Hamburg. DAX-Konzern hatte Prognose zweimal kürzen müssen. Airlines bestellen 1078 Jets – vor allem in Hamburg gefertigte A320-Familie gefragt.

Airbus hat eines seiner wichtigsten Jahresziele klar verfehlt. „Das Unternehmen plant, im Jahr 2022 rund 720 Flugzeuge auszuliefern“, hatte Vorstandschef Guillaume Faury am 17. Februar 2022 bei der Vorstellung der Bilanz gesagt.

Allerdings stellte er seine Prognose unter den Vorbehalt, dass es zum Beispiel in der Weltökonomie keine Verwerfungen gibt. Eine Woche später griff Russland die Ukraine an, in den Monaten danach stiegen die Energiepreise drastisch und trieben die Inflationsrate insgesamt hoch.

Rohstoffmangel und Probleme in China belasten zusätzlich

Beide Faktoren belasteten das Geschäft des Flugzeugbauers mit dem großen Werk auf Finkenwerder. Zusammen mit Rohstoffknappheit, Fachkräftemangel, der vor allem die Zulieferer treffe, und Störungen bei chinesischen Teileherstellern aufgrund der lange Zeit rigiden Corona-Politik in der Volksrepublik nannte der DAX-Konzern im Dezember mehrere Gründe, warum das Ziel nicht mehr zu erreichen sei.

Dabei war die Marke schon Ende Juli auf rund 700 Jets gesenkt worden. Doch die revidierte Planung musste ein zweites Mal gesenkt werden. Allerdings werde die Prognose „nicht wesentlich“ unterschritten, so der Konzern vor fünf Wochen.

2022 liefert Airbus 661 Flugzeuge aus

Seit Dienstagabend ist klar, dass doch ein ganzes Stück bis zur Erfüllung der Prognose fehlte. 661 Flugzeuge seien 2022 an 84 Kunden ausgeliefert worden, teilte Airbus mit. „Dies ist zwar weniger als ursprünglich geplant, aber angesichts der Komplexität unseres geschäftlichen Umfelds möchte ich den Teams und unseren Partnern für ihre harte Arbeit und das Endergebnis danken“, sagte Faury.

Der Großteil stammt mit 516 Jets wieder aus der A320-Familie, von denen rund die Hälfte der Maschinen in Hamburg endmontiert wird. Von den in Toulouse (Frankreich) gefertigten Langstreckenfliegern vom Typ A330 waren es 32 Maschinen, vom neuen Großraumjet A350 60.

Acht Prozent mehr Flieger werden an Airlines übergeben

Die in Mobile (USA) und Mirabel bei Montreal (Kanada) zusammengeschraubten Kurz- und Mittelstreckenflieger A220 wechselten 53-mal zum Erstbesitzer.

Trotz der Probleme wurde die Marke aus dem Jahr 2021 von 611 ausgelieferten Flugzeugen klar um acht Prozent überschritten. Vom Rekordjahr 2019 mit 863 Verkehrsjets ist man aber weit entfernt.

Großteil der Bestellungen betreffen die A320-Familie

Das Orderbuch ist allerdings nach wie vor dick. 7239 Flugzeuge stehen dort drin. 2022 kamen Aufträge über 1078 Maschinen hinzu, netto blieben 820 übrig. Für die Langstreckenflieger A330 waren es 19 Bruttobestellungen, für den A350 44. Für den A220 gab es Kaufverträge über 127 Stück.

Den Großteil der Bestellungen machten erneut die A320-Familie aus: 888 Flieger der Reihe wurden geordert. 2021 waren es 771 neue Aufträge, netto blieben davon 507 übrig. Der Bestwert stammt von 2013 mit 1503 Nettobestellungen.

Airbus will die Fertigungsrate hochfahren

Rechnerisch ist die Fertigung für rund zehn Jahre ausgelastet. Ein Hochlauf der Produktion ist geplant. Allerdings kämpfen mit den eingangs erwähnten Problemen auch die Zulieferer, sodass er sich verzögerte. Im Herbst wurden etwa 50 Maschinen der A320-Familie pro Monat gefertigt. Spätestens 2024 sollen es 65 Flieger sein. Mitte des Jahrzehnts werden 75 Maschinen pro Monat angepeilt.

Am geplanten operativen Gewinn von 5,5 Milliarden Euro hielt Airbus Anfang Dezember übrigens fest. Einige Risiken seien entfallen, der starke US-Dollar helfe und Ausgaben für Forschung und Entwicklung seien niedriger ausgefallen, hieß es damals.