Journalist hat zurückgetretenen Chef des umstrittenen Burger-King-Lizenznehmers Yi-Ko Holding weiter im Visier. Fast-Food-Kette meldet Umsatzeinbußen und will neue Checks gewähren.
München/Essen/Berlin. Der Imageschaden für Burger King scheint immer größer zu werden. Nicht einmal zehn Tage nach der Ausstrahlung einer umfassenden TV-Recherche des Investigativjournalisten Günter Wallraff über Missstände vor allem beim Hauptlizenznehmer kämpft der Fast-Food-Riese bereits Kundenrückgänge.
„Das hat uns hart getroffen“, wird Deutschland-Chef Andreas Bork in der „Bild“ über die Berichte der RTL-Sendung „Team Wallraff – Reporter Undercover“ zitiert, „in vielen deutschen Filialen verzeichnen wir Umsatzeinbußen.“ Dies sei „umso bedauerlicher“, als die meisten Filialen in einem „Top-Zustand“ seien. Sie seien unverdienterweise in Misskredit geraten.
Gefragt, ob Rabattaktionen verlorenes Vertrauen bei den Kunden wiedergutmachen könnten, sagte der Manager: „Das können wir uns vorstellen.“ Vor allem aber gehe es um Qualität und Transparenz, um damit das Vertrauen der Gäste wieder zurückzugewinnen. Bork kündigte an, Burger King werde ein externes Institut, möglicherweise den TÜV, mit weiteren Kontrollen beauftragen.
Wallraff hatte vergangene Woche für RTL über Hygieneverstöße und schlechte Arbeitsbedingungen in vielen der 91 Filialen des Burger-King-Lizenznehmer Yi-Ko-Holding berichtet. Mehrere Restaurants wurden daraufhin zeitweise geschlossen. Die Burger King Beteiligungs GmbH äußerte ihr Bedauern darüber, „das Vertrauen unserer Gäste enttäuscht zu haben“, und eine neue Geschäftsführerin eingesetzt. Zuvor hatte sich Ergün Yildz, einer der Gesellschafter des betroffenen Franchisenehmers, laut Burger King aus der Geschäftsführung zurückgezogen.
Wallraff spricht von Selbstmordversuchen
Nach Ansicht Wallraffs ist der Rücktritt des umstrittenen Burger-King-Geschäftsführers ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber noch kein Grund zur Entwarnung. „Yildiz ist weiter als Unternehmer aktiv“, sagte Wallraff am Mittwoch bei einer Protestveranstaltung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) vor einer Filiale der Fast-Food-Kette in der Essener Innenstadt.
Bei den Vorwürfen wegen Mobbing von Betriebsräten, fehlender Hygiene, mangelhaftem Umgang mit verderblichen Lebensmitteln oder ausstehenden Löhnen in den betreffenden Franchise-Filialen von Burger King gehe es um „Menschenrechtsverletzungen“, die noch längst nicht vom Tisch seien, betonte Wallraff bei der Open-Air-Veranstaltung zum Thema „Alles Fair bei Burger King?“. Er wisse von Mitarbeitern, die ihr Selbstwertgefühl und ihre Existenz verloren hätten, von einigen, die wegen Mobbing in der Psychiatrie gelandet seien und sogar von einem Selbstmordversuch.
Der NGG-Vorsitzende in NRW, Thomas Gauger, wies darauf hin, dass Yildiz weiterhin Eigentümer der Stores sei. „Wir erwarten jetzt von Burger King, dass alle ausstehenden Löhne und Gehälter gezahlt und alle Klagen gegen Betriebsräte zurück genommen werden.“ Die Gewerkschaft forderte auch einen „Neustart“ für die Arbeitsbedingungen und Rechtssicherheit der Beschäftigten.
Nach Angaben der NGG sind in den 91 betroffenen Burger-King-Restaurants in Deutschland rund 3.000 Menschen beschäftigt. Seit Übernahme der Geschäftsführung durch Yildiz im Mai 2013 seien mehr als 320 arbeitsrechtliche Verfahren anhängig, und es habe mehr als 20 Kündigungsverfahren gegen Betriebsräte zum Teil mit Schadenersatzklagen gegeben. „Aber ein solches Vorgehen ist Gott sei dank nicht typisch für die Branche“, räumte Gauger ein.