Essen. Sonnen, flirten, Joints rauchen: Die Komödie des französischen Regisseurs Marc Fitoussi erzählt von ziemlich besten Freundinnen und einem Urlaub.
Dies ist die Geschichte einer Freundschaft und sie führt zurück in die 80er. Die stille Blandine und die lebhafte Magalie sind unzertrennlich. Beide 15, beide zwischen Schule und erster Liebe. Probleme lachen sie gemeinsam weg.
30 Jahre später sieht die Welt anders aus. Der Kontakt ist längst abgebrochen, als eine Lebenskrise die zwei wieder zusammenführt. Warum sie inzwischen „Reif für die Insel“ sind, und warum sich die griechischen Kykladen als idealer Ort entpuppen, demonstriert der französische Regisseur Marc Fitoussi („Copacabana“) in seinem gleichnamigen Film. Jetzt kommt die charmante Feelgood-Komödie in die Kinos. Ein Wiedersehen mit Kristin Scott Thomas als in Schönheit ergraute Späthippie-Lady Bijou.
Ein unerwartetes Treffen
Alles beginnt mit einem Blick ins Herz, fürs erste eine penible Zeichnung im Schulheft der jungen Blandine. Nach dem Unterricht geht es zur besten Freundin, abschalten, Musik hören, quatschen. Die beiden wollen abhauen, auf die griechische Insel Amorgos. Dass Magalie unter ihrer strengen Mutter leidet, ist zwischen den Mädchen kein Thema.
Wechsel ins Jahr 2019, Blandine fliegt aus dem Entspannungskurs. Sie hat inzwischen einen bitteren Zug um den Mund, die Mittvierzigerin kann die Trennung von ihrem Mann nicht verwinden. Eines Tages wird es ihrem Sohn Benjamin (Alexandre Desrousseaux) zu viel. Er arrangiert ein Treffen mit der ehemals besten Freundin, fest entschlossen, seiner Mutter aus ihrer Depression zu helfen.
In „Reif für die Insel“ geht es nicht um Krisen
Filmemacher Fitoussi (auch Drehbuch) braucht die Krisen, um seine Geschichte zu entwickeln, zum tragenden Thema werden sie nicht: Blandines Ex taucht nicht auf, die Familie spielt keine Rolle, es gibt keine große psychotherapeutische Auflösung. Alles, was die beiden Hauptdarstellerinnen nicht unmittelbar berührt, weht beiläufig vorüber. Es ist einzig ihre Geschichte, die den Regisseur interessiert.
Und so ist „Reif für die Insel“ weder ein Selbstfindungsdrama noch ein Schenkelklopfer für den Frauenabend. Er ist leichtfüßige Unterhaltung mit leisem Witz und Tiefgang, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Olivia Côte und Laure Calamy überzeugen
Dabei ist es gut, dass sich der Franzose auf sein kleines Ensemble verlassen kann. Olivia Côte („Der Rosengarten von Madame Vernet“) ist als Blandine ebenso herzenstraurig wie unterkühlt, kantig wie die griechischen Inseln: Als sie das erste Mal lächelt, wird es auf Mykonos gleich noch etwas wärmer. Dagegen lässt es Laure Calamy („Full Time“) als wuschelköpfige Magalie von Anfang an krachen. Sie ist dreist und lustig, verlogen und ehrlich, unerträglich und einnehmend, scheint vor Temperament fast zu bersten. Gleich bei ihrem ersten Treffen platzt sie fast vor Freude, ihre Freundin wiederzusehen.
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Fremd geworden sind sich die zwei. Und finden sich dennoch bald beim ehemaligen Traumtrip nach Amorgos wieder. Wobei sie unterwegs nicht recht von der Stelle kommen – und Kristin Scott Thomas das Duo Joints drehend verstärkt. Doch trotz ihres Liebhabers, des netten Künstlers Dimitris (Panos Koronis), läuft auch bei Bijou einiges aus dem Ruder.
Gloria Gaynor als Seelentrösterin
Und so geht es am Ende um ein großes entschlossenes Trotzdem. Es geht um die Freude am Dasein, darum, wie man sie konservieren kann und eine Haltung dazu entwickelt. Und ein bisschen geht es auch um Discomusik. Magalie hat immer eine Sammlung dabei – für sie ist der gute alte Beat eine Protestbewegung: Tanzen, um die Probleme zu vergessen. Eine Entscheidung für die Sorglosigkeit. „Words“ (auch auf der Ukulele) und „Never Can Say Goodbye“ von Gloria Gaynor versüßen den Kinobesuch, auch Candi Staton („Young Hearts Run Free“) ist dabei. So oder so klingt das Leben. Spaß macht es auf jeden Fall.