Berlin. Wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine empfehlen niederländische Banken, Bargeld zu Hause zu haben. Was heißt das für Deutschland?
Zerschnittene Datenkabel in der Ostsee und an Land, zig Cyberattacken – und wüste Drohungen aus dem Kreml: Durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wachsen auch in vielen EU-Ländern die Sorgen vor Angriffen.
Der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans von der konservativ-liberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie hatte jüngst in der niederländischen TV-Sendung „WNL op zondag“ erklärt, dass sich die Niederlande wegen der russischen Bedrohung auf alle möglichen Kriegsszenarien vorbereiten müssten und empfohlen, etwas Bargeld zu Hause zu haben. „Wir leben nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden“, teilte er bei „X“ mit. Dies erfordere Handeln „von uns allen“.
We leven niet in oorlog, maar ook niet meer in vrede.
— Ruben Brekelmans (@DefensieMin) 6. Dezember 2024
In deze ‘grijze zone’ moeten we onze brede weerbaarheid en militaire paraatheid vergroten.
Dit vraagt actie van ons allemaal. Daarom kondigen we nu een brede aanpak aan: ⤵️ https://t.co/0FVIbs4ffT
Bargeld: Niederländischer Bankenverband empfiehlt Vorräte
Erstmalig sprach nun auch die Niederländische Bankenvereinigung (NVB) eine Empfehlung dafür aus, Notfall-Reserven an Bargeld im eigenen Zuhause zu haben. „Aufgrund zunehmender geopolitischer Bedrohungen werden niederländische Banken Verbraucher dazu raten, Bargeld zu Hause aufzubewahren“, sagte ein NVB-Sprecher. Schon im Oktober hatte die Niederländische Zentralbank DNB empfohlen, Bargeld für den Fall eines Cyberangriffs bereitzuhalten.
Zwar seien niederländische Banken laut des NVB-Sprechers „sehr gut“ auf Cyberangriffe vorbereitet und die Ersparnisse der Kunden sicher. Dennoch wolle die Bankenvereinigung mit dem Bündnis „Maatschappelijk Overleg Betalingsverkeer“ (MOB) nach den Weihnachtsferien beraten, welche konkrete Empfehlung man ausspreche. Dem MOB gehören neben Vertretern der Finanzwirtschaft unter anderem auch der niederländische Verbraucherschutzbund an.
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Deutsche Kreditwirtschaft sieht keinen Grund für Bargeld-Bevorratung im eigenen Zuhause
In Deutschland zeigt sich die Deutsche Kreditwirtschaft, eine gemeinsame Interessenvertretung des Volksbanken- und Raiffeisenbankenverbandes, des Bankenverbandes, des Verbandes Öffentlicher Banken, des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sowie des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken, entspannt. „Die Bargeldversorgung in Deutschland ist stabil und verlässlich aufgestellt“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion. „Die deutschen Banken und Sparkassen sehen keine Notwendigkeit, im größeren Umfang Bargeld Zuhause zu halten.“
Und auch in den Niederlanden sind nicht alle von der Empfehlung begeistert. So warnte beispielsweise der Verband der Versicherer davor, dass es gerade bei großen Geldbeträgen dazu kommen könnte, dass diese im Einbruchsfall nicht über die Hausratsversicherung abgesichert seien.
Zuvor waren in skandinavischen Ländern Empfehlungen zur Bargeld-Aufbewahrung ausgegeben wurden. Wie der britische „Telegraph“ berichtete, folgte Schweden im November mit einer Broschüre Norwegen, Finnland und Dänemark mit Empfehlungen zum Verhalten im Krisenfall. In der Broschüre hieß es unter anderem, dass man Bargeld für eine Woche zur Hand haben sollte.