Hamburg. Ob Herzchen, Einhörner oder Fußbälle: Die Hamburgerin Lilli Merks hat mit ihrer Idee eine Marktlücke entdeckt.
Ob „Dancing Queen“, „Silber Choco Crunch XXL“ oder „Metallic Explosion“: Die Welt von Lilli Merks ist - ähnlich wie die Titel ihrer Produkte - schrill, bunt und süß. Besucht man die 30-Jährige an ihrem Arbeitsplatz in einem Hinterhof in Eimsbüttel, stößt man dort auf Regale voller Tausender kleiner Döschen. Fein säuberlich gestapelt und nach Saison sortiert stehen sie dort und warten darauf, in die weite Welt verschickt zu werden - die „Happy Sprinkles“ (zu Deutsch: glückliche Streusel).
„Ehrlich gesagt, war das hier alles gar nicht geplant“, sagt Merks, die einen Onlineshop mit Streuseln und Backzubehör betreibt und mittlerweile fast 50 Angestellte beschäftigt. „Ursprünglich habe ich das alles nur aus Spaß gemacht und gar nicht an eine Business-Gründung gedacht“, so die Unternehmerin.
Eimsbüttel: Hamburgerin trifft mit „Happy Sprinkles“ einen Nerv
Als dann aber vier Bekannte auf sie zugekommen seien und ihr Geld für die Gründung ihres eigenen Geschäfts angeboten hätten, sei alles ganz schnell gegangen: Angefangen beim Muffinverkauf auf der Straße nach dem Abitur, eröffnete die Hamburgerin mit dem Geld der Investoren kurz darauf ihr erstes eigenes Café im Stellinger Weg in Eimsbüttel. Da war Merks gerade 23 Jahre alt. Doch als wäre das nicht genug, stemmte die Hamburgerin neben dem normalen Café-Betrieb zusätzlich noch ein Muffin- und Cupcake-Catering.
„Es kamen auf einmal immer mehr Bestellungen herein, und wir haben teilweise Tag und Nacht mit zwei kleinen Öfen auf vier Quadratmetern Hunderte Muffins für Kunden wie Mercedes oder Kindergeburtstage gebacken.“ Das habe der Gründerin für insgesamt eineinhalb Jahre lang zwar große Freude bereitet, doch sei Merks bereits zu diesem Zeitpunkt klar gewesen, dass Gastronomie „nichts Langfristiges“ für sie sei.
„Happy Sprinkles“: Streusel als Mitbringsel von Reisen
Von ihren vielen Auslandsreisen brachte Merks schon zu diesem Zeitpunkt nach und nach ausgefallene Streuselsorten mit und verkaufte diese in eigens zusammengemixten Kreationen in ihrem Café. „Das kam ganz gut an bei den Leuten“, so die Gründerin. Sogar so gut, dass Merks Ende 2018 einen Onlineshop nur für Streusel eröffnete. Offenbar eine Marktlücke: „Wir haben in den ersten drei Monaten allein mit den Streuseln mehr eingenommen als durch den Cafébetrieb und das Catering zusammen“, sagt Merks.
Als dann 2020 die Pandemie über sie hereinbrach und ihr Geschäftsmodell von heute auf morgen auf den Kopf stellte, war der Gründerin klar: alle Kraft in Happy Sprinkles! „Dadurch, dass so viele Menschen ihre Leidenschaft fürs Backen während der Pandemie entdeckt haben, hat unser Shop regelrecht geboomt“, so Merks. Neben Kunden in Europa beliefert die Hamburgerin heute auch Shops in Indien, der Karibik oder den USA.
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Zwar stellt Merks die bunten Motive aus Zucker und Schokolade nicht selber her. Doch denkt sich die 30-Jährige für jede Saison neue Motive aus. Von Mistelzweigen über Einhörner bis hin zu goldenen und silbernen Streuseln findet sich in den Regalen der Gründerin deshalb nahezu jedes erdenkbare Motiv. Mit sieben bis acht Euro pro 90 Gramm sind die Happy Sprinkles dabei allerdings nicht ganz billig, aber dafür individuell.