Laut Medienbericht will der angeschlagene finnische Handy-Hersteller seine Edelhandymarke Vertu an die Beteiligungsfirma Permira verkaufen.
London. Der schwächelnde Handy-Riese Nokia will laut einem Zeitungsbericht seine Edelmarke Vertu an Finanzinvestoren verkaufen. Die Verhandlungen mit der Beteiligungsfirma Permira seien bereits weit fortgeschritten, berichtete die „Financial Times“ am Montag. Im Gespräch sei ein Preis von 200 Millionen Dollar, hieß es unter Berufung auf informierte Kreise. Die handgefertigten Vertu-Telefone kosten schon in der Grundausführung mehrere tausend Euro – und können Preise von einigen hunderttausend erreichen, wenn sie mit Gold und Edelsteinen verziert werden.
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Nokia hatte Vertu 1998 gestartet, um ins lukrative Geschäft mit Luxusartikeln für Superreiche einzusteigen. Damals war der finnische Konzern gerade zum weltgrößten Handy-Hersteller geworden und weiter auf dem Weg nach oben. Bei der Verarbeitung scheut Nokia keinen Aufwand: Jede einzelne Taste wird aus Saphir geschnitten, die Bildschirme sollen dank einer dünnen Schicht aus Saphirkristall besonders kratzfest sein. Außerdem steht Vertu-Besitzern ein weltweiter „Concierge“-Service für Reservierungen zur Verfügung. Die Klingeltöne wurden vom London Symphony Orchestra eingespielt.
Doch Apples iPhone durchkreuzte 2007 nicht nur Nokias Smartphone-Strategie, sondern untergrub auch die Strahlkraft der sündhaft teuren Edelhandys. Zudem ließ sich Nokia viel Zeit damit, ein Vertu mit modernem Touchscreen zu bauen – erst im vergangenen Jahr kam das Modell Constellation auf den Markt. Es läuft noch mit dem betagten Nokia-Betriebssystem Symbian. Der Konzern macht keine Angaben zum Geschäftsvolumen von Vertu. Der „Financial Times“ zufolge wird der jährliche Umsatz auf 200 bis 300 Millionen Euro geschätzt. Permira könnte mit Vertu sein Luxus-Portfolio ergänzen, zu dem bereits die Modemarken Hugo Boss und Valentino gehören. Der Zeitung zufolge sei der Finanzinvestor mehr an der Vertu-Marke, denn an der Technologie interessiert und habe vor allem die Märkte in Asien und dem Nahen Osten im Blick. Ein Nokia-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren, weil es sich um „Marktgerüchte“ handle.
Die „Financial Times“ hatte bereits im Dezember von Verkaufsüberlegungen berichtet. Seitdem hat sich die Nokia-Krise weiter zugespitzt. Nokia machte im ersten Quartal einen Verlust von 929 Millionen Euro und verlor den Titel des weltgrößten Handy-Herstellers nach Berechnungen von Marktforschern an Samsung. Zudem wurden vom neuen großen Hoffnungsträger – den Lumia-Smartphones mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone – lediglich zwei Millionen Geräte verkauft. Der Umsatz fiel im Jahresvergleich um 29,3 Prozent auf 7,35 Milliarden Euro.