Hamburg. Das finanziell angeschlagene Start-up kann die Fertigung nicht allein aufnehmen und will jetzt mehrere Maßnahmen umsetzen.

Der finanziell angeschlagene Hamburger Hersteller von Wasserstoff-Lastwagen, Clean Logistics, ändert seine Geschäftsstrategie. Anders als ursprünglich vorgesehen will das Unternehmen die Serienfertigung der emissionsfreien Fahrzeuge künftig nicht in Eigenregie durchführen, sondern über einen strategischen Partner und den vermehrten Einsatz von Lohnfertigung umsetzen. „Erste Gespräche hierzu befinden sich in einem frühen Stadium“, teilte Clean Logistics nun mit.

Zudem trennt sich das Unternehmen von der erst im vergangenen Juli erworbenen Tochtergesellschaft Ginaf Trucks aus den Niederlanden. Clean Logistics hatte das Unternehmen eigentlich erworben, um mehr Kapazitäten für die eigene Lkw-Produktion zu schaffen. Da diese nun nach außen vergeben werden soll, ist Ginaf Trucks überflüssig. Die bestehenden Kundenaufträge für 2023 sollen in der eigenen Fertigungshalle in Winsen (Luhe) realisiert werden. Mit der Veräußerung kann Clean Logistics einen Teil seiner Verbindlichkeiten tilgen: Mit der Maßnahme würden Darlehensverpflichtungen reduziert und Mittelzuflüsse im mittleren einstelligen Millionenbereich realisiert, erklärte das Unternehmen.

Clean Logistics will neue Aktien ausgeben

Wie berichtet ist das Start-up in ernste finanzielle Schwierigkeiten geraten und muss sich über eine Kapitalerhöhung dringend mit frischem Geld „zur Sicherung der Überlebensfähigkeit der Gesellschaft versorgen“, wie das Unternehmen bereits am Donnerstag bekannt gegeben hatte. Clean Logistics will dafür 2,7 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 1,80 Euro je Stück ausgeben. In einem ersten Schritt hätten inzwischen bestehende Großaktionäre Aktien im Wert von mehr als 1,2 Millionen Euro vorab gezeichnet, heißt es. In einem zweiten Schritt soll darüber hinaus im Januar ein öffentliches Bezugsangebot zu identischen Konditionen platziert werden.

Hinter Clean Logistics stehen die beiden bekannten Hamburger Unternehmer Dirk Graszt und Dirk Lehmann. Sie hatten die Firma gegründet, um Lastwagen mit brennstoffzellenelektrischen Antrieben zu entwickeln und auf die Straße zu bringen. In einem ersten Schritt rüsteten sie bereits vorhandene Verbrenner-Nutzfahrzeuge in ihrer Werkstatt in Winsen um. Mit dem „Fyuriant“ entwickelten sie dann ihren ersten eigenen Sattelschlepper, der mit Wasserstoff fährt.

Die Aufträge ließen nicht lange auf sich warten. Zuletzt vermeldete Clean Logistics den Abschluss eines Vertrags mit dem Energiekonzern GP Joule zur Lieferung von 5000 Wasserstofflastern.