Essen. Superstar Russel Crowe überzeugt in dem Thriller auf ganzer Linie. Es geht um einen Wettlauf gegen die Zeit – und das eigene Gedächtnis.
Die Wohnung des ehemaligen Mordkommissars Roy Freeman ist mit Zetteln tapeziert. Sie verweisen auf Inhalte im Kühlschrank, Dosierung von Arzneien, wo der Türschlüssel liegt und wer im Telefon gespeichert ist. Freeman leidet an der Alzheimer-Krankheit, durchläuft aber gerade eine Behandlung, die nach schwerer Kopf-Operation Besserung verspricht, sofern Freeman seinen Denkapparat beschäftigt hält.
In dieser Lage kontaktiert ihn der zum Tode verurteilte Sam Isaac, den Freeman vor zehn Jahren wegen Mordes an dem College-Professor Wieder verhaftete. Trotz eines unterschriebenen Geständnisses beteuert Isaac seine Unschuld und bittet Freeman darum, den Fall noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
„Sleeping Dogs“ im Kino: Ein Privatdetektiv wie in den 60er und 70er Jahren
Kriminostalgiker möchten nun wahrscheinlich vor Freude in die Hände klatschen, denn dieser Typus eines Privatdetektivs mit Polizeivergangenheit war in den 30er- und 40er-Jahren eine extrem beliebte Romanfigur, kam in den 60ern und 70ern im Kino in Mode – und war danach nur noch vereinzelt als hartgesottene Serienfigur oder Retro-Karikatur in brutalen Billigreißern gefragt.
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Nun sieht der aktuelle Kinofilm zugegeben nicht gerade teuer aus. Das muss er allerdings auch nicht, weil der bislang auf substanzfreie Jugendunterhaltung abonnierte Drehbuchautor Adam Cooper in seinem Regiedebüt auf klassische Tugenden setzt, atmosphärische Dichte und intensiven Schauspielervortrag.
Vor allem in Zweitem kann der Film immens punkten. So brilliert Russell Crowe in der Hauptrolle. Seinen stetig sinkenden Starruhm frischte er zuletzt immer wieder auf, indem er Rollen annahm, für die er eigentlich zu gut wäre, die er aber durch seine schiere Präsenz gewaltig aufwertete. Und so gibt er nun nach grimmigem Massenmörder („Unhinged“) und launigem Teufelsaustreiber („The Pope’s Exorcist“) einen körperlich schwer angeschlagenen Ermittler, der es mit einigen extrem ausgebufften Leuten zu tun bekommt.
„Sleeping Dogs“ überzeugt schauspielerisch bis in die Nebenrollen
Coopers Regie müht sich redlich um aufrechte Kriminalspannung, bleibt aber zumeist in herkömmlicher Ausgestaltung stecken. Die Besetzung bügelt das aber auch in den Nebenrollen aus. Marton Csokas ist abstoßend schmierig als Akademiker, der Leute zu seinen Gunsten manipuliert. Tom Flanagan ist sehr prima als Ex-Polizist mit Geheimnis, aber eine echte Attraktion ist einmal mehr die sonst in Fantasy- und Superheldenstoffen eingesetzte Schottin Karen Gillan, die hier als klassische Femme Fatale aufläuft und die Männer reihenweise an der Nase herumführt.
Der Film ist also stilbewusst. Er weiß, wo seine Klischees herkommen und dass sie immer noch funktionieren, wenn man sie ernsthaft angeht. Und das ist tatsächlich bis ganz zuletzt spannend, denn es gibt eine starke Pointe. Es lohnt sich.