Dortmund. Urlaub in Zelt und Caravan ist in Deutschland beliebter denn je. Nur zwei Dinge mögen Camper gar nicht. Das eine ist Regen.

Gerade erst verschwinden die letzten Regenwolken am Horizont, das Thermometer müht sich noch, um auf 20 Grad zu kommen, aber überall auf dem Campingplatz Hohensyburg klappen sie schon die Planen vor ihren Zelten zurück, rücken die Stühle vor dem Wohnwagen in die ersten Strahlen der Sonne und haken die Hängematten ein. Kurz gesagt, folgen sie damit der „Anordnung“, die vorne am Eingang des Platzes auf einem großen Holzschild steht: „Ab hier beginnt der Urlaub.“

Camping: 238 Plätze gibt es allein in Nordrhein-Westfalen

Camping boomt. Rund 42,3 Millionen Übernachtungen verzeichneten die Camping-Plätze zwischen Nordsee und Alpen im vergangenen Jahr – 5,2 Prozent mehr als 2022 (40,2 Millionen). Allein die 238 Campingplätze in NRW zählten 2023 rund 2,5 Millionen Gäste. Sogar im Ruhrgebiet - eine Region, bei der man nicht unbedingt als Erstes an Camping denkt – läuft es immer besser. „Kontinuierlich steigende Zahlen“, melden die meisten Plätze.

Der auf der Hohensyburg auch. Klar, das Wetter könnte besser sein, sagt Junior-Chef Wim Weitkamp. „Aber die Saison läuft trotzdem ganz gut.“ In der Woche könne man zwar noch auf gut Glück vorbeikommen, „aber die letzten Wochenenden waren wir immer voll“. Und: „Besser ist ohnehin, man reserviert online, bevor man kommt.“

Viel Grün und noch mehr Ruhe: Der Campingplatz Hohensyburg.
Viel Grün und noch mehr Ruhe: Der Campingplatz Hohensyburg. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Ruhe ist hier an diesem Morgen. Der Wald ist nicht weit, und unten plätschert die Ruhr. Wüsste man nicht, wo man ist, man würde nicht sofort auf das Ruhrgebiet tippen. „Schön hier“, sagt Christof van der Heide, der aus der Nähe von Rotterdam angereist ist. „Früher bin ich zelten gegangen“, erzählt der Niederländer. „Aber irgendwann wollte ich ein bisschen mehr Komfort.“ Den hat der 34-Jährige seit diesem Jahr.

Mit dem Samba-Bus ins Ruhrgebiet

Weil ihm Wohnwagen und –mobil zu groß waren, hat er sich einen alten VW-Sambabus gekauft – den eine Spezialfirma zum Camper umgebaut hat. Rot und Weiß, mit Gardinen an den Seitenfenstern und Blumenkästen in den Türen. Sehr stilvoll, aber auch praktisch: „Endlich habe ich Strom.“ Und automatische Entschleunigung gibt es kostenlos noch dazu. „Mehr als Tempo 80 fährst du besser nicht.“ Und ganz lange Strecken auch nur in kurzen Etappen. „Macht aber nichts“, findet van der Heide. Denn es reicht, um seinem großen Urlaubsbedürfnis nachzukommen: „Ich will flexibel sein.“

Genau das wollen seine Landsleute Hans und Alina samt Sohn Kiers (3) gleich nebenan auch. „Aufstehen, rausgehen, sofort auf grünem Gras stehen und frische Luft einatmen, das geht nur beim Campen“, sagt Alina. Es geht sogar noch mehr, wie Pascal, Vanessa und ihre drei Töchter wissen, die ganz klassisch zelten hier auf dem Platz. „Der Wind, der durch die Bäume rauscht, die Vögel die früh am Morgen zwitschern, näher kannst du der Natur nicht sein“, schwärmt der 40-Jährige. „Und der Spielplatz ist direkt vor der Tür.“ Weit fahren mussten sie für das Erlebnis nicht. „Wir kommen aus Dortmund-Dorstfeld“, erzählt Vanessa. Keine 20 Kilometer entfernt, aber eine andere Welt. Viele Hochhäuser und keine Natur.

„Mehr Natur geht nicht“, sagen Pascal und Vanessa, die mit ihren Töchtern an der Hohenyburg zelten.
„Mehr Natur geht nicht“, sagen Pascal und Vanessa, die mit ihren Töchtern an der Hohenyburg zelten. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Auch nicht unwichtig: Der Ausflug ins Grüne ist zwar nicht mehr so billig wie vor ein paar Jahren, aber im Vergleich zu anderen Urlaubsarten immer noch günstig. „Wir zahlen 250 Euro die Woche für fünf Personen“, sagt Vanessa. „Da kann man nicht meckern.“ Da kann man sogar verkraften, dass das ein oder andere im kleinen Supermarkt mal einen Euro mehr kostet als beim Discounter. Oder es bleibt noch was für einen Happen in der Gaststätte „Zur Lennebrücke“, die unten am Platz direkt an der Ruhr liegt.

„Wenn uns etwas nicht passt, fahren wir weiter“

120 Stellplätze für „Touristencamper“ gibt es an der Hohensyburg. Dazu 290 Dauercamper-Plätze, die derzeit alle vergeben sind. Andrea und Stephanie haben schon seit Jahren einen davon und keine Pläne ihn aufzugeben. Unter anderem, weil es zu Hause keinen Garten gibt. Rund um ihren Wagen gibt es einen recht großen. Plus „gute Nachbarn. Passt alles.“ Auch für die Hunde, von denen einer so alt ist, dass er keine langen Reisen mehr machen kann. „Wir sind einfach gerne hier.“

Finden Camping alternativlos: Jörg und Claudia Sassmannshausen samt Hund „Linda“.
Finden Camping alternativlos: Jörg und Claudia Sassmannshausen samt Hund „Linda“. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Das sind Jörg und Claudia Sassmannshausen samt Hund „Linda“ auch. „Fast den ganzen Sommer “, sagt die 63-Jährige. Da war Zeit genug, um aus dem Einheitswohnwagen ein kleines Kunstwerk in Gelb- und Rot-Tönen zu machen - mit Rolling Stones-Zungen, Deep Purple-Schriftzügen und großem Namensschild an der Seite. Bewegt wird der Wagen nicht mehr.

Wenn es die Wittener doch mal in die Ferne zieht, dann mit dem modernen Wohnmobil, das zu Hause vor der Tür parkt. Für Jörg die einzig sinnvolle Art zu reisen. „Unabhängiger kannst du keinen Urlaub machen. Drei Tage schlechtes Wetter, keine netten Lokale in der Umgebung – alles kein Problem für das Paar. „Wenn uns etwas nicht passt, fahren wird einfach weiter.“ Ehefrau Claudia nennt noch einen weiteren Vorteil des Urlaubs im Wohnmobil. „Du lernst Orte kennen, in die du normalerweise niemals fahren würdest“, hat sie festgestellt. „Und viele davon sind wunderschön.“

Für viele Dauercamper aber ist es auf dem Heimatplatz noch schöner. „Man kommt schnell runter, wenn man den ganzen Tag Stress hatte“, sagt einer. „Und man regt sich grundsätzlich weniger auf“, ein anderer. So bleibt am Ende nur die bekannte Regel: „Das Campers Fluch sind Regen und Besuch.“ Stephanie nickt und lacht. „Obwohl…“, sagt sie dann, „Regen geht eigentlich noch.“

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Camping-Platz Hohensyburg, Syburger Dorfstr. 69

44265 Dortmund Tel.: 0231- 774374. Reservierung unter info@camping-hohensyburg.de im Internet. Weitere Infos unter www.camping-hohensyburg.de