Verbraucherschutzministerin Aigner fordert nach dem Massen-Datenklau Informationen von Sony. Abendblatt.de gibt Tipps zur Selbstverteidigung.
Berlin. Das Bundesverbraucherschutzministerium hat Sony aufgefordert, alle Fakten zu dem massenhaften Datenklau sofort auf den Tisch zu legen. „Sony muss umgehend über das genaue Ausmaß des Datendiebstahls aufklären“, sagte ein Sprecher von Ministerin Ilse Aigner (CSU).
Dass Millionen Datensätze von Kunden verschwinden könnten, sei "äußerst alarmierend“ und dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben.
„Hier scheint bei den Sicherheitsvorkehrungen des Konzerns erheblicher Nachholbedarf zu bestehen“, sagte der Sprecher. Nun müsse Sony insbesondere klären, welche Daten von dem Diebstahl betroffen seien.
Die Verbraucher müssten auch darüber informiert werden, welche Vorkehrungen getroffen worden seien, damit sich so ein Vorfall nicht wiederholen könne. Zudem müsse Sony den betroffenen Kunden erklären, wie sie sich jetzt konkret verhalten sollten.
Nach dem Diebstahl sensibler Daten von Onlinenutzern der Sony-Playstation hatte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar mehr Unterstützung von der Bundesregierung gefordert.
„Ich glaube, wir brauchen hier in diesem Zusammenhang keine anderen Gesetze, wir brauchen aber stärkere internationale Instrumente, um den Datenschutz zu gewährleisten“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“. Notwendig sei ein nicht nur in Deutschland, sondern international sehr hohes Datenschutz-Niveau. „Da erwarte ich auch Unterstützung von der Bundesregierung.“
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie verbreitet ist der Datendiebstahl durch Betrüger?
Das Abgreifen von Daten und der Betrug mit Kreditkarten- und Kontoinformationen ist einer der am stärksten wachsenden Kriminalitätszweige. Das Bundeskriminalamt verzeichnete 2009 einen drastischen Anstieg, neuere Angaben liegen noch nicht vor. Es gab laut Kriminalitätsstatistik 22.963 Fälle von Computerbetrug, 35 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Betrug mit illegal erlangten Zahlungsdaten nahm demnach um 6,1 Prozent auf 70.918 Fälle zu. Kreditkarten-Informationen seien längst eine „Handelsware im Internet", sagt Nora Basting vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Kann man sich überhaupt davor schützen, dass die eigenen Daten gestohlen werden?
„Da kann der Verbraucher nichts vorbeugend tun, außer grundsätzlich möglichst sparsam mit seinen persönlichen Daten umzugehen", sagt Basting. Wer im Internet Dinge kauft, muss darauf vertrauen, dass der Händler oder Anbieter sorgsam mit den Informationen umgeht.
Wer einen Internet-Shop dubios findet, sollte von einem Kauf besser absehen. Sony als einer der führenden Anbieter von Unterhaltungselektronik und -software bietet aber kaum einen Anhaltspunkt, dass hier besondere Vorsicht nötig wäre.
Was kann man grundsätzlich tun?
Der Datendiebstahl bei Sony zeigt, dass Informationen nirgends vollkommen sicher aufgehoben sind. BSI-Expertin Basting rät Nutzern deshalb, nur so viele Daten zu hinterlassen wie unbedingt nötig. „Wir raten nicht grundsätzlich davon ab, Kreditkartendaten anzugeben", sagt sie.
Vorsicht sei bei Passwörtern angebracht: Selbstverständlich solle man nicht ein und dasselbe Passwort überall benutzen – sonst kann sich ein Hacker viel zu schnell Zugang zu den unterschiedlichsten Internetdiensten verschaffen.
Thomas Schlüter, Sprecher des Zentralen Kreditausschusses, erklärt: „Kreditkartenabrechnungen sollte man sehr genau prüfen." Bei verdächtigen Abbuchungen sollten sich Kunden sofort mit ihrer Bank in Verbindung setzen. Sony-Kunden rät er indes zur Besonnenheit. „Eine Kartensperrung zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht nötig, weil noch gar nicht sicher ist, dass Daten abhandengekommen sind."
Wer muss zahlen, wenn ein Betrüger mit gestohlenen Kreditkartendaten einkauft?
Der Kunde kann aufatmen. „Für Schäden aus möglichen Manipulationen muss er nicht haften", sagt Schlüter. Die Kosten übernehme die Bank.
Was tun die Unternehmen zum Schutz vor Missbrauch der Daten?
Unternehmen können den Kreditkartenfirmen melden, wenn sie wissen, dass ihnen Kundendaten abhandengekommen sind. Die Information wird dann an die Banken weitergeleitet. Die muss dann entscheiden, ob sie die Karte sperrt und austauscht oder erst einmal unter besondere Beobachtung stellt.
Generell überwachen die Kreditkartenfirmen den Zahlungsverkehr. Wer erst in Berlin und kurz darauf in Kanada etwas mit ein und derselben Karte bezahlt, könne schon mal einen Anruf vom Kundencenter bekommen, um zu klären, ob alles mit rechten Dingen zugeht, sagt Schlüter.