Hamburg. Zwei Jahre lang hat der Nabu die Luftverschmutzung gemessen. Die Stickoxid-Werte überschreiten eine gefährliche Grenze.

Wer die Schadstoffbelastung der Luft über Hamburg im Blick hat, denkt vor allem an den Straßenverkehr. Die Belastung durch Schifffahrt und Hafen ist weitgehend unbekannt. Dabei sei gerade diese besonders hoch, sagt der Naturschutzbund Hamburg und hat dazu am Donnerstag neue Luftmessdaten vorgestellt.

Diese stammen von neun selbst betriebenen Messstationen am nördlichen Hafenrand. Dort kommt am meisten von der Schadstoffbelastung aus dem Hafen an, weil der Wind meistens aus Südwest weht. Konzentriert haben sich die Umweltschützer auf die Messung der Belastung durch Stickstoffdioxid (NO2). Dieses ist für den menschlichen Organismus giftig und löst in hoher Konzentration Kopfschmerzen und Schwindel aus.

Nabu: NO2-Grenzwert am Hamburger Hafen oft überschritten

Ergebnis: Der Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft im Mittel wird an keiner Messstation gerissen. Aber an vielen Messstation ist man bereits nahe dran. Noch besorgniserregender ist: Dass dieser Grenzwert kurzfristig häufig um weit mehr als das Hundertfache überschritten wird.

Am Olbersweg oberhalb des Altonaer Fischmarkts wurden sogar mehrfach 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. „Da sind wir in einem gesundheitsgefährdenden Bereich“, sagt Sönke Diesener Referent für Umweltpolitik beim Nabu. Man habe ganze Tage mit durchgängig, erheblicher, gesundheitsschädigender Belastung gemessen. „Für Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma kann ein solcher Wert gesundheitliche Schäden auslösen.“

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Messstationen in der Stadt sind für Straßenverkehr ausgelegt

Vorgenommen hatte der Nabu die Messungen, weil das offizielle Messnetz der Stadt bezüglich der Hafenemissionen lückenhaft ist. Zwar betreiben die Behörden mehr als ein Dutzend von Messstationen auf dem Stadtgebiet, doch viele von ihnen sind direkt auf die Belastung durch den Straßenverkehr ausgerichtet. „Dabei ist der Schiffsverkehr für 39 Prozent der NO2-Emissionen in Hamburg verantwortlich“, sagt der Hamburger Nabu-Vorsitzende Malte Siegert. Das sei mehr, als die Belastung durch Autos, die mit 29 Prozent zu Buche schlage.

Selbst an den Messstationen an der Max-Brauer-Allee oder der Kieler Straße, also weit weg vom Hafen, sei die Schadstoffbelastung durch den Schiffsverkehr noch deutlich messbar. „Wir sogar in Klein Flottbek noch sehr hohe NO2 Konzentrationen gemessen“, ergänzte Diesener.

Corona-Pandemie hatte nur geringen Einfluss auf Hafen-Werte

Der Einfluss der Corona-Pandemie sei nur gering gewesen. „Wir haben im März und April vergangenen Jahres, als die Schifffahrt deutlich abgenommen hatte, etwas geringere Werte gemessen. Seitdem nehmen diese aber wieder zu.“ Auch das Kreuzfahrtgeschäft, dass infolge der Corona-Pandemie fast vollständig zum Erliegen gekommen ist, wirkt sich auf die Schadstoffmessungen kaum aus. „Der Anteil der Kreuzschifffahrt an der Gesamtbelastung durch den Schiffsverkehr beträgt nur etwa drei Prozent“, so Diesener.

Der Nabu fordert, dass Politik und Verwaltung die Anwohner vor schlechter Luft aus der Schifffahrt und dem Hafen besser schützen. Die relevanten Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan und Klimaplan müssten schneller umgesetzt werden. Nicht nur die großen Pötte auch die vielen kleineren Schiffe im Hafen sollten schneller auf Antriebe mit geringeren Schadstoffemissionen umgestellt werden.

Die Stadt Hamburg müsse ihr eigenes lückenhaftes Messnetz ausbauen, die Anwohner mehr über die möglichen Gesundheitsgefahren aufklären und sich auf Bundes- und EU-Ebene für eine ambitionierte Regulierung der Schifffahrt in Bezug auf Luftreinhaltung und Klimaschutz einsetzen. „Jährlich sterben in Europa 400.000 Menschen durch die negativen Folgen der Schifffahrt. Es muss schnell etwas passieren“, so der Nabu-Vorsitzende Siegert.