Tagesgeld ist jetzt besonders attraktiv, auch bei kurzfristiger Anlage. Pfandbriefe und Geldmarktfonds als Alternative zu Sparprodukten.

  • Tagesgeld ist jetzt besonders attraktiv für Anleger
  • Die höchsten Zinsen gibt es für Neukunden
  • Was die Hamburger Banken den Sparern anbieten

Sparer können im laufenden Jahr auf weiter steigende Zinsen hoffen. Die nächsten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind angesichts der unverändert hohen Inflationsrate von 7,90 Prozent im vergangenen Jahr absehbar, und damit werden auch die Konditionen für Tages- und Festgeld noch weiter steigen. „Wir erwarten den Einlagesatz im Frühjahr bei 3,25 Prozent, wo er danach auch für längere Zeit verharren dürfte“, sagt Ralph Solveen von der Commerzbank. Aktuell liegt der Leitzins der EZB bei 2,50 Prozent.

Die Sparzinsen bleiben zwar deutlich unter der Inflationsrate, aber sie haben sich in den vergangenen Monaten sehr dynamisch entwickelt. Wo gibt es die besten Zinsangebote? Wie lange soll man sich binden? Wie sicher sind die Sparanlagen? Was bringen Pfandbriefe? Wann lohnen Geldmarktfonds? Unsere Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen zur Zinswende.

Warum ist jetzt Tagesgeld besonders attraktiv?

Verbraucherschützer raten, auf einem Tagesgeldkonto zwei bis drei Nettogehälter für unvorhergesehene Ausgaben zu parken. In dieser Phase steigender Zinsen kann von dieser Regel auch mal abgewichen werden und höhere Beträge dort gebunkert werden. Denn die Zinsen für Tagesgeld werden in den nächsten Monaten weiter steigen. So profitiert man automatisch von Zinsanhebungen, während bei Festgeldanlagen der einmal vereinbarte Zins festgeschrieben ist.

„Der Zins für ein einjähriges Festgeld ist zwar höher, aber in einem halben Jahr sind die Chancen sehr gut, dass der Zins für diesen Anlagezeitraum auch weiter gestiegen ist“, sagt Max Herbst, Gründer der FMH-Finanzberatung, die Bankkonditionen auswertet. „Sagen einem die Tagesgeldkonditionen nach einem halben Jahr nicht mehr zu, kann man in Festgeldanlagen umschichten.“ Möglich ist auch jetzt schon eine Aufteilung zwischen Tages- und Festgeld.

Wo gibt es die höchsten Tagesgeldzinsen?

Die höchsten Tagesgeldzinsen sind für Neukunden reserviert. 2,10 Prozent verspricht die Consorsbank Neukunden, wenn in den ersten vier Monaten auch noch ein anderes Produkt der Bank genutzt wird. Consorsbank, Volkswagen Bank (2,00 Prozent) und Bank 11 (1,80 Prozent) garantieren ihren Zins für sechs Monate, obwohl Tagesgeldzinsen vom Prinzip her flexibel sind und jederzeit von der Bank angepasst werden können.

Aus jetziger Sicht sinkt der Zins bei der Volkswagen Bank nach dem Garantiezeitraum auf 0,40 Prozent und bei der Bank 11 auf 0,50 Prozent. Auch die ING bietet ihren Neukunden zwei Prozent, taucht in der Tabelle aber nicht auf, weil die Zinsgarantie nur für vier Monate gilt.

Was bieten Hamburger Institute?

Dagegen halten sich die etablierten Geldinstitute bei den Tagesgeldzinsen stark zurück. Bei der Hamburger Volksbank liegt der Zinssatz zum Beispiel noch bei null Prozent, bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) reichen die Konditionen von 0,1 bis 0,3 Prozent. Damit verschenken die Sparer viel Geld, denn ihre Einlagen sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen.

Nach einer Studie der DZ-Bank erreichten sie Ende 2022 geschätzt 3,17 Billionen Euro, gegenüber 2019 ist das eine Steigerung um 17 Prozent. Wer von der Entwicklung beim Tagesgeld profitieren will, muss sich also eine weitere Bankverbindung zulegen. Bei der Hausbank ist in der Regel nichts zu holen.

Wie hoch werden die Zinsen für Tagesgeld noch steigen?

Die Tagesgeldzinsen entwickeln sich in Abhängigkeit vom Leitzins der EZB – das heißt aber nicht, dass alle Banken sich an der Höhe der Leitzinsen orientieren. Das zeigt schon der Durchschnittszins beim Tagesgeld, der laut der FMH-Finanzberatung aktuell bei 0,64 Prozent liegt, während andere Anbieter bereits rund zwei Prozent Zinsen zahlen. Der Leitzins liegt aber bei 2,50 Prozent und dürfte in den nächsten Monaten weiter steigen.

„In der Vergangenheit gab es Phasen, in denen der Durchschnittszins für Tagesgeld sogar über dem EZB-Leitzins lag“, sagt Herbst. „Ich erwarte schon, dass die Tagesgeldzinsen in der Spitze noch auf drei Prozent steigen werden.“ Tagesgeld könne damit zu einer Konkurrenz für Festgeld werden. Denn wer sein Geld für drei Jahre anlegt, bekommt derzeit auch nur gut drei Prozent. Auch hier würden zwar die Konditionen noch steigen, aber nicht mit der Dynamik wie beim Tagesgeld, so Herbst. Er rechnet damit, dass der Durchschnittszins für Tagesgeld bis Ostern auf mehr als ein Prozent steigt.

Was bieten die Festgeldzinsen?

Für ein Jahr gibt es in der Spitze 2,70 Prozent Zinsen, der Aufschlag für eine dreijährige Anlage ist gering. Hier werden bis zu 3,10 Prozent Zinsen gezahlt. „Bis zu drei Jahre ist vertretbar, länger würde ich mich nicht binden“, sagt Sandra Klug, Geldexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Es komme auch immer darauf an, wann das Geld wieder zur Verfügung stehen soll.

In einer wirtschaftlich unsicheren Zeit wie jetzt, befürwortet sie eher kürzere Anlagezeiträume. Empfehlenswert ist, das Geld auf mehrere Anlagezeiträume aufzuteilen, etwa ein, zwei und drei Jahre. „Eine solche Zinstreppe ist eine gute Idee“, sagt Klug. Nach zwölf Monaten, ist dann das erste Geld schon wieder verfügbar und kann eventuell zu noch höheren Zinsen wieder angelegt werden.

Wie sicher sind die Sparanlagen?

Zunächst gilt die einheitliche europäische Einlagensicherung. Damit sind 100.000 Euro pro Kunde abgesichert. Einige Banken gehören noch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken an. Dann sind weitere fünf Millionen Euro pro Kunde abgesichert. Seit Jahresbeginn gilt für alle diese Banken ein einheitlicher Betrag, der in den nächsten Jahren weiter abgesenkt wird (wie diese Redaktion berichtete).

Was bieten Pfandbriefe?

Pfandbriefe sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Geldinstituten herausgegeben werden und zum Beispiel mit Immobilien besichert sind. Sie bieten eine etwas höhere Rendite als Bundesanleihen und waren vor der Niedrigzinsphase bei Anlegern sehr beliebt, denn sie bieten auch eine hohe Sicherheit. In mehr als 250 Jahren hat es bis heute keinen Ausfall dieser Papiere gegeben. Anders als ein Sparbrief können die Pfandbriefe während der Laufzeit auch über die Börse verkauft werden, sind also etwas flexibler. Allerdings werden heute viele Pfandbriefe erst ab einer Stückelung von 100.000 Euro gehandelt. Papiere ab 1000 Euro gibt es nur wenige, wie man mit dem Anleihen-Finder der Börse Stuttgart schnell herausfinden wird.

Dennoch sind noch Investments möglich, wie die Beispiele in der Grafik zeigen, die Renditen liegen bei rund drei Prozent. Die Anlage eignet sich aber nur für Sparer, die sich die Papiere selbst heraussuchen können und über eine Direktbank handeln. Dabei sollte immer mit einem Kurslimit gearbeitet werden, weil die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs zum Teil recht hoch ist. Wer seinem Bankberater mit dem Erwerb von Pfandbriefen beauftragt, wird wahrscheinlich eher auf andere Produkte verwiesen werden.

Erleben Geldmarktfonds eine Renaissance?

In den vergangenen Jahren waren sie in der Versenkung verschwunden: Geldmarktfonds investieren das Geld ihrer Anleger in Geldmarkttitel oder Geldmarktpapiere mit sehr kurzer Restlaufzeit. Dazu zählen etwa Sicht- und Termingelder, Anleihen und Schuldscheindarlehen, deren Laufzeit weniger als ein Jahr beträgt. Die Papiere können börsentäglich gekauft oder verkauft werden. Die Verzinsung orientiert sich am Geldmarkt. Als Maßstab dient der Euribor-Zinssatz. Die Zinsen liegen mit drei Monaten Restlaufzeit bei 2,2 Prozent und mit sechs Monaten bei 2,8 Prozent. Selbst Geld, das sich die Banken nur über Nacht ausleihen, wird aktuell mit 1,9 Prozent verzinst. Natürlich beziehen sich die Zinssätze aber immer auf ein Jahr.

Inzwischen gibt es auch Börsenfonds (ETF), die solche Bankgeschäfte abbilden, wie der Lyxor Euro Overnight Return (Wertpapierkennnummer LYX0B6). Der Amundi ETF Govies 0–6 Month Euro MTS (WKN A0RNWC) enthält Staatsanleihen der Eurozone mit einer Restlaufzeit von bis zu sechs Monaten. Wenn also die Bank kein vernünftiges Tagesgeld anbietet und man keine andere Bankverbindung eingehen will, sind jetzt Geldmarktfonds wieder eine Alternative. Aber Tagesgeld bleibt das einfachere Produkt. Außerdem unterliegen diese Fonds nicht der Einlagensicherung.