Hamburg. Süddeutscher Maschinenbauer errichtet Reparaturzentrum für Schiffskräne. 90 Arbeitsplätze geplant.
Jahrelang wurde verhandelt, jetzt ist die Einigung perfekt: Der Hamburger Hafen steht vor einer bedeutenden Industrieansiedlung. Nach Informationen des Abendblatts will die Liebherr International, einer der weltweit größten Hersteller von Baumaschinen, in der Hansestadt ein europäisches Service- und Reparaturzentrum für maritime Kräne errichten. Wie das Abendblatt weiter erfuhr, soll der Vertrag zwischen Liebherr und der zuständigen Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) bereits heute Mittag unterzeichnet werden. Auch über das Investitionsvolumen wird geschwiegen, es soll sich aber um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag handeln.
Standort der neuen Liebherr-Dependance wird ein 44.000 Quadratmeter großes Grundstück im Kuhwerder Hafen. Die zentral gelegene Fläche grenzt an den Bereich Steinwerder Süd, für den die HPA derzeit in einem Ideenwettbewerb ein innovatives Nutzungskonzept sucht. Die Liebherr-Nenzing Service GmbH wird hier den Vertrieb und den Service von Hafenmobilkränen, Schiffskränen, Offshorekränen sowie Baumaschinen aus den Produktbereichen der Seilbagger und Spezialtiefbaugeräte konzentrieren.
Norddeutscher Knotenpunkt
Der neue Standort wird auch zum norddeutschen Knotenpunkt für die Vermietung und Rücknahme von Baumaschinen ausgebaut. Die bisherige Niederlassung in Harburg-Neuland wird aufgelöst. Eine weitere Funktion der Niederlassung wird nun das Ersatzteil-Reparaturgeschäft. Liebherr wird dazu eine 2160 Quadratmeter große Werkstatt, ein Lager mit 1080 Quadratmetern sowie ein Bürogebäude (3125 Quadratmeter) errichten. Baubeginn ist im November 2017. Der Einzug ist für das erste Quartal 2019 geplant. Danach sollen an dem Standort 90 Beschäftigte arbeiten.
Liebherr hatte seit Längerem in Norddeutschland einen passenden Standort gesucht. Wichtig war die Anbindung ans Wasser. Die Sparte Maritime Krane gehört trotz leichter Umsatzrückgänge aufgrund der Schifffahrtskrise mit einem Geschäftsvolumen von mehr als 960 Millionen Euro zu den bedeutenden Standbeinen des süddeutschen Familienunternehmens mit Verwaltungssitz in der Schweiz. Mit dem neuen Standort können vor allem Mehrzweckfrachter mit schadhaften Kränen ihre Werkstatt direkt anlaufen. Im Kuhwerder Hafen vertäut, werden die Kräne abgebaut, vor Ort repariert und anschließend wieder montiert.
Für den Hafen ist das Geschäft wichtig
Auch für den Hamburger Hafen ist das Geschäft wichtig. Es folgt nämlich dem im Hafenentwicklungsplan vereinbarten Ansatz, neben dem reinen Umschlag von Seegütern mehr Industriebetriebe dort zu verankern, um die Wertschöpfung zu erhöhen. Bereits vor Jahren hatte der Senat dafür den Kuhwerder Hafen von reiner Umschlagtätigkeit freigeräumt.
Der Vertrag mit Liebherr könnte zum Vorreiter für Partnerschaften mit anderen Firmen werden, die Hafennähe benötigen. Zudem könnte von Liebherr eine Initialzündung zur Entwicklung von Steinwerder Süd ausgehen. Für das 42 Hektar große Gebiet rund um den Oderhafen südlich von Kuhwerder sucht die HPA derzeit in einem Ideenwettbewerb innovative Nutzungskonzepte. Insgesamt 100.000 Euro sind dafür ausgelobt worden.
Verluste bei den Umschlagmengen
Für den Hafen ist die Nachricht auch deshalb positiv, weil er zuletzt deutlich unter der Schifffahrtskrise litt und Verluste bei den Umschlagmengen verkraften musste. Auch die Verzögerungen bei der Elbvertiefung und die damit verbundenen Einschränkungen für große Schiffe machten den Hafenbetrieben zu schaffen.
Sowohl die HPA wie auch die Liebherr-Nenzing Service GmbH wollten sich zur bevorstehenden Vertragsunterzeichnung nicht äußern. „Wir kommentieren das nicht“, sagte ein Sprecher der HPA. Liebherr hatte bereits früher bekannt gegeben, dass es verschiedene europäische Standorte für das neue Reparaturzentrum prüft. In der engeren Auswahl waren mehrere Flächen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Hamburg hat aber nun den Zuschlag erhalten.
Weltweit mehr als 40.000 Mitarbeiter
Liebherr International wird in zweiter Generation von der Familie Liebherr geführt. Die Geschichte des in Baden- Württemberg gegründeten Industriebetriebs, der 1982 aus Steuergründen seinen Hauptsitz in die Schweiz verlegte, geht auf das Jahr 1939 zurück. Es beschäftigt weltweit mehr als 40.000 Mitarbeiter und hat 2015 einen Umsatz von rund 9,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Fast 60 Prozent der Liebherr-Produkte gehen in die Länder Westeuropas.