahr) mausetot vor dem Friedensengel in Bogenhausen. „Selbstmord“ ist das Fräulein Flierl überzeugt, auch ein Unfall wird angesichts des Alkoholpegels nicht ausgeschlossen. Doch dann findet der Chef-Ermittler eine goldene Gottesanbeterin in der Tasche des Toten und ein Kioskbetreiber meldet sich, weil er in der Nacht eine Person in Motorradkleidung beobachtet hat, die dem Opfer gefolgt ist. Für Schaller Grund genug, noch einmal genau hinzuschauen, denn: „Die Sache scheint doch interessanter als zunächst gedacht.“
Enttäuschte Liebe, Hochstapelei und Erpressung
Vor allem ist sie komplizierter. Es geht unter anderem um enttäuschte Liebe, Hochstapelei und Erpressung. Ins Zentrum der Ermittlungen rückt bald Katrin Markgraf (Nina Kunzendorf) – eine auf den ersten Blick sehr intelligente, attraktive und wohlhabende Unternehmerin mit besten Kontakten in die Münchner Gesellschaft. Bei genauerem Hinsehen allerdings eher eine „sich hoch schwindelnde Heiratsstaplerin“, wie sie Flierl etwas wirr aber durchaus treffend bezeichnet.
Auf jeden Fall ist sie eine willkommene Herausforderung für Schaller. Flugs streift er seinen Ehering vom Finger und gibt sich der Verdächtigen gegenüber als wohlhabender Witwer auf der Suche nach einer Partnerin aus. Überhaupt löst er dieses Mal den Fall beinahe im Alleingang, während Flierl und Neuhauser mehr mit ihrem Liebesleben beschäftigt sind als mit der Arbeit. Was der – wie immer in München Mord - recht beschaulich erzählten Geschichte allerdings nicht schadet.
Schaller schont weder sich selbst noch andere
Schaller dagegen schont weder sich selbst noch andere. Er entlockt in kleinen Plaudereien sowohl dem kleinen Wirt an der Ecke wie einem erfolgreichen und gewieftem Rechtsanwalt Informationen, die ein „normaler“ Polizist nie bekommen würde. Und wenn er dafür schon früh am Morgen Knoblauchschnaps bechern oder mit geliehener Ausrüstung über den Golfplatz schlurfen muss, dann macht er es eben.
Überhaupt gibt er sich bei der Rekonstruktion der Tat so ausgiebig wie lange nicht mehr seinen Visionen hin. Das beschert den Zuschauern die mit Abstand unterhaltsamsten Momente der ohnehin kurzweiligen 90 Minuten. „A saisonale G‘schicht“ ist wieder eine Episode, die eher köstliche Komödie als klassischer Krimi ist. Ein Muss für jeden Fan der Reihe, zumal es am Ende sogar noch richtig spannend wird.