Steve Ballmer, als Microsoft-Chef der direkte Nachfolger von Bill Gates, muss sich als “Belastung“ und rückwärtsgewandt bezeichnen lassen.

New York/Seattle. Nach der Rücktrittsforderung eines einflussreichen Hedgefonds-Managers hat sich der Microsoft -Verwaltungsrat hinter Konzernchef Steve Ballmer gestellt. Die neun Mitglieder, darunter der Vorsitzende und Mitbegründer Bill Gates, würden Ballmer unterstützen, sagte eine Person mit Kenntnis der Vorgänge.

Der Fonds-Manager David Einhorn hatte auf einer Investorenkonferenz dem langjährigen Konzernchef vorgeworfen, in der Vergangenheit festzustecken. Ballmer müsse jemand Neues die Chance geben. „Seine anhaltende Präsenz ist die größte Belastung für die Microsoft-Aktie.“

So heftig hat in der Öffentlichkeit noch kein relevanter Investor Kritik an Ballmer geäußert, über den Anleger unter der Hand schon länger murren. Der 55-Jährige wechselte im Jahr 2000 als Nachfolger von Bill Gates auf den Chefsessel. Die Aktie des Konzerns legte in New York 2,5 Prozent auf 24,80 Dollar zu.

Einhorn wählt gerne klare Worte und hat wiederholt Aufsehen damit erregt: Im Frühjahr 2008 nahm er auf derselben, jährlich ausgerichteten Ira-Sohn-Konferenz die US-Bank Lehman ins Visier und warnte, sie habe eine Menge hausgemachte Probleme. Ein halbes Jahr später brachte die Pleite der Bank das gesamte Finanzsystem ins Wanken.

Der Hedgefonds-Manager hat selbst viel Geld in Microsoft stecken. Er hielt Ende März rund neun Millionen Aktien, was 0,11 Prozent der Anteile entspricht,. Er ist Chef der Fondsgesellschaft Greenlight Capital, die Einlagen in Höhe von 7,8 Milliarden Dollar verwaltet (Stand 1. Januar).

Einhorn forderte Microsoft zudem zu einem Kurswechsel bei seinen Internet-Aktivitäten auf. Es sei Zeit, über strategische Alternativen für die verlustbringenden Geschäfte nachzudenken, sagte er. Microsoft betreibt das Internet-Portal MSN und die Suchmaschine Bing, ohne dass es dem Konzern gelungen wäre, Google Marktanteile abzujagen. Im vergangenen Quartal machte die Online-Sparte einen Verlust von 726 Millionen Dollar. In den vergangenen vier Jahren hat Microsoft hier sieben Milliarden Dollar verloren.

Seitdem Ballmer am Ruder ist, dümpelt die Aktie des Unternehmens vor sich hin. Der einstige Technologievorreiter hat in der Branche schon vor längerem an Schwung verloren und gilt in neuen Geschäftsfeldern wie Internet und mobile Computer als eher schlecht aufgestellt. Seit der Ankündigung vor rund zwei Wochen, den Internettelefonanbieter Skype für 8,5 Milliarden Dollar zu kaufen, hat die Aktie sechs Prozent verloren.

Der Windows-Hersteller ist erstmals seit 15 Jahren an der Börse wieder weniger wert als sein einstiger Geschäftspartner und Rivale IBM. Nachdem 2010 bereits Apple vorbeizog, liegt Microsoft nur noch auf dem dritten Rang der US-Technologiekonzerne.