Hamburg. Die Hamburger Traditionsreederei meldet für das dritte Quartal 2021 eine Umsatzsteigerung um 70 Prozent und korrigiert ihre Erwartung.
Als der Vorstandschef der Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, Ende Dezember 2019 das Licht in seinem Büro am Ballindamm gelöscht hatte, konnte er beruhigt in die Weihnachtsfeiertage gehen. Er hatte das Hamburger Traditionsunternehmen durch schwierige Jahre in ruhiges Fahrwasser geführt, mit Übernahmen und Sparprogrammen eine stabile Rendite erwirtschaftet und die Schulden reduziert. Belohnt wurde Hapag-Lloyd 2019 mit einem sehr guten Jahresergebnis von 811 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit), fast doppelt so viel wie im Vorjahr 2018. Unterm Strich blieb ein Konzernergebnis von 373 Millionen.
Dann kam Corona. Doch anstatt sang- und klanglos im Lockdown zu versinken, konnte Hapag-Lloyd aufgrund der rasant wieder anspringenden Nachfrage nach Gütern von den durcheinandergewirbelten Lieferketten sogar profitieren und erzielte erneut ein Rekordergebnis von 811 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern. Das ist aber alles nur sehr wenig im Vergleich zu den exorbitanten Gewinnen in diesem Jahr.
Hamburger Hafen: Umsatz von Hapag-Lloyd verzehnfacht
Kurz gesagt: Wenn nicht die gesamte Flotte der Reederei bestehend aus 257 Schiffen für den Rest des Jahres wegen plötzlichen Treibstoffmangels liegen bleiben sollte, wird sich das Ebit gegenüber dem außergewöhnlich guten Vor-Corona-Jahr 2019 verzehnfachen.
Am Freitag veröffentlichte der Konzern die Ergebnisse seiner Geschäfte in den ersten neun Monaten. Die Zahlen durchbrechen alle Schallmauern. Die Umsätze stiegen im den ersten neun Monaten um etwa 70 Prozent auf 15 Milliarden Euro an. Wesentlich dazu beigetragen hat eine höhere durchschnittliche Frachtrate von 1818 Dollar pro 20-Fuß-Standardcontainer (TEU). Im gleichen Zeitraum vor einem Jahr hat die durchschnittliche Frachtrate noch bei 1097 Dollar pro Container gelegen.
Corona führte zu Schiffsverspätungen
Zudem wuchs die Transportmenge auf 8,98 Millionen TEU und lag damit um drei Prozent über dem Vorjahreswert. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte auf 5,8 Milliarden Euro, das Konzernergebnis auf 5,6 Milliarden Euro. Schon das bedeutet eine Verzehnfachung innerhalb eines Jahres. Und Hapag-Lloyd erwartet angesichts der sprudelnden Einnahmen für das Gesamtjahr 2021 ein Ebit in der Bandbreite von 8,7 bis 9,5 Milliarden Euro.
Das ist aber nicht allein das Resultat guten Wirtschaftens bei Hapag-Lloyd. Die gesamte Branche schreibt Rekordgewinne. Corona hat die bisherigen Lieferketten massiv gestört, was zu erheblichen Schiffsverspätungen führt. Da die Schiffe länger unterwegs und dadurch gebunden sind, fehlen Transportkapazitäten für die wieder hochlaufende Produktion.
Warum das Geschäft von Hapag-Lloyd boomt
„Die globalen Lieferketten stehen unter einem enormen Druck, der sich in der Peak Season im dritten Quartal weiter erhöht hat“, sagt Habben Jansen. Die Branche kann die Nachfrage also kaum bedienen aber höchste Transportpreise aufrufen. „Es ist absurd“, sagte kürzlich der Geschäftsführer des Hapag-Konkurrenten Hamburg Süd, Poul Hestbeak. „Die Schifffahrt verdient mehr Geld als jemals zuvor und bietet zugleich den schlechtesten Service aller Zeiten.“
Die Kunden, die am Ende für die überteuerten Transportpreise aufkommen müssen, wird das nicht freuen – die Aktionäre hingegen schon. Die Aktie von Hapag-Lloyd sprang nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen kurzfristig fast aufs Allzeithoch von knapp 235 Euro, bevor sie wieder nachgab und am Nachmittag bei 215,80 Euro lag – ein Minus zum Vortag von rund drei Prozent. Anleger dürfte das allerdings nur wenig stören.
Hamburg profitiert von Hapag-Lloyd-Zahlen
Ein genauer Blick auf den Neun-Monats-Bericht der Reederei zeigt ein Ergebnis pro Aktie von knapp 32 Euro. Werden wie üblich etwa 50 Prozent des Ergebnisses an die Aktionäre ausgeschüttet, käme man auf eine Dividende von fast 16 Euro. Selbst wenn die im Mai 2022 stattfindende Hauptversammlung der Reederei nur einen Bruchteil dessen ausschütten sollte, dürfte sich Hamburg über ein dickes Plus an zusätzlichen Einnahmen freuen.
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Die Hansestadt hält nämlich 24.353.475 Aktien an Hapag-Lloyd. Das sind exakt 13,9 Prozent. Die Erwartung auf einen Geldsegen dürfte nicht nur Habben Jansen, sondern auch Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) in diesem Jahr ein freudiges Weihnachtsfest bereiten.