Hamburg. Marabu Airlines setzt auf Flugzeuge von Airbus und einen bekannten Partner, der ebenfalls einen Vogel als Wappentier hat.

Der Marabu gehört zu den Tieren mit der größten Spannweite auf der Welt. Ein Männchen aus der zu der Familie der Störche zählenden Vogelart bringt es von der linken bis zur rechten Hauptfeder der Flügel auf bis zu drei Meter. Damit sei der Name passend für eine neue Fluggesellschaft, dachte man sich beim britischen Finanzinvestor Attestor und gründete Marabu Airlines – und die neue Fluglinie wird schwerpunktmäßig am Helmut-Schmidt-Flughafen aktiv sein.

Flughafen Hamburg: Marabu soll im Sommer ab Fuhlsbüttel fliegen

„Marabu wird ab Sommer von Hamburg und München aus zu beliebten Urlaubszielen rund um das Mittelmeer sowie an die portugiesische und spanische Atlantikküste fliegen“, sagte Attestor-Sprecher Andreas Kolbe auf Anfrage unserer Redaktion. Mehr als 20 Ziele sollen dann im Flugplan stehen, zwölf davon ab Fuhlsbüttel.

Generell würden Städte in Ägypten, Griechenland, Italien, Kroatien, Portugal und Spanien angesteuert. „Der konkrete Flugplan wird in den nächsten Wochen veröffentlicht“, sagte Kolbe, ohne konkrete Strecken zu nennen. Allerdings lassen sich erste Marabu-Flüge schon buchen, wenn man genau hinschaut.

Marabu-Flüge nach Faro und Hurghada bereits buchbar

So hatte Condor Anfang Dezember auf Anfrage mitgeteilt, im Sommer 2023 von Hamburg aus 18 Städte direkt anzufliegen. Kurz vor Weihnachten tauchten aber nur noch 13 Destinationen im Streckennetz der deutschen Ferienfluglinie auf. Das neue Condor-Ziel Faro in Portugal, Hurghada in Ägypten sowie die griechischen Ziele Chania (Kreta), Preveza/Lefkas und Zakynthos verschwanden wieder aus dem Flugplan, in dem sie vorher schon aufgeführt worden waren.

Die Ziele und Strecken seien weiterhin über condor.com buchbar, sagte Condor-Spre­cherin Johanna Tillmann auf Nachfrage: „Durchgeführt werden diese von der Airline Marabu.“ Die deutsche Fluglinie sei als General Sales Agent für die exklusive Vermarktung der Tickets zuständig, heißt es von Condor wie von Attestor.

Das dürfte daran liegen, dass beide Seiten sich kennen. Im Juli 2021 übernahm Attestor 51 Prozent der Anteile am verstaatlichten deutschen Ferienflieger Condor und steckte 200 Millionen Euro frisches Eigenkapital hinein.

Flotte wurde für eine Viertelmilliarde Euro modernisiert

Zudem wurde eine Viertelmilliarde Euro für die Modernisierung der Flotte bereitgestellt. „Damit schaffen wir die Voraussetzungen, Condor als starken zweiten Carrier im wichtigen deutschen Heimatmarkt und als führenden Ferienflieger in Europa zu etablieren“, sagte damals Friedrich Andreae, Leiter Private Investments von Attestor.

Ein Jahr später wurde ein Großauftrag für Airbus bekannt. Condor bestellte 41 Flugzeuge der A320-Familie, die zu etwa der Hälfte in Hamburg endmontiert werden. Sie sollen ab Frühjahr 2024 geliefert werden, wenn die Erneuerung der Langstreckenflotte gerade abgeschlossen ist.

Den ersten A330neo von zuvor bereits bestellten 18 Maschinen erhielt Condor kurz vor Weihnachten aus Toulouse. Quasi im Monatstakt kommen neue hinzu. Dieser Jetaustausch binde bei Condor Kapazitäten, deshalb sei Marabu gegründet worden, sagte Kolbe: „Ziel ist es, im Mittelstreckensegment jetzt weiterzuwachsen, was Condor momentan nicht schafft.“ Perspektivisch sollen sich beide Airlines als Schwestern die Mittelstrecken teilen, Condor auch Langstrecke fliegen, was bei Marabu nicht geplant sei.

Flughafen Hamburg: Zeitpunkt für ersten Marabu-Start noch offen

Attestor wurde von dem Deutschen Jan-Christoph Peters 2012 in London gegründet und verwaltet nach eigenen Angaben rund 6 Milliarden Euro. Das Geld soll überwiegend von Universitätsstiftungen und Family Offices stammen, also Beteiligungsgesellschaften vermögender Privatkunden. Die Gesellschaft ist auch am Autoverleiher Europcar beteiligt.

Der genaue Zeitpunkt für den ersten Start von Marabu Airlines sei noch offen, so Kolbe. Grundsätzlich würden die Rahmenbedingungen stimmen, damit der Betrieb der Fluglinie wirtschaftlich stabil erfolgen könne. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie habe sich der Reise- und Tourismussektor deutlich schneller erholt als erwartet.

Zudem stiege die Nachfrage nach Urlaubsflügen weiter, sagte Kolbe: „Besonders in Hamburg und München gibt es viele freie Kapazitäten, deshalb geht Marabu mit Direktflügen an diesen beiden Flughäfen an den Start.“

Auch viele Pauschalreisende könnten im Sommer mit der neuen Vogel-Fluglinie abheben. Bei Europas größtem Reiseveranstalter Tui tauchen bei der Urlaubssuche einige Angebote auf, in denen auf Marabu als durchführende Fluglinie verwiesen wird. „Die Flüge von Marabu werden zu einem großen Teil über Reiseveranstalter angeboten und in komplette Reiseangebote eingearbeitet“, sagte Kolbe.

Abendblatt-Test: Tickets nach Hurghada starten bei 159,99 Euro

Im Einzelplatzverkauf würden sich die Preise an der Marktentwicklung orientieren. Eine Preisspanne oder einen Einstiegsbereich für Tickets nannte er nicht. Bei einer Testbuchung über die Condor-Seite lagen die günstigsten Tickets von Marabu nach Hurghada in den Sommermonaten bei 159,99 Euro für die einfache Strecke.

Der Tarif beinhaltet allerdings nur ein kleines Handgepäckstück. Wer mit aufzugebendem Koffer reisen will, muss mindestens 199,99 Euro auf den Tisch legen. Nach Faro begannen die günstigsten Tickets bei 79,99 Euro für die einfache Strecke. Ab Mai wurden Marabu-Flüge bei der Stichprobe angezeigt.

Fliegen will Marabu mit einer Flotte von sechs Flugzeugen der A320-Familie. Im Flugbetrieb kooperiert man mit Nordica. Die estnische Fluglinie stellt zum einen die Maschinen mit Crew im sogenannten Wetlease und soll zum anderen Marabu (ebenfalls mit Sitz in Tallin/Estland) helfen, ein eigenes Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) zu erhalten.

Flughafen Hamburg: Marabu plant Hansestadt als Basis

Beim ersten Start solle ein Teil der Piloten und Flugbegleiter schon bei Marabu direkt angestellt sein. Gemeinsam mit Nordica habe man mehr als 100 Stewards und Flugzeuglenker für sich gewonnen, so Kolbe: „Dabei fokussieren wir uns auf den lokalen Arbeitsmarkt rund um unsere zwei Abflughäfen – so sind unsere Mitarbeitenden nah an ihrem Zuhause und haben einen entspannteren Arbeitsweg.“

Eine oder mehrere Maschinen könnten in Hamburg stationiert werden. Gezahlt würden „marktgemäße, wettbewerbsfähige Tarife“.

In der Vogelwelt sind die Kräfteverhältnisse übrigens geklärt. Der Andenkondor hat mit einer Spannweite von bis zu 3,20 Meter laut Wikipedia einen Tick die Nase vorn. In seinem Lebensraum in Südamerika trifft er allerdings ohnehin nicht auf den Marabu – der lebt in Afrika.

Künftig soll er als Airline-Name die Stimmung der Touristen schon an Bord in die Höhe treiben, so Kolbe: „Als Ferienflieger mit den Zielen Ägypten, Griechenland, Italien, Kroatien, Portugal und Spanien vermittelt der Name bereits das Gefühl von Urlaub.“