Hamburg. Die “Solandge“ soll eigentlich dem Oligarchen Kerimow gehören, doch nun darf sie auslaufen. Auch zur “Dilbar“ gibt es Neuigkeiten.
Überall in Europa werden Yachten russischer Oligarchen festgesetzt, weil ihre Eigentümer auf der Sanktionsliste der EU stehen. Im Hamburger Hafen wird eine Megayacht in dieser Woche sogar auslaufen dürfen. Seit Oktober befindet sich die 84 Meter lange „Solandge“ für Reparatur- und Verschönerungsarbeiten bei der Werft Blohm+Voss. Doch nun war aus dem Rathaus zu erfahren, dass die Yacht wohl noch in dieser Woche auslaufen darf – trotz aller Sanktionen.
Doch keine Oligarchen-Yacht? "Solandge" darf Hamburg verlassen
Eigentlich wird das 2013 gebaute Schiff, dessen Interieur prunkvoll sein soll, dem russischen Eigentümer des Finanz- und Industriekonzerns Nafta Moscow und Mitglied des russischen Föderationsrat Suleyman Abusaidovich Kerimow zugeschrieben. Das war die bisherige Annahme. Kerimov, dessen Vermögen 8,9 Milliarden Euro betragen soll, steht auf der Sanktionsliste der EU. Doch die für die Einhaltung der Sanktionen und das Einfrieren des Vermögens der Personen, die auf der Liste stehen, zuständige Task Force der Bundesregierung scheint anderer Meinung zu sein.
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Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums sagte dem Abendblatt auf Anfrage, dass keine der von Sanktionen betroffenen Personen in Beziehung zu dieser Yacht stehe: „Die deutschen Behörden sind allen bekannten Hinweisen intensiv nachgegangen, auch unter Beteiligung internationaler Partner. Es liegen keine Erkenntnisse über eine aktuelle Beteiligung einer gelisteten Person an dem Vorgang vor.“ Auch aus Senatskreisen hieß es: „Es liegen keine Erkenntnisse über eine aktuelle Beteiligung einer gelisteten Person vor.“ Wem das Schiff tatsächlich gehört, dazu äußern sich die Behörden nicht.
Andere Oligarchen-Yacht im Hamburger Hafen festgesetzt
Neben dem Zoll, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) soll auch das Bundeskriminalamt an den Ermittlungen beteiligt gewesen sein. Nach deren Einschätzung fällt die „Solandge“ nicht unter die Sanktionen und darf damit ausfahren. Am Freitag vergangener Woche hatte sie sich schon einmal vorübergehend aus dem Dock gelöst und ein paar Runden im Hamburger Hafen gedreht. Die Manöver sollen der Kalibrierung des Kompasses gedient haben. Wann „die Solandge“ ausläuft, ist noch nicht klar.
Ganz anders sieht aber offenbar der Fall bei der mit 156 Metern längste Motoryacht der Welt namens „Dilbar“ des russischen Oligarchen Alisher Usmanow aus. Vertrat die Bundesregierung auch bei diesem Schiff bisher die Auffassung, dass eine Beschlagnahmung kaum möglich sei, obgleich Usmanow ebenfalls von den EU-Sanktionen betroffen ist, hat sich diese Einschätzung offenbar gedreht.
So teilte der Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums mit: „Es gibt weitere Yachten im Hamburger Hafen, die derzeit unter der geltenden Sanktionsverordnung betrachtet werden.“ Konkreter wollte er sich nicht äußern. Einfach auslaufen wie die „Solandge“ könnte die „Dilbar“ sowieso nicht: Die Yacht ist im Moment nicht fahrtüchtig.