Hamburg. Verschiedene Behörden und Verbände wollen die Deutsche Telekom gemeinsam dazu auffordern, das Leitungsnetz im Hafen auszubauen.
Im Streit um die maroden Internet- und Telefonleitungen im Hafen geht die Stadt Hamburg jetzt in die Offensive. Verschiedene Behörden und Verbände wollen die Deutsche Telekom gemeinsam dazu auffordern, das Leitungsnetz im Hafen auszubauen. Für den 15. September ist ein Spitzengespräch mit dem Konzern geplant. Teilnehmen werden Vertreter der Senatskanzlei, der Wirtschaftsbehörde, der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) sowie des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH) und von weiteren Verbänden, sagte eine Sprecherin der HPA dem Abendblatt.
Zu dem Treffen, das in Hamburg stattfinden soll, werden aus Bonn der Vorstandsvorsitzende von T-Systems und Telekom-Vorstand Reinhard Clemens sowie der Geschäftsführer Technik der Telekom, Bruno Jacobfeuerborn, anreisen. Zurück geht dieses Treffen auf den Chef der HPA, Jens Meier, der eine konzertierte Aktion aller Beteiligten vorgeschlagen hatte.
Hintergrund ist die miserable Internetverbindung im Hafen, über die sich viele Firmen beschwert haben. Einer Senatsdrucksache zufolge ist die Versorgung mit schnellem Internet über das sogenannte Breitbandnetz im Hafen kaum vorhanden. Je nach Standort können zwischen null und vier Prozent der Betriebe auf schnelle Internetzugänge zurückgreifen. Die anderen sind unterversorgt. Von den rund 200 Firmen im Gebiet Steinwerder verfügen beispielsweise gerade einmal zwei über einen Breitbandanschluss. Der Rest quält sich über alte Kupferleitungen, an deren Enden nur noch schwache Signale ankommen. So klagen Firmen, ihr Internetanschluss habe nur eine Übertragungsrate von 250 bis 750 Kilobit pro Sekunde. Normale VDSL-Anschlüsse haben heutzutage Übertragungsraten von 50.000 Kilobit pro Sekunde.
Einzelne Betriebe gehen dazu über, ihre Daten ihren Mitarbeitern mit nach Hause zu geben, weil sie dort schneller versendet werden können. Der Vorsitzende des Vereins der Hamburgischen Quartiersleute, Michael Bruhns, warnt: „Das Telefon- und Datennetz im Hamburger Hafen ist in einem so schlechten Zustand, dass es für viele kleinere Firmen im Hafen zu einer existenzgefährdenden Bedrohung wird.“
Die Telekom verweigert den Ausbau der herkömmlichen Leitungen mit dem Verweis auf fehlende Wirtschaftlichkeit und vermarktet ihr schnelles Glasfasernetz. Die dafür anfallende Monatsgebühr von 1000 Euro können sich viele kleinere Betriebe im Hafen aber nicht leisten. Die HPA kann nach eigenen Angaben wiederum einzelnen Firmen nicht helfen und die Kosten übernehmen, denn sie fürchtet den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung.
Der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Rolf Bösinger, kündigte jetzt dem Präsidenten des UVHH, Gunther Bonz in einem Schreiben an, dass es zu dem Treffen mit der Telekom kommen werde. Aber auch die Einschaltung der Bundesregierung schloss Bösinger nicht aus. Die Hafenwirtschaft hatte zuvor dem Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) vorgeschlagen, einen gemeinsamen Brief an die Bundesregierung zu schreiben, damit diese den Druck auf die Telekom erhöht.
Lagereigesellschaft hilft sich mit Richtfunk aus
Für den Senator, der sich derzeit im Urlaub befindet, antwortete jetzt dessen Staatsrat: „Ich schlage vor, dass wir zunächst dieses Gespräch abwarten. Sollte es sich zeigen, dass auch die Einbindung der Bundesebene erforderlich ist, könnte in einem zweiten Schritt das von ihnen vorgeschlagene Schreiben folgen“, so Bösinger.
Für den Verein der Quartiersleute wird Bruhns an dem Treffen teilnehmen. Er hofft, dass es endlich zum Leitungsausbau im Hafen kommt, zeigt sich aber auch ernüchtert. „Es ist blamabel, dass erst eine konzertierte Aktion stattfinden muss, damit das logistische Herz Hamburgs mit Breitbandanschlüssen auch für kleine und mittlere Betriebe ausgestattet wird“, so Bruhns. Er selbst hat für seine Lagereigesellschaft inzwischen eine Richtfunkantenne angeschafft. Bruhns hatte nämlich nicht nur langsames Internet, sondern auch einen unzuverlässigen Telefonanschluss, bei dem die Kunden häufig zweimal anrufen mussten, damit sie Anschluss bekamen. Immerhin das ist jetzt vorbei. „Zuhause ist mein Internet aber immer noch schneller“, sagt Bruhns. Hamburg verfügt im Vergleich zu allen anderen Ländern über den höchsten Anteil von Haushalten mit hochleistungsfähigen Internetzugängen.