Hamburg. Absichtserklärung zum Zusammenschluss der Terminals in Hamburg, Wilhelmshaven und Bremerhaven soll alsbald unterzeichnet werden.
Die seit Monaten laufenden Gespräche über eine mögliche Hafenfusion befinden sich offenbar auf der Zielgeraden. Noch vor Weihnachten könnten die größten deutschen Hafenkonzerne Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und Eurogate eine Absichtserklärung zum Zusammenschluss ihrer Containerterminals in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven bekannt geben.
Das deutete die Vorstandsvorsitzende der HHLA, Angela Titzrath in einer Pressekonferenz am Donnerstag an. „Ich bin zuversichtlich. Ich halte es nach wie vor für möglich, dass bei gutem Willen aller Beteiligten noch in diesem Jahr eine Absichtserklärung unterzeichnet werden kann. Das ist ein gutes Signal, denn es bedeutet wir sind im Gespräch“, sagte Titzrath.
Hafenfusion: Landesregierungen machen Druck
Vor mehr als eineinhalb Jahren hatten Eurogate und HHLA Pläne zu einer Kooperation öffentlich gemacht. Dabei geht es um einen Zusammenschluss aller acht Containerterminals in den deutschen Nordseehäfen. In den vergangenen Monaten waren die Verhandlungen aufgrund der schwierigen Struktur der Verhandlungspartner immer wieder ins Stocken geraten, da sich nicht nur zwei, sondern drei Parteien auf ein Zusammengehen einigen müssen.
Neben der HHLA sind dies die Hafenfirma Eurokai des Unternehmers Thomas Eckelmann und die Bremer Logistik Gruppe (BLG), denen Eurogate zu jeweils 50 Prozent gehört. Auch die Landesregierungen von Hamburg und Bremen haben sich eingeschaltet und Druck gemacht, um die Gespräche schneller voranzutreiben. Die HHLA sei gut aufgestellt für die mögliche Kooperation mit Eurogaze, sagte Titzrath und verwies auf zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen, die der Konzern eingeleitet habe.
Eine Due-Dilligence-Prüfung ist angedacht
Unklar ist, wie konkret die Absichtsbekundung der Hafenfirmen ausfallen könnte. „Der Weg ist dabei das Ziel“, betonte Titzrath mehrfach. Die HHLA-Chefin spricht jedoch bereits von einer möglichen Due-Diligence-Prüfung, die einer Fusion oder einem Unternehmenskauf immer vorangeht. Dabei lassen sich die Parteien gegenseitig in die Bücher schauen, um die genauen Firmenwerte festzulegen. „Eine Due Diligence ist die Voraussetzung für eine faire Bewertung der einzelnen Anteile“, sagte Titzrath. Bei einer solchen Prüfung müssten auch die Terminalbeteiligungen der Reedereien mit einbezogen werden.
Die Reedereien Maersk und MSC halten Anteile an den Terminals in Bremerhaven. Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd hat seit Langem eine Beteiligung an dem HHLA-Terminal in Altenwerder und zudem den Kauf von 30 Prozent der Anteile am Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven bekannt gegeben. Die chinesische Reederei Cosco steigt zudem mit 35 Prozent am Hamburger HHLA-Terminal Tollerort ein, sobald die Behörden die Transaktion absegnen.
Sichert Cosco Arbeitsplätze in Hamburg?
Titzrath lobte diese Partnerschaft. Cosco habe die Fahrpläne seiner Linienschiffe bereits geändert und laufe in Europa nur noch Zeebrügge und Hamburg an. „Tollerort wird zum bevorzugten Hub der Reederei. Das merken wir schon jetzt an den Ladungsmengen, die dorthin kommen“, sagte die HHLA-Chefin. „Die Beteiligung wird langfristig Arbeitsplätze und Beschäftigung im Hafen sichern.“ Neben den Hamburger Terminals betreibt die HHLA auch Umschlagterminals in Triest (Italien), Odessa (Ukraine) und Tallinn (Estland).
Die Lieferengpässe im Einzelhandel, über die das Abendblatt berichtete, wird die Cosco-Terminalbeteiligung aber nicht beheben können. „Der globale Wirtschaftskreislauf ist seit eineinhalb Jahren gestört“, sagte Titzrath. Derzeit kämen die Schiffe mit zwei bis drei Wochen Verspätung. Die HHLA habe aber Maßnahmen ergriffen, um die Verzögerungen in den Fahrplänen zu kompensieren. „An uns liegt es nicht, wenn an Weihnachten das eine oder andere Geschenk auf dem Gabentisch fehlt.“
HHLA erweitert Lagerflächen
So habe die HHLA ihre Lagerflächen erweitert und den personellen, technischen und finanziellen Aufwand erhöht. Beim Weitertransport der Ladung mit der Bahn würden die Verspätungen durch einen hohen personellen Einsatz am Wochenende verringert. Allerdings hätten Baumaßnahmen auf der Strecke und Witterungseinflüsse zu längeren Transitzeiten geführt. Zudem fehlten Lokführer.
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Die Lkw-Abfertigung sei verbessert worden, so Titzrath. Die Durchlaufzeit, also die Verweildauer eines Trucks auf einem Terminal bis zur Ablieferung oder Abholung der Fracht betrage 30 bis 40 Minuten. Um ein Überlaufen der Terminals zu minimieren sei die zeitliche Exportannahme begrenzt. Sie betrage je nach Auslastung 48 bis 72 Stunden, bevor der Container aufs Schiff geladen wird. Die angespannte Situation in der Containerschifffahrt werde noch weit ins Jahr 2022 andauern, glaubt Titzrath.
Umsatzerlöse der HHLA gestiegen
Gleichwohl räumte sie ein, dass die hohe Auslastung der Lager der HHLA finanziell kräftigen Auftrieb gegeben hat. So sind die Umsatzerlöse der HHLA je wasserseitig umgeschlagenen Container in den ersten neun Monaten 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent gestiegen, weil sich die Lagergeldeinnahmen kräftig erhöhten.
Das schlägt sich auch positiv im gesamten Konzern-Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nieder, das im gleichen Zeitraum um 51,3 Prozent auf 162,1 Millionen Euro angestiegen ist.
Titzrath setzt auf ökologische Nachhaltigkeit
Um die HHLA und ihre Ladungsmengen im harten Wettbewerb der Häfen stabil zu halten, setzt Titzrath unter anderem auf ökologische Nachhaltigkeit. Im Jahr 2020 hätten die absoluten Emissionen der HHLA neun Prozent unter denen von 2018 gelegen. „Auch im Jahr 2021 reduzieren wir unsere absoluten CO2-Emissionen.“
Bis 2040 solle der HHLA-Konzern klimaneutral sein. Das könne einen Wettbewerbsvorteil bedeuten, da immer mehr Verlader nicht nur nach den Kosten oder nach der Transportdauer ihrer Ware fragten, sondern auch nach einer Optimierung des CO2-Ausstoßes. Als Beispiel nannte Titzrath den Möbelkonzern Ikea, der Wert auf emissionsarme Transporte lege.