Heide. Warum der Bau der Batteriefabrik in Schleswig-Holstein Hoffnung macht. Investitionen in Klimaschutz lohnen sich.
Der Bundeskanzler ist gekommen, sein Wirtschaftsminister ist auch da, der schleswig-holsteinische Ministerpräsident hat gleich seiner drei Minister mitgebracht nach Dithmarschen. Also in eine Region, die geprägt ist vom Kohlanbau, von Windrädern und ein wenig auch vom Tourismus. Wer über den Kreis an der schleswig-holsteinischen Westküste spricht, nutzt gern das Adjektiv „strukturschwach“, um prägnant zusammenzufassen, was hier im Argen liegt. Die Produktion von Autobatterien hat das Zeug, diese Region nachhaltig zu verändern.
Am Montag ist der Bau einer Batteriefabrik in Dithmarschen offiziell gestartet. Das Projekt ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Allein schon angesichts der Zahlen lässt sich von einer „Giga-Factory“ sprechen: eine Investition von 4,5 Milliarden Euro, staatliche Zuschüsse von 700 Millionen, eine Produktion von einer Million Autobatterien pro Jahr, 3000 Jobs in der Fabrik, Tausende weitere bei Zulieferern und Dienstleistungsunternehmen. In Zeiten täglich neuer schlechter Nachrichten, reist selbst ein Bundeskanzler im Norden des Landes an, um diese Investition in eine Zukunftstechnologie zu feiern.
Die Ansiedlung von Northvolt bedeutet aber sehr viel mehr, als es die Zahlen allein aussagen. Das Projekt wird in einem Rekordtempo realisiert. Zwischen den ersten Gesprächen mit der schleswig-holsteinischen Landesregierung und dem offiziellen Baustart liegen keine drei Jahre. Im September 2021 charterte der damalige Wirtschaftsministerin Bernd Buchholz einen Hubschrauber, um Northvolt-Chef Peter Carlsson die Vorteile einer Ansiedlung in Dithmarschen aus der Luft zu demonstrieren. Windrad steht hier an Windrad, Schleswig-Holstein produziert Grünen Strom im Überfluss. Windenergie als Standortfaktor – unter anderem mit diesem Argument stach Heide 140 Konkurrenten aus.
Northvolt-Ansiedlung belegt: Wir können schnell und unbürokratisch sein
Das Projekt wurde in Rekordzeit geplant, in Rekordzeit von den Kommunen und Behörden vor Ort genehmigt, und trotz Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Haushaltspolitik mit hohen staatlichen Subventionen hinterlegt, das vermutlich ebenfalls in Rekordzeit. Das Beispiel Northvolt zeigt, dass Deutschland kann, wenn Deutschland will. Wir können schnell sein, unkompliziert, unbürokratisch.
Nur: Warum klappt das immer noch so selten? Warum sind wir bei so vielen Projekten immer noch so langsam? Wie beim Bau des Fehmarnbelttunnels und seiner Hinterlandanbindung. Erwartet wird hier, dass das federführende dänische Konsortium den Tunnel durch die Ostsee längst fertig gebaut hat, während die Deutsche Bahn noch immer an der Anbindung werkelt. Oder beim Bau der neuen Köhlbrandquerung im Hamburger Hafen. Geplant wird hier seit vielen Jahren, fertig soll sie aber erst in gut 20 Jahren sein. Zur Erinnerung: 2021 gab es die ersten Gespräche zum Bau der Batteriefabrik, fünf Jahre später soll sie bereits auf Hochtouren laufen.
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Das Beispiel Northvolt zeigt zudem, dass sich Investitionen in die Klimaneutralität und in den Umbau der Wirtschaft lohnen. Heide hat den Zuschlag erhalten, weil hier ausreichend Grüne Energie zur Verfügung steht, weil Schleswig-Holstein seit Jahren die Windenergienutzung ausbaut. Olaf Scholz nennt das einen „selbst gemachten Standortvorteil“. Schon in der Zeit der industriellen Revolution siedelten sich die Unternehmen dort an, wo ausreichend Energie zur Verfügung stand. Auf diesen Effekt setzen sie jetzt auch in Schleswig-Holstein.