Kurz nach einem Vorfall in der Ostsee ist in Finnland wieder ein Datenkabel beschädigt. Nato-Chef Rutte reagiert mit klarer Ansage.
Schon wieder Sabotage-Verdacht bei einer wichtigen Datenleitung: In Finnland haben Schäden an einem Glasfaserkabel zu erheblichen Internetausfällen geführt. Die finnische Verkehrs- und Kommunikationsministerin Lulu Ranne sagte: „Wir nehmen die Situation ernst“. Erst vor zwei Wochen waren zwei Datenkabel in der Ostsee beschädigt worden, eines zwischen Deutschland und Finnland und eines zwischen Schweden und Litauen. Im Verdacht als Urheber steht hier ein chinesisches Frachtschiff.
Der Fall in Finnland blieb zunächst unklar. Das Kommunikationsunternehmens GlobalConnect schloss einige Stunden nach Bekanntwerden nicht aus, dass die Landleitung bei Vihti auch von einem Bagger versehentlich durchtrennt worden sein könnte. Den Schaden an dieser Leitung in Espoo bei Helsinki würde das aber nicht erklären. Der schwedische Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin sagte vielmehr, angesichts der Umstände werde „Sabotage vermutet“.
Die Nato ist von der Häufung der Vorfälle alarmiert, sie hält Sabotageakte für möglich: Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte in Brüssel unter ausdrücklichen Hinweis auf das aktuelle Ereignis in Finnland: „Wir sehen uns jeden Fall sorgfältig an und teilen die Informationen, die wir haben“. Die Nato müsse ihre Anstrengungen gegen Sabotage, aber auch gegen Cyberattacken verstärken und den Schutz von Kabelsystemen verbessern.
Rutte kündigte am Rande eines Nato-Außenministertreffen im Brüsseler Hauptquartier der Allianz zugleich an, die Nato-Staaten wollten den Austausch von Geheimdienstinformationen zu Sabotagefällen und anderen hybriden Angriffen verstärken. „Alle Alliierten sehen die Dringlichkeit des Themas. Wir dürfen nicht naiv sein. Es sind nicht nur die Russen, es ist ebenso China, das mehr und mehr involviert ist“, sagte Rutte zu den vermuteten Urhebern. Beide Staaten versuchten derzeit, die Nato-Staaten zu testen. Es werde ihnen aber nicht gelingen, die Unterstützer der Ukraine von ihrer weiteren Hilfe abzubringen. Am Mittwoch wollen die Nato-Außenminister über die aktuellen Vorkommnisse, die zunehmenden Sabotageaktivitäten und andere Hybridangriffe beraten.
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Die neue Beschädigung eines Datenkabels in Finnland geschah nur wenige Tage, nachdem die Schäden durch eine vorangegangenen Zerstörung in der Ostsee behoben worden sind. Mitte November November war ein Unterseekabel zwischen Finnland und Deutschland demoliert worden, einen Tag zuvor traf es ein Kabel zwischen Schweden und Litauen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) äußerte seinerzeit die Vermutung, dass es sich in beiden Fällen um Sabotage gehandelt haben könnte. Mit diesem Verdacht ermitteln die schwedischen Behörden.
Im Zentrum der Ermittlungen steht das chinesische Schiff „Yi Peng 3“, das zum Zeitpunkt des Vorfalls die betroffenen Stellen der Kabel passiert haben soll – nach bisherigen Erkenntnissen hatte es seinen Anker über längere Distanz von über den Meeresboden geschleift, vermutlich mit Absicht. Das chinesische Außenministerium hat inzwischen die Bereitschaft zugesichert, bei der Untersuchung der Vorfälle mit den ermittelnden Ländern zusammenzuarbeiten.
Die Nato hatte bereits 2023, als eine Gasleitung und zwei Datenkabel von Estland durch die Ostsee nach Finnland zerstört wurden, Konsequenzen eingeleitet: Umgehend wurde eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die Schwachstellen von Pipelines und Kabeln identifizieren und Schutzmaßnahmen anstoßen sollte. 2024 nahm die Nato außerdem ihr neues Zentrum für die Sicherheit von kritischer Unterwasser-Infrastruktur (CUI) in Betrieb: Ziel ist es, Angriffe zu verhindern, die die Energieversorgung, die globale Kommunikation und das Wirtschaftsgeschehen zum Erliegen bringen könnten.
Norwegen und Deutschland schlagen jetzt außerdem die Schaffung fünf regionaler Hubs für Ostsee, Nordsee, Atlantik, Mittelmeer und Schwarzes Meer vor, die Unterwasserinfrastruktur überwachen und regionales Fachwissen zur Verbesserung des Lagebildes in der Unterwasserdimension beitragen.
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