Kiel. Wechselanleihe wird fällig. Ministerpräsident Günther glaubt trotz des US-Insolvenzverfahrens weiter an Bau der Batteriefabrik in Heide.
Zunächst waren es nur Gerüchte, dann folgte die erste Insolvenz in Schweden und schließlich das Chapter-11-Verfahren in den USA. Northvolt, der schwedische Hersteller für E-Autobatterien, der in Heide eine Fabrik bauen will und 3000 Jobs verspricht, ist auf der Suche nach neuen Investoren. Jetzt kommt raus: Mit dem Start des Insolvenzverfahrens in den USA im November stellt die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine Wandelanleihe über 600 Millionen Euro auf fällig. Das heißt: Die KfW fordert dieses Geld vom Bund zurück. Und der Bund wird sich ans Land Schleswig-Holstein halten.
Beide zusammen bürgen für 600 Millionen Euro, die in den nächsten Wochen fällig werden. Wie das finanziell klamme Schleswig-Holstein seinen Anteil aufbringen will, ist noch unklar. Finanzministerin Silke Schneider will die Finanzierung am kommenden Donnerstag mit den fünf Fraktionen im Finanzausschuss des Landtages besprechen. Das kündigte Ministerpräsident Daniel Günther am Dienstag an, nachdem er wochenlang zu den schlechten Nachrichten aus Schweden geschwiegen hatte.
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Die Auszahlung an die deutsche Northvolt-Tochter durch die Förderbank ist laut Bundeswirtschaftsministerium bereits erfolgt. Durch den Gläubigerschutz in den USA („Chapter 11“) könne die KfW nicht damit rechnen, das Geld von den Schweden zurückzubekommen. Deshalb sind Bund und Land jetzt in der Pflicht, der KfW den Wert der Anleihe zuzüglich Nebenkosten noch im Dezember zu erstatten.
„Wir gehen davon aus, dass wir als Land unseren Teil vom Bund in Rechnung gestellt bekommen“, sagte CDU-Politiker Günther. Nach Rechnungseingang habe das Land vier Wochen Zeit, seinen Anteil aufzubringen. Anders als die Wandelanleihe liegen die öffentlichen Subventionen weiter auf Eis. Land und vor allem Bund hatten Northvolt rund 700 Millionen Euro Zuschuss beim Bau der „Giga-Factory“ im strukturschwachen Dithmarschen versprochen. Das Geld ist aber, anders als die Wandelanleihe, gekoppelt an Fortschritte im Heider Werk.
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Dieser Bau, versichert Northvolt, gehe weiter, werde aber etwas gestreckt. Statt 2026 sollen die ersten Batterien für E-Autos 2027 vom Band laufen. Diesen Zeitplan nennt Günther „immer noch ehrgeizig“. Northvolt will in Heide 4,5 Milliarden Euro inklusive der Zuschüsse von Bund und Land investieren. „Wir als Land halten das Ziel weiter für richtig, uns von Asien, vor allem von China, unabhängig zu machen und eine Batteriezellproduktion in Deutschland aufzubauen“, sagte Günther. Dafür böten Heide und die Westküste mit einem Überangebot an grüner Energie beste Voraussetzungen.
Er könne nicht prognostizieren, wie das Chapter-11-Verfahren enden werde, sagte Günther. Ziel des Konzerns sei es erst einmal, neue Geldgeber zu finden. Gelinge das Sanierungsverfahren, bestehe die Chance, dass Northvolt die 600 Millionen Euro Wandelanleihe plus Nebenkosten zurückzahle.
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Northvolt galt lange als großer Hoffnungsträger der europäischen Automobilindustrie. Größter Anteilseigner ist VW. Zu den Eigentümern gehören auch die US-Investmentbank Goldman Sachs und BMW. Das Unternehmen hatte sich unter seinem Gründer und CEO Peter Carlsson - er ist bei Eröffnung des Chapter-11-Verfahrens von seinem Amt zurückgetreten - mit seinen ambitionierten Wachstumsplänen übernommen. Gleichzeitig verschärfte die sinkende Nachfrage nach E-Autos und damit auch nach Batterien von Northvolt die Krise des schwedischen Herstellers.