Hamburg. 2014 taufte Olaf Scholz den Riesenjet auf den Namen der Hansestadt. Doch das ist nun Vergangenheit. Die Hintergründe.

Im Juni 2014 steht Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf einer Treppe auf dem Flughafen in Fuhlsbüttel, öffnet eine Flasche und tauft das vor ihm stehende größte Passagierflugzeug der Welt auf den Namen „Hamburg“, indem er es mit Champagner begießt.

„Dieser Airbus A380 wird ein hervorragender Botschafter für die Stadt Hamburg sein. Auch und nicht zuletzt deshalb, weil er unseren Anspruch unterstreicht, eines der weltgrößten Luftfahrtzentren der Welt darzustellen“, sagte der heutige Bundeskanzler damals. Doch nun ist klar, dass der Riesen-Airbus in Zukunft nicht mehr als „Hamburg“ um die Welt fliegen wird.

Im Sommer kündigte Lufthansa das A380-Comeback an

Durch die Corona-Krise schien das Aus der Maschine ohnehin schon besiegelt zu sein. Alle 14 Exemplare der Lufthansa wurden mit dem Einbrechen der Luftfahrt wegen der Pandemie zum Langzeitparken in warme Gefilde geschickt, sechs davon an den Hersteller Airbus verkauft. Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr erklärte später das Aus für die A380-Flotte.

Doch dann machte er vergangenen Sommer überraschend einen Schritt zurück. Die Flugbuchungen stiegen stark an, und bei den als Ersatz gedachten neuen Boeing-Jets 777-9 gab es massive Lieferverzögerungen. Daher kündigte er Ende Juni das Comeback der Airbus-Jets für jeweils rund 500 Passagiere an.

Der Name „Hamburg“ am A380 wird entfernt

Anfang Dezember wurde als erster der Jet mit der Kennung D-AIMK vom spanischen Teruel nach Frankfurt geflogen. Er trägt den Rufnamen „Düsseldorf“. Vor einigen Wochen folgte die D-AIMM „Delhi“. Als Nächstes wird die D-AIML auf Deutschlands größtem Flughafen erwartet. Sie war bisher als „Hamburg“ bekannt – doch sie wird den Namen künftig nicht mehr tragen.

Denn seit April 2022 fliegt ein Airbus A350 mit dem Kennzeichen D-AIVB als „Hamburg“ für die Kranich-Linie. In der Lufthansa-Flotte dürfe ein Name aber nur einmal vertreten sein, sagte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty im Gespräch mit unserer Redaktion: „An dem A380 D-AIML wird er entfernt.“

A350 ist effizienter als A380

Der fliegende Botschafter der Hansestadt ist nun also einen Nummer kleiner und steht damit für den Wandel, der sich in der Branche vollzieht. Im Frühjahr 2019 hatte Airbus das Produktionsaus für das größte Passagierflugzeug der Welt bekannt gegeben. Es gab schlichtweg keine neuen Aufträge mehr. Im Dezember 2021 wurde der letzte A380 auf Finkenwerder an den Hauptkunden Emirates ausgeliefert.

Der A350 gilt mit seinen nur zwei Triebwerken als spritsparender und effizienter als der viermotorige Riesenjet und besser geeignet für Routen abseits der großen Drehkreuze.

Airbus erhält Auftrag über 15 weitere A350

Die Kranich-Linie wird auch zukünftig auf den modernen Großraumjet von Airbus setzen. Der Vorstand habe den Kauf von 15 dieser Flugzeuge beschlossen, teilte Lufthansa am Donnerstag mit. Zehn davon sollen in der 73,79 Meter langen Version A350-1000 ausgeliefert werden, fünf als die sieben Meter kürzere A350-900, die Lufthansa mit knapp 300 Sitzen bestuhlt.

Zudem bestellt die Fluglinie noch sieben „Dreamliner“ beim US-Konzern Boeing. Nach Listenpreis belaufe sich der Gesamtwert der Bestellung auf 7,5 Milliarden US-Dollar, so der Konzern. Allerdings sind hohe Rabatte in der Branche üblich.

Nach Ostern soll der A380 nach Frankfurt fliegen

Bis die neuen Flieger in der Flotte sind, wird es noch dauern. Daher wird in Teruel an der Reaktivierung des A380 D-AIML weitergearbeitet. Hunderte Arbeitsstunden dürften dafür insgesamt notwendig sein. Denn beim Langzeitparken waren zum Beispiel Flüssigkeiten abgelassen worden, die nun wieder zurück an Bord müssen. Anschließend werden die Systeme gecheckt. Hinter mit Plastikfolien abgedeckten Motoren muss nach Korrosion geschaut werden.

„Dieses Flugzeug soll im April – nach Ostern – von Teruel nach Frankfurt fliegen“, so Lamberty. In diesem Sommer soll es dann ab München wieder mit Passagieren abheben – wenn auch nicht mehr als „Hamburg“.