Hamburg. Hansa-Complet-Küchen und Hamburger Küchenspezialisten sind zahlungsunfähig. Das sagt der Insolvenzverwalter.

Der Gang ins Küchenstudio ist für die meisten eine Herzensangelegenheit – und eine teure Sache. In der Regel wird schon bei der Bestellung der neuen Küche eine Vorauszahlung fällig. Dann heißt es warten. Für Kunden des Küchenhauses Hansa-Complet-Küchen ist der Traum von der Einbauküche allerdings erst mal geplatzt. Die Hamburger Firma hat Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit angemeldet.

„Der Betrieb ist seit einigen Tagen geschlossen“, bestätigt Dietmar Penzlin von der Rechtsanwaltskanzlei SJPP auf Abendblatt-Anfrage. Penzlin wurde vom Amtsgericht Hamburg als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Gleiches gilt auch für die Firma Hamburger Küchenspezialisten, die sich ebenfalls im Insolvenzverfahren befindet. Geschäftsführer beider Unternehmen sind Michele Occipinto und Stefan Schlegel.

Auch das Geschäft Hamburger Küchenspezialisten, ebenfalls an der Lübecker Straße, befindet sich im Insolvenzverfahren.
Auch das Geschäft Hamburger Küchenspezialisten, ebenfalls an der Lübecker Straße, befindet sich im Insolvenzverfahren. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Die Geschäfte, die sich an der Lübecker Straße im Stadtteil Hohenfelde praktisch gegenüberliegen, sind zu. In den Schaufensterin kleben Zettel, die über den Insolvenzfall unterrichten. „Die Situation ist für die Kunden leider sehr bitter, weil die Anzahlungen verloren sind“, sagt Insolvenzverwalter Penzlin. Theoretisch hätten sie zwar einen Anspruch auf Rückzahlung, wenn die Lieferung der Ware nicht erfolgt. Praktisch lasse sich dieser in einem Insolvenzverfahren allerdings kaum durchsetzen.

Hamburger Einzelhandel: 160 Kunden bei Hansa-Complet-Küchen betroffen

Die wirtschaftliche Lage beider Betriebe ist nach seinen Angaben dramatisch. „Nach der ersten Sichtung der Unterlagen ist keine Liquidität vorhanden“, so der Sanierungsexperte. Eine Fortführungsperspektive könne er nicht geben. Aktuell sind bei Hanse-Complet-Küchen, dem größeren und hochpreisigeren der beiden Unternehmen, 160 Bestellungen offen. Teilweise hatten Kunden noch im April hohe Vorkasse-Beträge geleistet.

Nach Angaben der Geschäftsführung ist der Grund für die Insolvenzanmeldung die Kaufzurückhaltung in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Hansa-Complet-Küchen gibt es seit mehr als 40 Jahren. Michele Occipinto und Stefan Schlegel, die zuvor als Verkaufsleiter und Industrievertreter tätig waren, hatten das Küchenstudio 2020 übernommen.

Hamburger Einzelhandel: Beschäftigte bekommen seit April keinen Lohn mehr

Zuletzt waren in beiden betroffenen Unternehmen noch 22 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit beschäftigt. Auch sie trifft die Situation hart. Laut Penzlin erhalten sie seit April keinen Lohn mehr. Insolvenzgeld werde aufgrund der fehlenden Sanierungsperspektive aktuell nicht gezahlt.

Das ändert sich erst mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Damit rechnet der vorläufige Insolvenzverwalter in den nächsten Wochen. In der kommenden Wochen sollen alle Kunden mit offenen Bestellungen Post von ihm zum weiteren Vorgehen bekommen. Schon jetzt haben sich einzelne bei ihm gemeldet – „besorgt und aufgebracht, verständlicherweise“, so Penzlin.

Hoffnung, dass sie Geld oder Ware bekommen, sollten sie sich wohl eher nicht machen. Im November hatte der bekannte Nürnberger Küchenhändler Küchenquelle Insolvenz angemeldet. Inzwischen stellt sich heraus, dass Tausende Kunden leer ausgehen. Nach einem Bericht des NDR-Verbrauchermagazins „Markt“ prüft die Staatsanwaltschaft, ob bei Küchenquelle eine Insolvenzverschleppung vorliegt. Das bedeutet, dass der Antrag auf Insolvenz zu spät gestellt wurde.