Hamburg. Sönke Fock erwartet trotz der Rezession eine Zunahme offener Stellen. Noch fast 4900 freie Ausbildungsplätze für dieses Jahr.

Auch wenn Deutschlands Wirtschaft zuletzt in die Rezession gerutscht ist, nimmt in Hamburg die Beschäftigung weiter zu. So hat sich im März die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im um 28.700 Personen beziehungsweise um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf insgesamt 1.060.300 Personen erhöht. Damit fällt der Beschäftigungsanstieg erneut höher aus als auf Bundesebene (plus 0,9 Prozent).

„In fast allen Branchen werden händeringend Arbeits- und besonders Fachkräfte gesucht, die offensichtlich nicht allein mit Hamburger Bewerberinnen und Bewerbern besetzt werden“, sagt dazu Sönke Fock, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg.

Denn die Zahl der Arbeitslosen reduziere sich leider nicht entsprechend, sie verharre seit nunmehr fünf Monaten bei etwa 78.500. Im Mai waren 78.603 Hamburgerinnen und Hamburger arbeitslos gemeldet, das sind 8800 oder 12,6 Prozent über dem Vorjahresbestand. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,2 Prozent (Vorjahr: 6,5 Prozent).

Hamburgs Arbeitslosenquote steigt – trotz wachsender Beschäftigung

Bewerberinnen und Bewerber aus der Metropolregion, aus anderen Bundesländern, aber auch aus dem europäischen Ausland kämen an die Elbe und besetzten international ausgeschriebene Posten, so Fock: „Gut so, denn dadurch wird der Wirtschaftsstandort Hamburg gestärkt.“

Ein Faktor für die seit Monaten im Vergleich zum Vorjahr deutlich höhere Arbeitslosenzahl ist aber auch die Aufnahme und Integration ukrainischer Kriegsflüchtlinge in die Statistik. Der Anteil dieser Menschen an der Gesamtarbeitslosigkeit beträgt 6,8 Prozent, das sind 5363 Frauen und Männer aus der Ukraine im Monat Mai.

Den Daten zufolge gelten 41,4 Prozent aller Arbeitslosen in Hamburg als „gesuchte Fachkraft“, weil sie mindestens über einen qualifizierten Berufsabschluss verfügen. Sie haben nach Einschätzung von Fock relativ gute Chancen, in kurzer Zeit einen neuen Job zu finden, denn es stünden fast 11.000 freie, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zur Verfügung – und dieses Niveau dürfte nach Auffassung des Arbeitsagentur-Chefs in den nächsten Monaten sogar noch leicht anziehen.

Im Hamburger Handel sinkt die Zahl der Arbeitsplätze um 2700

Unter den einzelnen Wirtschaftszweigen hat der Sektor „Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistung“ im Vergleich zum Vorjahr um 6400 Personen oder 4,6 Prozent auf 146.400 Beschäftigte zugelegt.

In der Industrie gab es ein Plus von 4400 Personen oder 4,3 Prozent auf 106.600 Beschäftigte, während der Bereich „Information und Kommunikation“ um 4000 Personen oder 5,5 Prozent auf 76.800 Beschäftigte wuchs und das Gastgewerbe um 3200 Personen oder 8,8 Prozent auf 39.200 Beschäftigte. Dagegen verzeichnete der Handel ein Minus von 2700 Personen oder 1,8 Prozent auf 143.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Arbeitsagentur-Chef: Chancen auf Berufseinstieg „sehr gut“

Ende Mai, zwei bis drei Monate vor dem Ausbildungsbeginn im Herbst 2023, standen noch fast 4900 freie Ausbildungsstellen in Hamburger Unternehmen zur Verfügung. „In jeder Branche, für jeden Schulabschluss, ob technisch, handwerklich, kaufmännisch oder im Gesundheits- oder Sozialbereich, gilt: Die Chancen auf einen richtig guten Berufseinstieg sind sehr gut“, sagt Fock.

Unter den Berufen mit freien Ausbildungsstellen rangieren Kaufmann/-frau im Einzelhandel und Verkäufer/Verkäuferin mit jeweils zwischen 300 und 400 offenen Stellen klar an der Spitze.