Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat am Dienstag den Franken an den Euro gekoppelt und einen Mindestkurs von 1,20 Franken festgelegt.

Zürich. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Kampf gegen die für die Wirtschaft des Landes bedrohliche Frankenstärke die Schrauben angezogen und ein unteres Wechselkursziel zum Euro festgelegt. Die Notenbank toleriere ein Absinken der Gemeinschaftswährung unter 1,20 Franken ab sofort nicht mehr, teilte sie mit. „Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen“, hieß es. Und die Notenbank stellte weitere Maßnahmen in Aussicht, falls diese nötig werden sollte. „Der Franken ist auch bei 1,20 pro Euro hoch bewertet und sollte sich über die Zeit weiter abschwächen. Falls die Wirtschaftsaussichten und die deflationären Risiken es erfordern, wird die Nationalbank weitere Maßnahmen ergreifen.“

Die SNB sieht in der massiven Überbewertung des Frankens eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft und das Risiko einer deflationäre Entwicklung. Der Euro verteuerte sich nach der SNB-Ankündigung sprunghaft auf vorübergehend über 1,21 Franken. Später wurden für die Gemeinschaftswährung Kurse um 1,20 Franken bezahlt, nach 1,1250 Franken vor dem SNB-Schritt. „Ich bin relativ zuversichtlich, dass die Nationalbank das durchsetzen kann“, sagte Ökonom Martin Neff von der Credit Suisse. „Man kann davon ausgehen, dass der Franken sich um dieses Kursverhältnis (Anm: 1,20 zum Euro) stabilisiert und vielleicht auch darüber geht.“

Mario Mattera, Analyst beim Bankhaus Metzler, sagte: „Das ist der Schritt, über den lange spekuliert wurde. Die Ausgabe eines Kursziels von 1,20 Franken ist eine klare Aussage und der ultimative Schritt der SNB.“ Der Devisenmarkt werde das SNB-Ziel aber wohl auch testen. Die SNB hatte im Kampf gegen die für die Wirtschaft des Landes bedrohliche Frankenstärke Anfang August ihren Leitzins überraschend auf praktisch null gesenkt und die Geldschleusen weit geöffnet. Die Schuldenkrise auf beiden Seiten des Atlantiks hatte die Investoren in Scharen in sichere Häfen wie die Schweizer Währung, den japanischen Yen oder Gold getrieben. Die für die exportabhängige Schweizer Industrie wichtigste Partnerwährung Euro hatte Anfang August sogar nahezu Parität erreicht.

(abendblatt.de/Reuters)