Berlin. Schauspieler Ralf Moeller engagiert sich für Jugendliche. Was ihn an deren Arbeitsmoral stört – und warum er damals ganz anders war.
Für Hollywood war Ralf Moeller im alten Rom des „Gladiator“, im deutschen Kino in Filmen wie „Klassentreffen 1.0“. Was viele nicht wissen: Seit Jahren widmet sich der 64-jährige Schauspieler immer wieder sozialen Kampagnen und Aktionen. Aktuell versucht er, mit einer neuen Initiative junge Leute für das Handwerk zu motivieren.
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Im Interview erklärt Ralf Moeller, warum er mit seinem Leistungsethos bei einem Teil der Jugend auf wenig Gehör zu stoßen droht, wie er sie trotzdem begeistern will und ob eine politische Karriere wie die von Arnold Schwarzenegger für ihn auch infrage käme.
Sie sind vor allem als Schauspieler und Bodybuilder bekannt. Wie kommen Sie dazu, sich für den Nachwuchs des deutschen Handwerks einzusetzen?
Ralf Moeller: Mit Ende 30, Anfang 40 habe ich angefangen, mich für soziale Themen zu engagieren. Denn ich habe gemerkt, dass es mich mehr befriedigt zu geben, anstatt zu nehmen. Mit der Initiative „Starke Typen“ habe ich Jugendliche aus sozialen Brennpunkten mit Unternehmern zusammengebracht oder eine Woche lang deutsche Soldaten in Afghanistan besucht, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Nun hat mich der Unternehmer Andreas Grewe, der mit seinem Unternehmen Hans Schäfer Workwear innovative Arbeitskleidung produziert, darauf angesprochen, ob ich nicht seine Kampagne „Motivation Handwerk“ unterstützen könnte. Er wollte damit etwas für das deutsche Handwerk zu tun, denn da fehlt es dringend an Nachwuchs. Das merken wir ja alle, wenn wir wochenlang auf einen Handwerkertermin warten.
Angeblich interessieren sich die Jugendlichen von heute aber weniger fürs Handwerk, sondern eher für eine entspannte Work-Life-Balance.
Moeller: Das habe ich auch schon an den Schulen gehört. Die Jungs wollen irgendwas mit Internet machen, und die Mädchen möchten Models werden. Am liebsten würden sie ihren Job von zu Hause oder vom Urlaubsort aus machen wollen. Das Leben wird ihnen zu einfach gemacht. Es ist an der Zeit, dass man da wieder anders rangeht.
Glauben Sie denn, dass Sie mit Ihren Argumenten ankommen?
Moeller: Ich habe den Glauben an die Jugendlichen nicht aufgegeben. Man darf das auch nicht so hinnehmen, denn die sind lernfähig. Man muss ihnen die Leidenschaft von Menschen vermitteln, die im Handwerk arbeiten. Wenn ich von zehn nur einen oder zwei erreiche, lohnt sich das schon.
Ein Problem ist auch, dass die Jugendlichen in den Nachrichten nur Negatives hören, was demotivierend ist. Aber du brauchst ein Ziel. Und wenn man ihnen erklärt, wie kreativ Handwerksberufe sind und dass man schon während der Arbeit in Bewegung bleibt und nicht wie im Büro nach acht Stunden am Computer mit Rückenschmerzen heimgeht, fangen etliche an, darüber nachzudenken.
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Was ist die Philosophie, die Sie vermitteln wollen?
Moeller: Man muss einfach machen. Damit ich in Hollywood Schauspieler werden konnte, habe ich die Sprache lernen müssen, da mein Englisch nicht so gut war. Ich bin jeden Tag zum Schauspielunterricht gegangen. Ich hatte kein Sicherheitsnetz, aber ich wollte das eben. Das galt auch fürs Bodybuilding, wo ich der erste Mister Universum wurde, der nach den Dopingregeln des IOC getestet wurde.
Beim Sport kann ich zehn Wiederholungen absolvieren, aber dann mache ich noch mal fünf, wo ich den Schmerzbereich erreiche. Wenn du die auch noch schaffst, dann kannst du Champion werden. Alle, die oben sind, haben viele Absagen bekommen und oft verloren, aber sie haben eben weitergemacht. Ich selbst habe mich immer gut gefühlt, wenn ich Gegenwind hatte. Als ich in den 80er-Jahren ins Bodybuilding ging, war das noch verpönt. Heute ist es ein Riesengeschäft.
Wie gut haben Ihre beiden Töchter dieses Arbeitsethos umgesetzt?
Moeller: Meine 30-jährige Tochter führt mit ihrem Freund eine gut gehende Café-Kette, für die sie selbst die Bohnen herstellen. Meine 26-jährige Tochter wiederum hat schon als Teenager bei Starbucks gearbeitet, weil sie Geld verdienen wollte. Danach ging sie in den Immobilienbereich, in dem sie sehr erfolgreich ist. Die gibt Gas.
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Sie sind für diese Kampagne aus Ihrer Wahlheimat USA wieder nach Deutschland gereist. Wie fühlen Sie sich jetzt in diesem Land, wo ein Problemherd nach dem anderen ausgebrochen ist?
Moeller: Es ist nicht so, dass wir in Amerika keine Probleme haben. Es brennt überall. Es wird immer irgendwelche Linken und Rechtsradikalen geben, aber von denen dürfen wir uns nicht beirren lassen. Ein Problem ist, dass viele der Politiker von heute keine richtige Berufsausbildung haben. Früher waren die Politiker oft Unternehmer oder kamen aus Betrieben. Und diese harten Zeiten werden sich nicht so schnell ändern. Es kann nicht mehr diese Sorglospakete für alle geben, wie wir sie in Deutschland noch haben.
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Vielleicht sollten Sie ja selbst in die Politik gehen. In einem Magazin meinten Sie vor vielen Jahren, Sie würden Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen werden wollen?
Moeller: Du musst ja mindestens 20 Jahre ein Parteibuch haben. Und ich habe nicht ständig Zeit, zu irgendwelchen Abendveranstaltungen oder in Vereine zu gehen. Außerdem müsste ich meinen Lebensmittelpunkt hierher verlegen. Ich habe meine Kontakte in der Politik und in der Wirtschaft. Mit denen kann ich mehr ausrichten, als wenn ich sagen würde, ich mache einen auf Schwarzenegger und werde Ministerpräsident. Und daher freut es mich jetzt, diese wichtige Kampagne für das Handwerk zu unterstützen.
Aber physisch fit genug wären Sie schon noch für eine Politkarriere?
Moeller: Absolut. Ich mache immer noch Sport, werde das gleich nach diesem Interview wieder tun. Mein Bizeps ist auch noch da, obwohl man mir prophezeit hat, der würde in meinem Alter auf den Böden hängen. In den letzten vier, fünf Jahren verzichtete ich weitgehend auf tierische Produkte. Damit fühle ich mich vitaler als je zuvor. Wenn ich meine 87-jährige Mutter in Ihrer Seniorenresidenz besuche, da merke ich, wie wichtig es ist, dass alte Menschen beschäftigt werden und in Bewegung sind.
Und ich denke mir: So weit bin ich davon nicht mehr entfernt. Deshalb mache ich eben beim Training die nächste Wiederholung, damit ich gesund und mobil bleibe.