Hamburg. Die Zahl der Großschiffe ist um mehr als 24 Prozent gestiegen. Was die Elbvertiefung damit zu tun hat.

Die neuen Tiefgänge für die Schifffahrt auf der Elbe sind erst seit drei Monaten freigegeben, schon zeigt sich ein positiver Effekt für den Hamburger Hafen. Das erklärte der Geschäftsführer der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, bei der Vorstellung der Hafenbilanz für das erste Halbjahr.

Insgesamt 107 sogenannte Megamax-Schiffe, die zwischen 18.000 und 24.000 Standardcontainer (TEU) laden können, hätten im Zeitraum Januar bis Juni den Hamburger Hafen angesteuert. Dies sei ein Zuwachs zum Vergleichszeitraum 2020 von 24,4 Prozent. „Das macht deutlich, dass die Fahrrinnenanpassung für Hafen, Schifffahrt und die Wirtschaft ein Erfolgsprojekt ist“, sagte Meier. Es sei wichtig gewesen, die Fahrrinnenanpassung pünktlich fertigzustellen.

Containerumschlag kam mit 4,3 Millionen TEU auf ein Plus von 5,5 Prozent

Seit der Elbvertiefung sind bisher je nach Größe 30 bis 90 Zentimeter zusätzlicher Tiefgang für Schiffe erlaubt. Im Herbst soll dann die um einen Meter vertiefte Fahrrinne voll genutzt werden können. Bei Flut dürfen dann Schiffe mit 14,5 Meter Tiefgang in den Hamburger Hafen fahren.

Auch die Menge an Seegütern, die im ersten Halbjahr 2021 im Hafen umgeschlagen wurde, ist gewachsen. So erreichte der gesamte Seegüterumschlag in den ersten sechs Monaten mit 63,5 Millionen Tonnen ein Plus von 3,8 Prozent. Der Containerumschlag kam mit 4,3 Millionen TEU auf ein Plus von 5,5 Prozent. Das war ein größerer Zuwachs als in Antwerpen, wo der Containerumschlag um 5,1 Prozent auf etwa 6,2 Millionen TEU zulegte.

Der niederländische Konkurrent Rotterdam konnte allerdings mit 7,6 Millionen TEU etwa 7,7 Prozent mehr Stahlboxen umschlagen. Bremerhaven erreichte im Containerumschlag im ersten Halbjahr sogar ein Plus von 11,1 Prozent. Allerdings haben hier die Terminals in der Vergangenheit besonders unter einem Ladungsrückgang gelitten, sodass sie mit insgesamt 2,6 Millionen TEU deutlich abgeschlagen sind und erst wieder aufholen müssen..

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Der Stückgut- und Massengutumschlag in Hamburg beschleunigte sich im zweiten Quartal deutlich. Der Stückgut­umschlag kam mit 44,2 Millionen Tonnen auf ein Plus von vier Prozent. Der Massengutumschlag legte mit insgesamt 19,3 Millionen Tonnen um 3,3 Prozent zu. Erz- und Kohleimporte bestimmten hier das Bild.

„Wir stellen fest, dass sich der Gesamtumschlag im Hamburger Hafen positiv entwickelt hat und in einen Erholungsprozess eingeschwenkt ist. Der im vergangenen Jahr durch die Auswirkungen der Pandemie auch in Hamburg festzustellende Umschlagrückgang konnte aber noch nicht vollständig wieder aufgeholt werden“, sagte Axel Mattern, Vorstand der Marketingorganisation des Hafens. Die zunehmenden Importe und Exporte der Wirtschaft, eine starke Nachfrage beim Konsum und ein großes Angebot an Liniendiensten habe den Hafen auf einen stabilen Wachstumskurs gebracht, betonte Mattern.

Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass der Hamburger Hafen aufgrund der starken Zuwächse in Rotterdam und Bremen insgesamt weiter Marktanteile an die nordeuropäische Konkurrenz verliert. Mit einem Minus von 0,3 Prozent fallen sie aber nun eher gering aus.

Wo Hamburg noch Spitze ist

Absolute Spitze ist Hamburg hingegen beim An- und Weitertransport der im Hafen umgeschlagenen Container per Bahn. Hier hat die Hansestadt ein Alleinstellungsmerkmal. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels kann dass noch ein entscheidender Wettbewerbsfaktor werden. Denn inzwischen werden hier 51 Prozent der Container an und von der Kaikante über die Schiene transportiert.

Das ist mehr als in Rotterdam, Antwerpen und Bremerhaven zusammen. In den ersten sechs Monaten 2021 wurden auf den Gleisen der Hamburger Hafenbahn 1,4 Millionen Boxen transportiert. Das ist ein Plus von 11,3 Prozent. „Wir freuen uns über diesen Rekord. Trotz teilweise schwieriger Bedingungen ließ sich der Zu- und Ablaufverkehr des Hamburger Hafens beim Containertransport auf der Schiene weiter steigern“, sagte HPA-Chef Meier.

Für das gesamte Jahr 2021 erwartet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens einen leichten Aufwärtstrend beim Seegüterumschlag. Mit der Stabilisierung der Liniendienstabfahrten und neuer Dienste sei bei einer sich weltweit verbessernden Lage ein Umschlagergebnis von rund 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen TEU erreichbar, teilte die Organisation mit. Das wäre allerdings ein enttäuschend geringes Plus von nur 200.000 TEU beim Containerumschlag. Im vergangenen Jahr wurden nämlich bereits 8,5 Millionen Stahlboxen über die Hamburger Kaikanten gehoben. Und 2019 wurden sogar 9,3 Millionen Container gezählt.

Bilanz: Hafen auf stabilem Wachstumskurs

Die momentanen Wachstumsbedingungen sind insofern günstig, als dass die HHLA einen neuen Liniendienst für Hamburg gewonnen hat: die Sea Lead aus Dubai war bisher vor allem im asiatischen Raum unterwegs, aufgrund der hohen Frachtraten gehen sie jetzt auch auf die Langstrecke. Das erste Schiff der Reederei kommt am Mittwoch nach Hamburg und wird am Containerterminal Burchardkai abgefertigt.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung sehen die Hafenexperten eine Reihe von Risiken. Schwierigkeiten entstehen durch fehlende Transportkapazitäten, Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf der Pandemie und anderen Ereignissen, wie die Havarie eines Containerschiffs im Suezkanal und die Schließung mehrerer wichtiger chinesischer Häfen nach Corona-Ausbrüchen. Die Auswirkungen sind dann auch an der Schnittstelle Land-Seetransport zu sehen und damit in Deutschlands größtem Seehafen. So versuchen die Reedereien derzeit ihre durcheinandergewirbelten Fahrpläne wieder in den Griff zu bekommen. Das führt auch zur Auslassung von Häfen. In sechs Fällen sei das bereits auch Hamburg passiert sagte Hafenchef Meier.