Düsseldorf/Duisburg. Mit Geschirrspüler in die Wüste: Die individuellen CVS-Vans bieten Abenteuer mit Komfort. Das ist aber nicht ganz billig.
Der Caravan Salon in Düsseldorf lässt in 16 Hallen die Träume vom eigenen Wohnmobil sprießen. Über 750 Aussteller präsentieren in diesem Jahr ihre Produkte – einer davon ist Mike Hilgers mit seinem jungen Unternehmen CVS Vans, das in Duisburg Luxusgefährte fürs Wildcampen rund um den Globus fertigt
Die beiden Camper-Vans, die Hilgers auf seinem Stand in Halle 12 zeigt, sehen nach Abenteuer aus – wie alle Reisemobile aus der Camperschmiede im Stadtteil Walsum. Tarnfarben, Offroad-Bereifung und höher gelegte Fahrwerke gehen bei CVS allerdings einher mit luxuriöser Innenausstattung. Da funkelt unter der Decke etwa ein LED-Sternenfirmament inklusive Sternschnuppen, während den Rest des Dachhimmels Alcantara statt schnöder Filz ziert. Auf dem Boden wärmt ein hochwertiger EVA-Schaum-Belag aus dem Bootsbau die Camperfüße. Eiskalt ist im „Einstein“, wie der Mercedes-Sprinter-Umbau wegen seiner speziellen Lackierung heißt, dagegen stets der Wodka – dank eines Schubeisfachs, das sogar Eiswürfel beherbergt.
Auch die unter Campern sicher nicht allzu weit verbreitete Geschirrspülmaschine im „Einstein“ war der Wunsch seines Auftraggebers. Denn das ist das Geschäftsmodell des Duisburger Unternehmens: Mike Hilgers und sein sechsköpfiges Team bauen die coolen Camper-Vans ganz individuell nach den Wünschen der Kunden. Billig ist das nicht: Der Einstein kostet den neuen Besitzer ca. 350 bis 370.000 Euro, wenn er nach der Messe mit ihm nach Hause fährt. „Aber der hat zum Beispiel hinten ein Sperrdifferential eingebaut bekommen und ein höher gelegtes Fahrwerk – dieser Umbau der Firma Iglhaut hat alleine schon 60.000 Euro gekostet“, erklärt Mike Hilgers.
Caravan Salon 2024: In Halle 12 kommen die Camper-Fans auf ihre Kosten
Das andere Messefahrzeug, ein Iveco-Fahrgestell mit Kofferaufbau (Projektname „Yeti“), hat der 37-Jährige nach seinen eigenen Vorstellungen ausgebaut. Nun steht er für 550.000 Euro zum Verkauf. Es geht auch günstiger: Wer einen Camper von Mike Hilgers haben möchte, muss dennoch mindestens 120.000 Euro anlegen – wenn er den Kleintransporter als Basis bereits besitzt. Muss er noch angeschafft werden, wird‘s teurer: „Wenn wir von einem nackten Mercedes-Sprinter ausgehen – Listenpreis 100.000 Euro – geht es bei uns ab 220.000 Euro los“, so Hilgers. „Nach oben gibt es keine Grenze.“
Wer einen CVS-Van kauft, sucht die Freiheit, nicht den nächsten Campingplatz: „Unsere Camper sind dafür ausgelegt, autark mit ihnen zu reisen“, erklärt Hilgers, der selbst überzeugter Wildcamper ist. „Mit unserem eigenen Sprinter waren wir vier Wochen in Griechenland, und wir standen nicht einmal auf dem Campingplatz. Das Einzige, was man zwischendurch mal braucht, ist Wasser.“ Von Island bis Marokko sind die Kunden mit ihren Vans unterwegs. „Ein Wagen wird sogar nach Kanada verschifft – der Kunde will damit die Panamericana fahren.“ Von einem Besuch im Reich konventioneller Camper rät er schmunzelnd sogar ab: „Dann hat man sofort einen Riesenauflauf vor dem Wagen und muss allen eine Führung geben.“
CVS-Vans: Erfolg dank eines Instagram-Posts
Erst seit vier Jahren rollen die coolen Edel-Vans aus der Halle im Walsumer Industriegebiet. Der gelernte Kfz-Mechatroniker aus Langenfeld arbeitete zunächst an der Wasserskianlage seiner Heimatstadt. „Nebenbei habe ich mir damals meinen eigenen Van ausgebaut, der gut in der Community angekommen ist“, erinnert sich der CVS-Chef. „Ein Bekannter hat ein Video bei Instagram gepostet, er hat über 100.000 Follower. Die Roomtour meines Autos auf seinem Kanal hat mittlerweile über eine Million Klicks.“
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„Damals kam die Frage auf, ob ich Leuten beim Ausbau helfen kann. Das habe ich eine Zeit lang gemacht, bin immer von Ort zu Ort gefahren. Bis in die Schweiz. Weil ich nur noch unterwegs war, habe ich beschlossen, einen festen Standort aufzumachen. Wir haben uns für Duisburg entschieden, weil wir eng mit dem benachbarten Lackierer zusammenarbeiten. Persönlich bin ich mit meiner Frau deshalb nach Mülheim gezogen“, erklärt Mike Hilgers.
Der Jung-Unternehmer startete mit dem Ausbau des ersten Sprinters und legte sich gleich aufs Luxussegment fest. Auch die Größe muss stimmen, VW-Busse haben bei ihm keine Chance: „Ich baue kein Auto aus, in dem ich nicht stehen kann.“ 2020 ging Hilgers mit CVS-Vans an den Start – und war auch gleich auf dem Caravan Salon vertreten. „Alle haben gesagt, ,Respekt!‘ Sich als Newcomer gleich auf die größte Caravan-Messe der Welt zu stellen, traut sich halt kaum einer“, erinnert sich Hilgers. „Es hat aber funktioniert. Auf dem Caravan-Salon entstehen so viele Videos von Youtubern etc., sodass wir überhaupt keine Werbung machen müssen. Die Leute rufen an, weil sie ein You-Tube-Video gesehen haben. Wir schalten bis heute keine Werbung, nirgendwo.“ Die nächsten Filmstars stehen nun bereit: Gestatten, „Yeti“ und „Einstein“ – jetzt noch auf der Messe, bald schon Hauptdarsteller diverser Videos der Camping- und Caravan-Community.