Mit der sogenannten ABC-Regel lassen sich viele Probleme beim Miteinander vermeiden. So gehen Sie mit Konfliksituationen um
Paul Watzlawick war ein österreichisch--amerikanischer Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler. Zusammen mit seinen Kollegen entwickelte er Grundsätze,die sogenannten Axiome der Kommunikation, die ein Teil der psychologischen Arbeit von verschiedenen Therapeuten, Beratern oder Coaches sind. Eines dieser Axiome besagt, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Sobald sich zwei Menschen gegenseitig wahrnehmen, kommt es zur Wahrnehmung ihres Verhaltens und so zur Kommunikation, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist ein Verhalten. Man kann sich nicht nicht verhalten und somit – kann man auch nicht nicht kommunizieren.
Laut Watzlawick ist Kommunikation immer Ursache und Wirkung. Alles das, was wir an eine Person kommunizieren, löst ihre Reaktion aus, auf die wir dann auch wieder reagieren. Bei dem Axiom „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt“ bestimmt Letzterer den Ersten. Eine Nachricht erhält nämlich neben einem Inhaltsaspekt auch einen Beziehungsaspekt (Verhältnis zum Gesprächspartner), der die Botschaft bestimmt. Kurz gesagt: Die Art und Weise, wie wir sprechen – sei es der Inhalt, der Tonfall, die Mimik oder Gestik – beeinflusst die Wirkung einer Botschaft und definiert so die Beziehung.
Die falsche Interpretation
Wenn es um die Kommunikation geht, zeigt sich oft, dass diese in den verschiedenen zwischenmenschlichen Kontakten ein großer Bestandteil der Probleme ist. Eine falsche, unangebrachte, respektlose oder aggressive Kommunikation – aber auch die Interpretation und die daraus entstehende Reaktion – können zu ernsthaften Konflikten führen. Die ABC-Technik (Auslösende Situation, Bewertung, Consequence) hilft dabei, besser mit schwierigen Situationen umzugehen, indem anstelle negativer Gedanken und Gefühle eine andere, alternative (positive oder neutrale) Interpretationsmöglichkeit geschaffen wird. Diese soll sich auf die eigene Stimmung und das Wohlbefinden auswirken, damit potenzielle Konflikte möglichst vermieden werden können.
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Beispiel: auslösende Situation. Ein Freund kommt zu spät zur Verabredung. Bewertung, automatische Gedanken: Er legt nicht viel Wert auf mich. Wäre ich ihm wichtig, wäre er pünktlich. Die Konsequenz: Traurigkeit, Enttäuschung, Wut. Die Folge: eine negative Reaktion, potenzieller Streit.
Bei der ABC-Technik geht es darum, bei der Bewertung (B) eine Alternative zu dieser Interpretation zu schaffen, um so die negativen Gedanken und Gefühle zu verändern. Mögliche neue Bewertung: Bestimmt musste ihm etwas Wichtiges dazwischenkommen sein. Oder: Vielleicht musste er länger bei der Arbeit bleiben, etc.. Neue emotionale Konsequenz, bzw. neues Gefühl: Anstatt wütend und unglücklich zu sein, sich erleichtert, ausgeglichen und nachsichtig fühlen. Das regelmäßige Üben der ABC-Technik hilft, mit weniger Wut und weniger negativen Emotionen über eine derartige Situation zu denken, zu reden und diese dann zu klären.
GFK – gewaltfreie Kommunikation
Dabei geht es darum, in Konfliktsituationen mit Empathie, Wertschätzung und einfühlsamem Zuhören über die Gefühle und Bedürfnisse zu kommunizieren. Das Ziel ist, mehr Vertrauen, Klarheit und Freude ins Gespräch zu bringen und zwar mit dem folgenden 4-Schritte-Modell:
1. Beobachtung. Was ist passiert? Was wurde gesagt oder getan?Beschreibung der Situation ohne Bewertung oder Interpretation.
2. Gefühl. Wie fühle ich mich? Zusammen mit einer „Ich-Botschaft“ von sich sprechen. So kann mitfühlendes Verständnis entstehen.
3. Bedürfnis. Was brauche ich? Was liegt mir am Herzen?Hier kann die nötige Klarheit geschaffen werden.
4. Bitte. Eine konkrete Bitte formulieren, die auf dem Bedürfnis basiert.
Beispiel:. Wir waren heute um 16 Uhr verabredet, aber du warst nicht da. Ich habe mich traurig gefühlt, denn ich hatte mich sehr auf das Treffen gefreut. Weil die Pünktlichkeit für mich und meinen Tagesplan wichtig ist, bitte ich dich, mir früher Bescheid über eine Verspätung zu geben.
In Beziehungen sollte für beide Parteien ein Kompromiss gefunden werden, mit dem sie zufrieden sind. Beziehungskonflikte können oft erst gelöst werden, wenn beide Partner ihre Gefühle angemessen äußern. Es ist wichtig, den Äußerungen zuzuhören, um diese auch verstehen zu können. So wird es möglich, gemeinsam einen passenden Kompromiss zu finden.
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