Essen. Entertainment, Größenwahn, Provokation: All das serviert die schwedische Band auf ihrem starken Comeback-Album „The Death of Randy Fitzsimmons“.

Sie waren eine der wichtigsten Bands der 2000er: Als Teil des globalen Garagenrock-Revivals spielten die Hives in einer Liga mit den Strokes, Vines und White Stripes, veröffentlichten grandiose Alben wie „Veni Vidi Vicious“ – und verschwanden plötzlich von der Bildfläche. Jetzt, nach elf Jahren, melden sie sich mit einem neuen Album zurück: „The Death of Randy Fitzsimmons“ – ihr sechstes.

Warum das so lange gedauert hat, erklärt Sänger Howlin’ Pelle Almqvist nur widerwillig: „Das war nicht meine Schuld. Beschwert euch bei Randy Fitzsimmons – wenn ihr ihn findet.“

Da ist sie wieder: Die Mär vom sagenumwobenen Mastermind der Hives, der die Band managt und ihre Songs schreibt, aber den noch niemand zu Gesicht bekommen hat. Kein Wunder: Fitzsimmons ist eine Fantasiegestalt, hinter der sich die Schweden gerne verstecken, und der als Sündenbock für eine lange kreative Durststrecke herhalten muss. Laut Almqvist sei Fitzsimmons 2013 verschwunden, habe seinen eigenen Tod vorgetäuscht und der Band erst jetzt ein Dutzend Songs vererbt.

Ihr Sound ist eine Mischung aus Garagen-, Punk- und Glam-Rock

AC/DC, die Ramones, Iggy Pop oder die New York Dolls – sie definieren den musikalischen Kosmos der Hives bis heute. Denn obwohl Pelle Almqvist und seine Mitstreiter seit 30 Jahren aktiv sind: Ihr Sound weist noch dieselbe Mischung aus Garagen-, Punk- und Glam-Rock auf, wie in ihren Anfangstagen. Mit energetischen, kurzen Songs, durchgetretenem Gaspedal, mehrstimmigem Harmonie-Gesang und griffigen Refrains. „Wir könnten auch anders – wollen aber gar nicht“, lacht der Frontmann. „Uns ging es um ein Hives-Album, das nicht zu erwachsen klingt, sondern so jugendlich und energetisch, wie immer. Wir wollen ja keine Dire-Straits-Version unserer Band.“

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Rasant, rau, ruppig – und nie zu kompliziert oder gar anspruchsvoll. Die Hives bleiben bei ihren Leisten. Und das gelingt ihnen nach langer Albumpause bestens: Die zwölf Stücke in knapp 32 Minuten sind kurzweilige und gute Unterhaltung mit hedonistischen Texten, die von Freiheit, Frauen und Rebellion handeln – und dem Hörer regelrechte Adrenalinschübe verpassen.

Eine simple Kunst mit großer Wirkung

„Ich kann das nur als Poesie beschreiben“, lacht der 46-jährige Frontmann. „Es sind sorgsam zusammengefügte Begriffe, die ein intensives Gefühl vermitteln wollen. Man muss etwas Besonderes machen – nicht mit einer konkreten Aussage, sondern rein emotional.“

Songs wie „The Bomb“ oder „Bogus Operandi“ weisen denn auch Kinderreime, Comic-Sprache oder die endlose Wiederholung von Schlagwörtern auf. Eine simple Kunst mit großer Wirkung: Rock ’n’ Roll als Wohlfühloase, Energieschub und Glückshormon. Das ist heute wichtiger denn je.