Hamburg. Im Juni soll das Kaufhaus schließen. Der Betriebsrat will noch nicht aufgeben. Er hatte sich vom Bezirk mehr Unterstützung erhofft.
Als am Montagmittag der Filialleiter der Harburger Karstadt-Filiale die Mitarbeiter über die Schließungspläne des Konzerns informierte, „brach für viele Kolleginnen eine Welt zusammen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Marcus Junker. Es war ein Szenario, das ihn emotional auch fast eine Woche später noch berührt.
Langjährige Kolleginnen und Kollegen seien in Tränen ausgebrochen. „Bis zuletzt haben wir geglaubt, dass Harburg nicht von einer Schließung betroffen sein wird. Die Vorzeichen standen gut“, sagt der 56-jährige. „Seit dem Weihnachtsgeschäft war die Kundenfrequenz gestiegen, und die Kollegen waren voll motiviert.“
Galeria Karstadt schließt: 90 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe
Nun sollen die 74 fest angestellten Mitarbeiter der Filiale die Kündigung erhalten, mit externen Betrieben wie etwa der Änderungsschneiderei im Haus, stehen insgesamt 90 Arbeitsplätze auf der Kippe. Angebote anderer Galeria-Filialen, Beschäftigte aus Harburg zu übernehmen, gäbe es bisher nicht.
„Wir rechnen damit auch nicht, denn die Bestandsfilialen verringern ihre Verkaufsflächen um durchschnittlich 25 Prozent. Zudem sind Personalanpassungen in diesen Filialen angekündigt“, sagt Junker. Er hoffe darauf, dass andere Einzelhändler „viele unserer Kolleginnen und Kollegen übernehmen“.
Am Montag soll die nächste Betriebsversammlung sein, die Beschäftigten erste Einzelheiten zur geplanten Auffanggesellschaft erfahren. Nach Abendblatt-Informationen ist eine Transfergesellschaft geplant. Die Beschäftigen erhalten sechs Monate lang ein sogenanntes Transferkurzarbeitergeld von 60 oder 67 Prozent (mit Kind). Weitere 13 Prozent des bisherigen Nettoentgelts werde der Galeria-Konzern drauflegen, heißt es. Beschäftigte, die nicht in die Transfergesellschaft gehen, sollen eine Abfindung erhalten.
Betriebsrat verärgert: „Das Management hat Fehler gemacht.“
Abfinden wolle er sich mit dem Ende der Filiale aber noch nicht, sagt der Betriebsrat. „In der Vergangenheit wurden zahlreiche Managementfehler begangen, es wurde versäumt, die Filialen für die Zukunft zu rüsten und den Konzern entsprechend aufzustellen. Die Kollegen haben bereits seit Jahren auf Gehalt verzichtet, aber passiert ist wenig.“ Junker sagt: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“
Und er hat Ideen, wie die Filiale doch noch erhalten bleiben könnte: „Wir haben eine voll ausgestattete Gastronomie, einen Lebensmittelmarkt, einen Friseursalon. Dafür könnte man Untermieter suchen.“ Der Betriebsrat werde Konzepte vorlegen, mit denen man Karstadt Harburg in die Gewinnzone führen könne, sagt er.
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Dafür sei es notwendig, mit den Hauseigentümern und der Konzernleitung in Essen zu sprechen. Das aber sei bisher nicht möglich gewesen. Dem Abendblatt hatte ein Vertreter der Eigentümer des Harburger Karstadt-Hauses bereits gesagt, es gebe weder Kontakt zu Galeria noch zu dem Modeunternehmen Aachener, dessen Chef Interesse an Standorten angemeldet hatte, die vom Warenhausunternehmen aufgegeben werden.
Manche Kunden sprechen Mut zu, andere hoffen auf Rabatte
Wie sehr die Harburger mit ihrem Karstadt verbunden sind, ist seit letztem Montag sichtbar. Es gebe einen regelrechten Kundenansturm, sagt Junker. „Viele Kunden sprechen den Kolleginnen und Kollegen Mut zu. Allerdings kommen auch bereits die Schnäppchenjäger, die auf Rabatte hoffen. Das belastet die Kollegen sehr, immer wieder werden sie mit ihrer ungeklärten Zukunftsaussicht konfrontiert.“
Enttäuscht ist Junker über die Reaktion von Politik und Wirtschaft im Stadtteil. „Ich hätte mir deutlich mehr Unterstützung von den politischen Parteien und den regionalen Wirtschaftsverbänden gewünscht, und ich hätte das auch erwartet“, sagt er.
In den vergangenen Tagen sei viel diskutiert worden, wie man den Standort künftig nutzen könne. Zwar habe man den Mitarbeiter alles Gute gewünscht, aber für einen Erhalt der Filiale wolle man sich offensichtlich nicht engagieren. „Das führt in die Resignation, aber wir werden noch nicht aufgeben“, sagt Junker.