Hamburg. Die innovative HHLA-Chefin Angela Titzrath nutzt die Präsentation der Geschäftszahlen für die Ankündigung eines neuen Großprojektes.

Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), hat viele Ideen. Erst im Dezember des vergangenen Jahres verblüffte sie die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, ihr Unternehmen steige in die Hyperloop-Forschung ein. Dabei sollen Containerzüge mit 1200 Kilometern pro Stunde durch Röhren geschossen werden.

Jetzt sieht die HHLA-Chefin auch die Möglichkeit, dass Container im Hafen bald durch die Luft transportiert werden. Hamburgs größter Hafenkonzern prüft dafür mit dem Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Partnern aus der Luftfahrtindustrie den Einsatz von Drohnen zum Transport leerer Container. Das kündigte die Vorstandsvorsitzende der HHLA anlässlich der Bilanzveröffentlichung an.

Bei der HHLA lernen Container zu fliegen

Schon heute sind große Drohnen in der Lage, Traglasten von zwei Tonnen in die Luft zu heben. Diese Entwicklung müsse man nutzbar machen, etwa in der Leercontainerlogistik: „Bei der HHLA lernen die Boxen zu fliegen“, sagte Angela Titzrath vor Journalisten.

Zum einen seien damit Effizienzsteigerungen für die HHLA möglich. Zum anderen habe man durch die Drohnen eine größere Variabilität bei der Be- und Entladung außergewöhnlich großer Containerschiffe, von denen immer mehr in den Hamburger Hafen kommen.

„Technisch ist der Einsatz von Drohnen zum Containertransport bereits möglich, sagte Titzrath. Nun gelte es nach Lösungen zu suchen, die auch wirtschaftlich sind, und einen Zeitrahmen zu benennen innerhalb dessen die Technologie zur Verfügung steht.

Drohnen-Antrieb für die HHLA problematisch

Problematisch ist dabei noch die Antriebstechnologie. Sollten die Drohnen rein elektrisch angetrieben werden, müssten die Batterien so groß sein, dass die Traglast darunter leide. Auch die Größe der Drohnen ist ein Hindernis. Die sogenannten Quadrocopter haben vier Propeller und eine Spannweite von 16 Metern. So ist es auf den meist mit Containern voll gestellten Terminals nicht einfach, eine Landefläche einzurichten, die für die Drohnen groß genug wäre. Aber daran arbeitet die HHLA.

Titzrath will den traditionellen Hafenumschlagsbetrieb immer weiter für Zukunftsthemen öffnen. „Wir werden neue, insbesondere digitale Wachstumsfelder identifizieren und vorantreiben. Dabei geht es immer darum, unseren Kunden die beste Lösung anzubieten, damit sie ihre Waren sicher, schnell und effizient transportieren können.“

Selbstfahrende Lkw im Hamburger Hafen

Zu den neuen digitalen Feldern gehört auch der Test zusammen mit dem Lkw-Hersteller MAN zum Einsatz von selbstfahrenden Lastwagen im Hamburger Hafen. Dieser Test geht in die praktische Phase: „Vor einigen Tagen sind die ersten autonom fahrende Lkw auf unser Hafengelände gerollt“, sagte Titzrath.

Die Vorstandschefin will die HHLA zum Treiber der Digitalisierung im Hamburger Hafen machen. Dazu passt auch die Ankündigung, dass die HHLA in den 3D-Druck einsteigt und sich damit ein weiteres, lukratives Geschäftsfeld erschließen will. Um dies zu realisieren, möchte die HHLA die Mehrheit an einer 3D-Druck-Firma in Lüneburg übernehmen. Allerdings muss dieser Geschäftserweiterung noch die Hauptversammlung zustimmen.

HHLA-Umsatz stieg auf 1,3 Milliarden Euro

Über den notwendigen finanziellen Spielraum verfügt das Hafenunternehmen. Die HHLA hat 2018 den Umsatz um 3,1 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro erhöhen können (Vorjahr: 1,25 Milliarden Euro). Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg um annähernd 18 Prozent von 173,2 Millionen Euro auf 204,2 Millionen Euro.

Unterm Strich stand 2018 ein Konzernjahresüberschuss von 138,5 Millionen Euro. Das sind 30,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das gute Ergebnis ist allerdings zum Teil auf zwei Einmaleffekte zurückzuführen, nämlich die Übernahme des größten Terminalbetreibers in Estland, TK Estonia, und die Integration der Bahntochter Metrans.

Wichtige Zahlen der HHLA in Kürze

  • Umsatz: 1,3 Milliarden Euro
  • Ebit: 204,2 Millionen Euro
  • Jahresüberschuss: 138,5 Millionen Euro
  • Wachstum des Kerngeschäfts: 1,9 Prozent
  • Dividende: 80 Cent pro Aktie
  • Rund 5.900 Mitarbeiter

Der Containerumschlag, der neben dem Intermodal-Segment – also dem Weitertransport der Seegüter ins Hinterland per Bahn – das Kerngeschäft der HHLA bildet, wuchs hingegen nur schwach, nämlich um 1,9 Prozent auf 7,34 Millionen Euro.

80 Cent Dividende pro HHLA-Aktie

Angesichts des insgesamt guten Ergebnisses will Angela Titzrath 68 Millionen Euro an die Anteilseigner ausschütten. Das sind 80 Cent Dividende pro Aktie. Im Vorjahr waren es noch 67 Cent gewesen, also 19,4 Prozent weniger. Besonders freuen dürfte sich über den Geldsegen die Stadt, die 68 Prozent an der HHLA hält. Denn sie bekommt 44 Millionen Euro ausgeschüttet.

Auch für dieses Jahr erwartet die HHLA Zuwächse, obgleich die Rahmenbedingungen wegen Handelsstreitigkeiten und Veränderungen der globalen Handelsströme unsicher sind. „Wir sehen dunkle Wolken, aber wir müssen nicht den Regenschirm herausholen“, sagte Titzrath. Denn für die HHLA erwartet sie weiteres Wachstum.

Titzrath will schnelle Entscheidung für Köhlbrandbrücke

Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) solle in diesem Jahr deutlich zulegen, Umsatz und Containerumschlag dürften leicht wachsen. Das hören die Anleger gerne. Nach massiven Rückgängen zum Jahresanfang berappelt sich die Aktie der HHLA langsam. Am Mittwoch legte sie um knapp drei Prozent auf 19,37 Euro zu.

Im Hinblick auf einen Ersatz für die marode Köhlbrandbrücke forderte Titzrath eine rasche Entscheidung: „17 Jahre bis zur Elbvertiefung haben dem Hafen nicht gut getan. So viel Zeit haben wir bei der Köhlbrandbrücke nicht.“