In der Region. Fernsehkoch Steffen Henssler verrät, warum er in manchen Situationen ein Gewohnheitstier ist und was die Fans auf der Live-Tour erwartet.
Steffen Hensslers Karriere startete mit fünf Richtigen: Ein Lottogewinn in den 90er-Jahren sorgte für das nötige Startkapital um einen langgehegten Traum zu verwirklichen. Henssler nutzte die rund 40.000 D-Mark um eine renommierte Sushi-Akademie in Los Angeles zu besuchen und sich dort zum Sushi-Chef ausbilden zu lassen. Der Rest ist Geschichte. Mittlerweile ist Henssler nicht mehr als Star-Koch aus der TV-Landschaft wegzudenken. Auch hat der Wahl-Hamburger mehrere Restaurants und ist nun mit der Live-Kochshow „Henssler Schnelle Nummer“ in Bochum, Essen und Düsseldorf unterwegs.
Sie touren nun mit „Henssler Schnelle Nummer!“. Wie muss man sich solch eine Live-Show vorstellen?
Eigentlich wie bei einer Comedyshow. Nur habe ich eine Küche auf der Bühne stehen, drei oder vier verschiedene Kameras und eine riesige Leinwand. Dann koche ich live, aber natürlich nicht nur. Ich erzähle auch Geschichten – aus meinen Restaurants und den Fernsehsendungen. Ich plaudere ein bisschen aus dem Nähkästchen und verrate, was hinter den Kulissen passiert. Ich hole aber auch Leute auf die Bühne, die dann mitkochen können. Diese Momente sind immer sehr spannend und können nicht geprobt werden.
Muss man dafür ein Spitzenkoch sein?
Nein, absolut nicht. Meine Mission ist es, die Leute zum Kochen zu bekehren. Ich möchte ihnen Tricks und Kniffe für den Alltag mit an die Hand geben. Allerdings ohne den Zeigefinger zu heben und die Menschen zu belehren. Es soll lustig und locker sein. Es sind ja auch alles Gerichte, die schnell gemacht sind.
Wie wollen Sie die Leute bekehren?
Mit Einfachheit. Ganz oft sagen Kochmuffel, dass es zu lange dauert und zu kompliziert ist, und deshalb trauen sie sich nicht dran oder haben keine Lust zu kochen. Mit „Hensslers Schnelle Nummer“ haben wir gezeigt, dass es schnell und einfach gehen kann – und der Erfolg mit diesem Format gibt uns recht.
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Hätten Sie gedacht, dass es so erfolgreich wird?
Wir haben in der Corona-Zeit damit angefangen und 2020 war das Ganze schon so groß, dass wir einen eigenen Shop dazu ins Leben gerufen haben – es gibt Gewürze, Kochbücher und mehr. Um „Hensslers Schnelle Nummer“ ist eine eigene Marke entstanden. Das habe ich mir nicht ausgemalt. Auch die Aufrufzahlen auf Social Media sind natürlich eine Sensation.
Denken Sie sich alle Gerichte selbst aus?
Ich habe ein Team und wir sitzen zusammen und überlegen, was wir kochen können. Ganz so schwer ist das nicht, weil ich selbst auch zu Hause so koche. Ich bin niemand, der eine Stunde am Herd steht und lange etwas schmoren oder braten möchte. Zu Hause möchte ich alles in einer Pfanne durchschwenken, abschmecken und fertig soll es sein. Und mit dem Gedanken konzipiere ich auch neue Gerichte. Wir hatten Lust auf Salat und auch Bolognese geht immer. Also haben wir eine Bolognese-Pfanne auf Eisbergsalat gekocht. Das ist einfach und mal was anderes.
Sie haben mittlerweile schon sehr viele „schnelle Nummern“ gezaubert. Gehen Ihnen irgendwann mal die Ideen aus?
Wir haben wirklich schon sehr viel gemacht und mittlerweile geht es auch mehr um die Klassiker. Die dauern dann vielleicht nicht mehr nur ein paar Minuten, sondern auch mal eine Stunde. Aber sind dennoch nicht kompliziert. Wir wollen zum Beispiel zeigen, wie man ein Brot zu Hause selber backen kann. Mit diesen Klassikern wollen wir uns breiter aufstellen.
Gibt es Zutaten, die man immer zu Hause haben sollte?
Klar: Butter, Sahne, Crème fraîche, Tomatenmark und Milch. Dann kann eigentlich nichts schiefgehen.
Sie haben gesagt, dass Sie selbst zu Hause gerne schnell kochen. Was ist ihr Go-To-Rezept?
Gebratenes Spiegelei auf Brot. Das geht immer.
Gibt es etwas in der Küche, dass Sie nicht gerne machen?
Früher war es immer Backen. Es war wenig intuitiv und hatte eine Menge mit Abwiegen zu tun. Wenn man die Zutaten nicht richtig abgewogen hat, dann hat es auch nicht geklappt. Man kann nicht mal eben schnell was zusammenrühren. Auf dem Channel probieren wir viel aus und backen auch hin und wieder.
Sie sind nicht nur im Internet oder Fernsehen unterwegs, sondern haben auch eigene Restaurants. Können Sie da überhaupt noch selbst in der Küche stehen?
Das kommt natürlich vor, aber sehr selten. Sobald man zwei Restaurants hat, kann man in einem schon mal nicht mehr in der Küche stehen. Bei der Anzahl an Restaurants, die ich habe, geht das gar nicht und das ist auch nicht mein Anspruch. Es sind aber Leute vor Ort, die von Menschen geschult wurden, die mit mir zusammengearbeitet haben. Es geht darum, dass die Restaurants die Henssler-Handschrift haben.
Sind Sie denn als Gast regelmäßig vor Ort?
Ich bin unregelmäßig als Gast in den Restaurants. Ich habe Vertrauen in jedes Team und kann mich auf die Leute verlassen. Deshalb ist es auch gar nicht nötig, dass ich ständig vor Ort bin. Aber es funktioniert trotzdem alles.
Wie sind Sie als Gast?
Sehr entspannt. Ich gucke nicht ständig, wie gut oder schlecht etwas gekocht ist. Ich möchte einfach entspannt im Restaurant sitzen, was essen und dann wieder gehen. Vermutlich bin ich der entspannteste Gast von allen.
Haben Sie jemals was zurückgehen lassen?
Nein, ich lasse generell nichts zurückgehen. Falls es mir doch mal nicht schmeckt, mache ich das unauffälliger. Ich packe das Ganze in eine Serviette und entsorge es dann auf der Toilette (lacht). Aber das mache ich auch nur, wenn es wirklich gar nicht geht. Allerdings komme ich ganz selten in die Verlegenheit, weil ich selten Experimente mache. Ich gehe immer in die gleichen Restaurants – man kennt sich dort und ich weiß, was ich bekomme.
Bestellen Sie dann etwa auch immer das Gleiche?
Oft, ja. Ich habe eine unheimliche Routine und mag das. Je älter man wird, desto mehr mag man es, wenn man genau weiß, was man bekommt. Ich liebe Italienisch: gutes Caprese, gute Pasta mit Pilzen und einen Espresso hinterher und ich bin schon glücklich. Ich bin nicht sonderlich experimentierfreudig.
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Haben Sie ein Problem damit, allein essen zu gehen?
Meistens bin ich tatsächlich in Begleitung meiner engsten Mitarbeiter. Aber es ist auch super geil, allein essen zu gehen. Mittlerweile hat jeder ein Handy und kann sich irgendwie beschäftigen. Ich nehme mir aber auch gerne eine Zeitung oder beobachte einfach die Leute. Viele haben ja auch nur Angst, alleine essen zu gehen, weil andere Menschen gucken könnten. Man darf sich aber keine Gedanken machen, was die anderen denken und sollte lieber seine Zeit genießen.
Kommen wir nochmal zurück zum Fernsehen. Die Sendung „Grill den Henssler“ feierte im vergangenen Jahr Zehnjähriges. Was waren Ihre Highlights?
Mir sind natürlich einige Sachen im Gedächtnis geblieben – meistens haben die mit Unfällen zu tun, muss ich gestehen. Ich habe mir einmal ziemlich schlimm die Hand aufgeschnitten, als ich mit Stöckelschuhen gekocht habe und mit einem Teller gestürzt bin. Lustig war hingegen die Folge, in der Panagiota Petridou und ich total besoffen waren und gekocht haben.
Die Sendung ist extrem erfolgreich.
Ja, wir waren die erste Unterhaltungssendung, die sonntags um 20.15 Uhr ausgestrahlt wurde. Normalerweise laufen zu der Zeit Spielfilme. Es ist also kein einfacher Sendeplatz für diese Art von Unterhaltung. Aber wir haben es geschafft und der Zuspruch der Zuschauer ist riesig.
Was hält Sie selbst schon so lange bei der Show?
Die Show gibt mir Raum, mein inneres Kind auszuleben. Klar, das Grundgerüst ist immer gleich: Drei Gänge, drei Spiele und Prominente, die gegeneinander kochen. Aber dazwischen kann so viel passieren. Es ergeben sich unglaubliche Synergien und die kann ich in der Sendung voll ausleben. Ich kann einfach freidrehen (lacht).
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Hatten Sie Lieblingsgäste?
So jemand wie Oliver Pocher ist ein sehr dankbarer Gast. Wenn er auf die Bühne geht, ist er angeknipst. Detlef Steves ist immer ein toller Gast, aber auch Paul Panzer und Chris Tall haben einen abgerissen. Gerade die Leute, mit denen ich auch persönlich auf einer Wellenlänge bin, sind tolle Gäste. Mit denen macht es besonders viel Spaß.
Fassen wir zusammen: Sie machen unfassbar viel – eigene Gewürze, Fernsehsendungen, Internetvideos und und und. Haben Sie jemals über eine Pause nachgedacht?
Ich kann verstehen, dass es nach außen hin nach sehr viel aussieht. Ich glaube, das liegt aber auch daran, dass ich mein Privatleben sehr privat halte. Auch auf Social Media findet das nicht statt. Das könnte den Eindruck erwecken, dass ich niemals zu Hause bin. Aber das ist absolut nicht der Fall. Ich verbringe in meinem Privatleben Zeit zu Hause und bin auch im Urlaub – es kriegt aber einfach keiner mit (lacht). Aber man muss natürlich auch sagen, dass ich mir alles selbst ausgesucht habe, was ich mache. Mich zwingt niemand zu all den Sachen und deshalb komme ich auch nicht in die Verlegenheit, eine Pause von all dem zu brauchen. Ich funktioniere besonders gut, wenn ein gewisser Druck da ist. Das brauche ich einfach, das ist meine Komfortzone.
Haben Sie einen Plan für die Zukunft?
Ich habe keinen Drei-Jahres-Plan mit Zielen und so. Dafür bin ich nicht der Typ. Das kommt einfach, wie es kommt.
Steffen Henssler Live-Termine 2024
- 12.4. Essen (20 Uhr, Grugahalle), 13.4. Düsseldorf (20 Uhr, Mitsubishi Electric Halle), 17.5. Bochum (20 Uhr, RuhrCongress)
- Tickets ab ca. 37 € gibt es unter anderem hier.