Essen. Der Film „Die Ironie des Lebens“ ist ein sehr deutsches Stück Unterhaltung. Wieso sich Uwe Ochsenknecht als steifer Spaßritter erweist.
67 Jahre und kein bisschen erfolgsmüde. Edgar Herzog bestreitet mit seinem neuen Comedy-Programm eine ausverkaufte Deutschlandtournee. Zwar hat er dabei jede Menge Fan-Zuspruch, steht aber ohne tiefere Freundschaft oder Beziehung letztlich einsam da. Dann klopft es eines Abends nach einer Show an die Garderobentür und herein tritt Eva, die Edgar vor 25 Jahren nach kurzer Ehephase mit den beiden Kindern verlassen hatte.
Eva kommt schnell zum Punkt. Bei ihr wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, der bereits zahlreiche Metastasen in ihrem Körper ausgestreut hat. Bestrahlung und Chemotherapie lehnt sie ab. Aber etwas Zeit mit Edgar zu verbringen, das könnte sie sich schon noch vorstellen; und vielleicht, wer weiß, lässt sich ja noch ein Band zwischen dem Vater und den mittlerweile erwachsenen Kindern Melli und Patrick knüpfen.
„Die Ironie des Lebens“ ist eine Gemeinschaftsarbeit von Markus Goller und Oliver Ziegenbalg
Willkommen zur jüngsten Gemeinschaftsarbeit von Markus Goller (Regie) und Oliver Ziegenbalg (Drehbuch), einem für deutsche Verhältnisse interessanten Kreativpaar, das zuvor mit dem Reisefilm „Friendship!“ und dem Trinkerfilm „One For The Road“ zwei ambitioniert unterhaltsame Werke vorlegen konnte und 2018 mit dem Mofa-Roadmovie „25 km/h“ ein ebenso witziger wie emotional substanzieller Publikumstreffer gelang.
Goller und Ziegenbalg wissen die Regeln eines Genres nach deutschem Förderverständnis präzise zu bedienen und mit zupackender Besetzung der Hauptrollen aufzuwerten. Damit ist vorerst Schluss. Wer bereits im Kino die Vorschau zu „Die Ironie des Lebens“ sah, wird bemerkt haben, dass sich trotz rasanter Bildwechsel und Dialogpointen nur wenig Amüsantes zusammenkehren ließ. Denn Goller und Ziegenbalg bleiben ihrer Linie auch diesmal konsequent treu. Sie servieren im Zeichen heiter besinnlicher Innerlichkeit eine Tragikomödie im Stile eines deutschen Fernsehfilms der 90er Jahre.
Uwe Ochsenknecht als minderer Spaßritter von steifer Präsenz
Die Besetzung der Hauptrollen erweist sich nun allerdings als weniger glücklich. Uwe Ochsenknecht ist als selbstgefälliger Bühnenkomiker nur ein minderer Spaßritter von steifer Präsenz. Corinna Harfouch als Eva bedient eine Rolle, die auch Maren Kroymann gut zu Gesicht gestanden hätte. Harfouch ist natürlich die renommiertere Schauspielerin und das zeigt sie in jeder Szene mit maximalem Aufwand an altersweiser Gelassenheit, kindlich auftrumpfender Freude und viel zu viel Sangesvortrag.
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Emilie Schüle bleibt als sonnige Melli sträflich unterfordert und Robert Gwisdek als der Sohn, der dem Vater, den er nie hatte, nun die Leviten liest, agiert in sommerlicher Tschechow-Garderobe so, als ginge es darum, möglichst bald Christoph Maria Herbst in mittelalten Rollen zu beerben. Es wird viel behauptet in diesem Film und herzlich oft weggeschaut, wenn es interessant zu werden droht. Am Ende dominieren Friede, Freude, Luftballons. Wo ist Heiner Lauterbach, wenn man ihn braucht?