Hamburg. Wegen einer IT-Umstellung kommt es in den kommenden Tagen sowohl beim Onlinebanking als auch in den Filialen zu Einschränkungen

Eine der größten Privatkundenbanken Deutschlands kommt erneut zum Stillstand: Von Freitag bis Montag führt ein weiterer Abschnitt der IT-Umstellung bei der Postbank zu erheblichen Einschränkungen für zwölf Millionen Kunden. Betroffen sind auch die Hamburger Filialen.

Bei der zweiten von insgesamt vier geplanten Umstellungs-„Wellen“, zum Jahreswechsel 2022/23, war es auch im Nachgang zu Störungen im Onlinebanking gekommen, die zahlreiche Kunden stark verärgerten (das Abendblatt berichtete). Doch stören sich viele Nutzer generell an dem angesetzten Termin, wie Kommentare auf der Facebook-Seite der Postbank zeigen. „Muss das eigentlich über einen Monats-/Quartalswechsel erfolgen? Wieder mal – wie bereits zu Beginn des Jahres?“, fragt ein Kunde. „Warum immer am Monatsende beziehungsweise Anfang, wenn die meisten Überweisungen, Abbuchungen etc. gemacht werden???“, klagt eine Kundin.

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Verfügbarkeit der Postbank-Dienstleistungen um das kommende Wochenende:

Welche Auswirkungen hat die IT-Umstellung auf die Postbank-Filialen?

Am Freitag, 31. März, stehen die Postbank-Filialen nach Angaben des Unternehmens bis gegen 17.30 Uhr regulär zur Verfügung. Danach seien keine Bankdienstleistungen mehr möglich – mit einer Ausnahme: „Zahlungsanweisungen zur Verrechnung werden ausgezahlt.“ Am Sonnabend sind die Filialen nur für Postdienstleistungen geöffnet, Bankdienstleistungen sind dann nicht möglich – mit der genannten Ausnahme. Am Montag sollen ab 9 Uhr wieder Bankdienstleistungen in den Filialen angeboten werden.

Wie steht es mit der Bargeldversorgung am Automaten?

„Die Geldautomaten der Postbank stehen vom 31. März 2023, ca. 17.30 Uhr, bis 3. April 2023, ca. 9 Uhr aufgrund der angekündigten Systemumstellung nur eingeschränkt zur Verfügung“, heißt es vom Unternehmen. An einem Teil der Geldautomaten werde es nicht möglich sein, Bargeld zu ziehen. Es gebe aber Ausweichlösungen: „Kostenlos Bargeld abheben können Sie an den Geldautomaten der Cash Group.“

Dazu zählen unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank und die HypoVereinsbank. Auch bei vielen Einzelhändlern könne man sich als Postbank-Kunde beim Einkauf Bargeld auszahlen lassen. An Shell-Tankstellen stehe dieser Service vom 31. März 2023, 17.,30 Uhr bis 4. April 2023, gegen 9 Uhr, aber nicht zur Verfügung.

Kann man mit der Debitkarte beziehungsweise der Kreditkarte einkaufen?

Das Bezahlen mit der Debitkarte im Einzelhandel und bei Online-Bezahlungen funktioniert der Postbank zufolge auch während des Umstellungszeitraums wie gewohnt. Das Gleiche gelte für Bezahlvorgänge mit der Kreditkarte im Einzelhandel. Vom 31. März bis 4. April 2023 könne es jedoch „in Einzelfällen“ beim Bezahlen im Internet der Kreditkarte „zu einer Ablehnung der Zahlung kommen“, teilt das Geldhaus mit. In diesem Fall solle man eine andere Zahlungsform nutzen. Zudem kann es den Angaben zufolge vorkommen, dass Kunden infolge des Datenumzugs ihre Kreditkartenumsätze bis zu zehn Tage nicht einsehen können.

Was gilt für das Onlinebanking und die Nutzung der Postbank-App?

„Ihre Online-Überweisung soll noch im ersten Quartal 2023 gebucht werden? Dann erteilen Sie diese spätestens bis 30. März 2023, 17 Uhr“, teilt die Postbank dazu mit. Von diesem Zeitpunkt an bis Montag, 9 Uhr, beziehungsweise 14 Uhr sind Bankgeschäfte weder per Postbank-App über das Smartphone noch online am heimischen Computer oder per Telefon möglich.

Allerdings beschweren sich manche Nutzer, so wie diese Kundin, über bestehende Probleme beim Zugang, die ein Vorziehen von Buchungen erschweren oder unmöglich machen: „Mein Onlinebanking funktioniert noch immer nicht, der Freitag 31.3.2023 naht, und ich kann noch nicht mal die Überweisungen vorschreiben, sodass sie am Freitag automatisch rausgehen. Was nicht termingerecht rausgeht, ist mit Mahnung und Kosten verbunden! Wer kommt für die Kosten auf???? Die Postbank etwa???“

Warum erfolgt die IT-Umstellung?

Ziel des Projekts „Unity“ ist es, zwölf Millionen Kunden der Postbank mit sieben Millionen Kunden des Mutterkonzerns Deutsche Bank auf einer gemeinsamen IT-Plattform – die schon bisher von der Deutschen Bank genutzte – zusammenzuführen. So will die Deutsche Bank von 2025 an pro Jahr 300 Millionen Euro einsparen. Die Übertragung erfolgt in mehreren Wellen, von denen bereits zwei, eine über Ostern 2022 sowie eine zum Jahreswechsel, abgearbeitet wurden.

Gemessen an der Kundenzahl ist die jetzt anstehende dritte „Welle“ die größte, denn es werden Daten von etwa fünf Millionen Postbank-Kunden auf die gemeinsame Plattform geholt. „Wir haben fast 3000 Mitarbeitende in dem Projekt, etwa 1000 davon werden am kommenden Wochenende 72 Stunden rund um die Uhr im Schichtbetrieb im Einsatz sein“, erläutert der IT-Manager Stefan Peschke. Zur Jahresmitte 2023 soll die „Migration“ abgeschlossen sein. Dann sind noch zwei Millionen Kunden und etwa vier Millionen Verträge zu übertragen: Firmenkundengeschäft, Baufinanzierung sowie Ratenkredite.

Wie reagiert die Postbank auf Kritik an der Unterstützung der Kunden?

Die Deutsche Bank verspricht Postbank-Kunden bei der jetzt anstehenden Umstellungswelle besseren Service und eine schnellere Lösung von Problemen. „Wir verdreifachen die Kapazitäten in den Callcentern. Neben der Migration selbst war dies eine große Herausforderung im Januar: Wir hatten zeitweise Wartezeiten in den Callcentern, die zu lang waren“, sagte Karsten Roesch, einer der Projektleiter, der Nachrichtenagentur dpa. Kundinnen und Kunden machen aktuell aber genau diese Erfahrung.

Ein Beispiel: „Bei euch funktioniert ja jetzt schon nichts! Und der Kundenservice ist der absolute Witz, 45 Minuten Warteschleife – und niemand hilft.“ Oder auch: „Seit 6 Wochen habe ich keinen Zugriff mehr auf mein Konto. Warteschleife mehr als 45 Minuten ... Und wenn man einen Berater am Telefon hat, kann er nicht weiterhelfen. Sehr ärgerlich!!!“

Müssen Onlinebanking-Nutzer vor Betrugsversuchen jetzt besonders auf der Hut sein?

Betrüger könnten die IT-Umstellung dazu nutzen, „um gefälschte Mails im Namen der Postbank zu versenden“, teilt das Unternehmen mit. „Viele Mails wirken vertrauenswürdig und erwecken beim Lesen den Eindruck, als handele es sich um eine offizielle Information. Doch in Wirklichkeit wollen die Kriminellen nur an deine Zugangsdaten zum Online- oder Telefonbanking gelangen.“