Ab 21. Dezember müssen Beiträge gleich sein. Auf Männer kommen enorme Preissprünge zu, auf Frauen manchmal auch. Wann sich beeilen lohnt.

München. Ob Mann oder Frau: Auch Versicherer dürfen bald keinen Unterschied mehr zwischen den Geschlechtern machen. Bisher wurde die Damenwelt für viele Policen stärker zur Kasse gebeten als die Herren. Und umgekehrt, je nach Versicherungsrisiko. Ab 21. Dezember ist damit Schluss. Dann werden sogenannte Unisex-Tarife eingeführt, wie der Europäische Gerichtshof entschied (Aktenzeichen: C-236/09).

Neuverträge müssen künftig für alle Kunden gleich viel kosten. Doch die Gleichstellung hat ihren Preis. Vor allem für Männer wird es empfindlich teurer, zum Teil um bis zu 40 Prozent, manchmal aber auch für Frauen. Deutlich billiger wird es selten.

Wer eine Verteuerung vermeiden will und ohnehin eine Versicherung braucht, für den könne sich der Abschluss bis zum Stichtag lohnen, sagt Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Allerdings solle sich niemand durch die bevorstehenden Beitragssteigerungen unter Druck setzen und in ungewollte Verträge drängen lassen, warnt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Wer schon versichert ist, muss nicht aktiv werden. Die Unisex-Einführung wirkt sich auf bestehende Verträge nicht aus.

Dafür umso mehr auf Neuverträge: Weil Assekuranzen ihre Risiken anders kalkulieren müssen, werden die Kosten künftig zu gleichen Teilen auf männliche und weibliche Kunden verteilt, wie Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erklärt. Die Folge: Waren Männer oder Frauen je nach Versicherungsart bislang preislich im Vorteil, ist es bald damit vorbei. Die neuen Unisex-Tarife sorgen allerdings je nach Versicherungssparte für unterschiedlich hohe Preissprünge. Hier die wichtigsten Änderungen:

Private Krankenversicherung:

Männer müssen dafür häufig ein Drittel weniger zahlen als Frauen. Das ändert sich. Ab 21. Dezember kommen bei Neuverträgen auf die Herrenwelt Beiträge zu, die zwischen 15 bis 35 Prozent teurer sind als derzeit, wie Weidenbach erwartet. Zugleich profitieren Frauen nicht wirklich. Viele Neutarife kosten sie bestenfalls gleich viel wie jetzt, manchmal bis zu 15 Prozent mehr. Unisex verteuert auch Extras wie Zahn- oder Krankenhauszusatzversicherungen – für Herren zwischen 20 und 30 Prozent, für Damen bis zu zehn Prozent. Besonders happig wird es für Männer bei der Pflege: Wer sich bis zum Stichtag eine solche Extra-Police zulegt, kann bis zu 40 Prozent im Vergleich zu den Neuverträgen sparen.

Berufsunfähigkeitsversicherung:

Auch hier lohnt sich rechtzeitiges Handeln. Für Männer, die sich bislang für weniger Geld versichern können, steigen die Beiträge voraussichtlich um bis zu 35 Prozent. „Wir empfehlen insbesondere jungen Männern, noch vor dem Stichtag abzuschließen“, sagt Verbraucherschützer Wortberg. Vorher sollten die Angebote aber genau auf den Prüfstand. Für weibliche Neukunden ändert sich nicht allzu viel, manchmal wird es bis zu sieben Prozent preiswerter.

Private Rentenversicherung:

Männer profitieren hier bislang von günstigeren Prämien. Das wird anders. Die Beiträge werden für sie um drei bis sieben Prozent steigen. Auch die Rürup-Rente, für die sie bislang weniger stark zur Kasse gebeten werden, wird für männliche Neukunden bald teurer. Wenigstens bringt die Umstellung einen kleinen Vorteil für die Frauen. Für sie sinken die Preise bei der privaten Rentenpolice voraussichtlich um ein bis vier Prozent. Interessiert sich Frau für diese Absicherung, kann es ratsam sein, damit bis 21. Dezember zu warten und die Angebote sorgfältig zu vergleichen.

Risikolebensversicherung:

Weil Frauen im Schnitt länger leben als Männer, können sie sich für weniger Geld eine solche Police zulegen. Will Frau auch künftig profitieren, muss sie sich beeilen. Auf die Damenwelt warten nach dem Stichtag enorme Preiserhöhungen um bis zu 50 Prozent, wie Weidenbach betont. Für Männer wird die Risikolebensversicherung im Gegenzug lediglich um fünf bis zehn Prozent billiger.

Autoversicherung:

Frauen müssen dafür meist weniger zahlen als Männer, die statistisch gesehen mehr Unfälle verursachen. Auch hier müssen weibliche Kunden bald in den sauren Apfel beißen und Preissteigerungen hinnehmen. Um wie viel teurer die Kfz-Versicherung wird, ist noch nicht klar. Die neuen Tarife dürften sich erst zum allgemeinen Wechselstichtag Ende Oktober herauskristallisieren. Bei der Kfz-Prämie kommt es zudem stark auf persönliche Merkmale wie Alter, Beruf, Garage, Jahreskilometer, Automodell und Baujahr an.