Hamburg. BUND, Nabu und WWF kritisieren, dass bisher nur wenige Schiffe auf die Tiefe angewiesen waren – und weisen auf den Schaden hin.
Die jüngste Elbvertiefung hat sich nach Einschätzung von Umweltverbänden bislang als weitgehend überflüssig erwiesen. Nur ein Bruchteil der Schiffe, die Hamburgs Hafen seit Freigabe der ersten Stufe im Mai angelaufen haben, seien „auf die neue Tiefe tatsächlich angewiesen“ gewesen, kritisieren die Verbände. „Dass dafür ein immenser ökologischer Schaden in Kauf genommen wurde, lässt sich mit Blick auf die jetzt vorliegenden Zahlen nicht mehr rechtfertigen.“
Die drei Verbände, BUND, Nabu und WWF, beziehen sich bei ihrer Kritik auf die Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Linken in der Bürgerschaft.
Elbvertiefung: Nur 87 Schiffe waren auf neue Tiefe angewiesen
Demnach haben im Zeitraum vom 3. Mai bis zum 9. Dezember 4682 Seeschiffe den größten deutschen Seehafen angelaufen. 2183 davon waren Containerschiffe. „Bei 612 Containerschiffen handelte es sich um Großcontainerschiffe mit einem Konstruktionstiefgang von mehr als 13,80 Meter, die mithin auf die durch den Fahrrinnenausbau gewonnenen Tiefgangsverbesserungen angewiesen sind“, heißt es in der Antwort des Senats auf Grundlage von Auskünften der Hafenbehörde HPA.
Allerdings hätten lediglich 87 Containerschiffe bei Ankunft oder Abfahrt einen Tiefgang gehabt, der den früheren maximal zulässigen Tiefgang vor der Fahrrinnenanpassung überstiegen hätte. Wie viel Mehrladung auf diesen Schiffen möglich war, hänge von einer Reihe von Faktoren ab „und kann daher nicht exakt bestimmt werden“, so der Senat.
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Kritik an Elbvertiefung: "Schaden für das Ökosystem Tideelbe bleibt"
„Gemessen an der Realität fällt das Luftschloss einer tieferen Elbe, immer größeren Schiffen und einem wachsenden Containerumschlag in sich zusammen“, kritisieren die im „Bündnis Tideelbe“ zusammengeschlossenen Umweltverbände. „Der tiefgreifende Schaden für das Ökosystem Tideelbe aber bleibt und wird durch die Zunahme der erforderlichen Unterhaltungsbaggerungen verstärkt.“
Der rund 130 Kilometer lange Abschnitt der Elbe zwischen Hamburg und der Nordsee zählt zu den wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss dort sechsmal den Anforderungen der Schifffahrt angepasst, zuletzt 1999. Diesmal wurde der Fluss so ausgebaggert, dass auf ihm Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter unabhängig von Ebbe und Flut fahren können. Tideabhängig soll die Elbe für Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 14,50 Metern passierbar sein.
Seit der Freigabe für größere Tiefgänge Anfang Mai können Großcontainerschiffe je nach Schiffstyp und Gezeitenstand mit 30 bis 90 Zentimeter mehr Tiefgang als bisher auf der Elbe verkehren. Nach der endgültigen Freigabe sollen etwa die doppelten Werte möglich sein. Als Datum für diese zweite Freigabestufe gibt der Senat in seiner Antwort „voraussichtlich Ende Januar“ an.