Hamburg. Lucas Schäfer ist Nachfolger von Manfred Braasch als Chef des Umweltverbandes – wie er dessen Weg jetzt fortsetzen möchte.

Er kommt aus dem Schwabenland, hat an einer Pariser Eliteuni und in London studiert – und künftig will er in Hamburg für die Belange von Natur und Umwelt kämpfen und dabei bei Bedarf auch dem Senat das Leben schwer machen: Seit Anfang Oktober ist der gerade einmal 27 Jahre alte Lucas Schäfer neuer Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hamburg.

Der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler hat damit die Nachfolge des langjährigen BUND-Chefs Manfred Braasch angetreten, der jetzt die Geschäftsstelle des neuen Klimabeirats in der Umweltbehörde leitet. Braasch hatte wechselnden Senaten jahrzehntelang das Leben schwer gemacht – mit dem Volksentscheid für den Rückkauf der Energienetze, mit Klagen gegen die Elbvertiefung und dem oft ebenfalls juristisch geführten Kampf gegen Luftverschmutzung, Lärmbelastung oder Klimawandel.

Verkehr in Hamburg: Politik „extrem rückständig“

„Wir werden den Weg von Manfred Braasch fortführen“, sagte Schäfer dem Abendblatt. Die Themen des BUND hätten sogar eine „noch höhere Relevanz“ und auch noch mehr Aufmerksamkeit als früher. Dabei weiß Schäfer, der bereits seit zehn Jahren auch neben dem Studium für den BUND aktiv ist, schon sehr genau, was er jetzt anpacken will. So kritisiert er die Hamburger Verkehrspolitik als „extrem rückständig“ – und fordert flächendeckend Tempo 30 in der Stadt.

„Da die reale Durchschnittsgeschwindigkeit wegen der Staus sowieso bei 27 liegt, kann man auch Tempo 30 einführen“, so Schäfer – auch um Lärm- und Luftbelastung zu mindern. Das habe Paris im Stadtkern auch gemacht. Außerdem will Schäfer den Kampf gegen den Bau der A 26 Ost (Hafenquerspange) verschärfen. Ein BUND-Gutachten habe ergeben, dass die Planung rechtswidrig sei.

Verkehr in Hamburg: Schäfer hat klare Forderungen

„Die Fernstraßenplanungen, die zu einer Erhöhung der Treibhausgasemissionen führen, sind mit Grundgesetz und Klimaschutzgesetz nicht vereinbar“, so Schäfer. „Klimaschutzziele lassen sich mit immer neuen Straßen und Autobahnen nicht einhalten.“ Bürgermeister Peter Tschentscher müsse das Projekt stoppen. Andernfalls werde der BUND „den Rechtsweg prüfen“.

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Bei aller Konfrontation hat sich Schäfer noch anderes vorgenommen. Er will das Soziale und Ökologische stärker zusammenbringen: „Wir werden nicht zulassen, dass man beides gegeneinander ausspielt.“ In Hamburg fühlt sich der in Herrenberg aufgewachsene Schäfer offenbar wohl. „Die ökologische Frage wird in den Großstädten entschieden“, sagt der neue BUND-Chef. „Und wenn man in einer deutschen Stadt richtig etwas bewegen kann – dann in Hamburg.“