Hamburg. Klingel Gruppe stellt Betrieb von Tochterfirma überraschend ein und kündigt knapp 80 Beschäftigten. „Wut“ und „tiefe Enttäuschung“.

In den Büros des Hamburger Versandhändlers Impressionen an der Kieler Straße ist von „Schock“, „Wut“ und „tiefer Enttäuschung“ die Rede. Vor wenigen Tagen hat das Management der Klingel Gruppe mit Sitz in Pforzheim den Beschäftigten überraschend mitgeteilt: „Der Standort von Impressionen in Hamburg wird im Laufe des zweiten Quartals 2023 geschlossen.“ Die knapp 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens haben bereits die Kündigung erhalten – die meisten davon mit der für sie geltenden Frist von drei Monaten.

Impressionen habe im vergangenen Jahr ein deutlich negatives Ergebnis erzielt, heißt es zur Begründung in einem Schreiben des Klingel-Managements an die Impressionen-Beschäftigten im Intranet des Unternehmens. In dem Dokument, das dem Abendblatt vorliegt, liest man zudem, das Impressionen-Konzept sei „für uns so wirtschaftlich nicht länger tragbar“, daher seien „einschneidende Maßnahmen erforderlich“.

Impressionen: Mutterkonzern spricht von Restrukturierung

Auf Anfrage des Abendblatts erklärte eine Sprecherin der Klingel Gruppe: „Wie jedes andere Unternehmen müssen wir unsere Strukturen und Prozesse den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen. Wir bestätigen, dass wir aktuell an einer Restrukturierungsmaßnahme bei Impressionen arbeiten. Die Geschäftsführung hat die betroffenen Mitarbeitenden am 23. Februar 2023 über die Pläne informiert und steht dazu mit ihnen im Austausch.“

Impressionen – einst Teil der Hamburger Schneider-Gruppe – gehört seit 2017 zur Klingel Gruppe, dem drittgrößten Versandhändler in Deutschland. Die Hamburger sind spezialisiert auf eher junge Mode für Frauen, Möbel, Heimtextilien sowie Wohnaccessoires, und haben nach eigenen Angaben etwa 400.000 aktive Kundinnen.

2022 brach der Umsatz ein

Klar und unbestritten ist: 2020 und 2021 erzielte Impressionen Rekordumsätze, doch 2022 brachen die Erlöse ein. Zu den Gründen dafür gibt es aus Pforzheim und Hamburg unterschiedliche Darstellungen. Bei Klingel heißt es, die anspruchsvollere und modischere Ausrichtung von Impressionen stoße bei den Kundinnen an Grenzen.

Impressionen: Das Aus kam binnen weniger Minuten

Die Hamburger jedoch verweisen darauf, die Erlöse seien eingebrochen, nachdem bei Klingel Mitte 2022 ein neues IT-System eingeführt worden sei – das bis heute nicht zuverlässig funktioniere. „Wir können nicht mehr arbeiten, und das seit Monaten. Ich kenne nicht mehr die Bestellungen meiner Kundinnen, die mich anrufen“, sagt eine Vertriebsmitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Und noch etwas schürt Wut und Enttäuschung an der Kieler Straße: Die Videokonferenz, in der der Klingel-Chef den Beschäftigten das Aus für Impressionen verkündete, habe gerade einmal viereinhalb Minuten gedauert.